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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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AGLA.
    TETRAGRAMMATON. AGYROS. OTHEOS. ISCHY−ROS ATHANATOS.
    JEHOVA.VA.ADONAI. SADAY. HOMOVSION. MESSIAS.
    ESCHEREHEYE.«
    Kreise und Pentagramme waren überall zu sehen und berichteten zweifellos von dem merkwürdigen Glauben und Trachten derer, die hier in diesem Schmutz hausten. Das Merkwürdigste fand man indessen im Keller − einen Haufen echter Goldbarren, nachlässig, mit Sackleinwand zugedeckt, die auf ihrer glänzenden Oberfläche die selben seltsamen Hieroglyphen trugen, die auch die Wände schmückten. Die Polizisten stießen während der Razzia von Seiten der schmaläugigen Orientalen, die aus jeder Tür herausströmten, lediglich auf passiven Widerstand. Da sie nichts Wichtiges fanden, ließen sie alles, wie es war, aber der Hauptmann des Polizeireviers schrieb an Suydam einige Zeilen, den Charakter seiner Mieter und Schützlinge im Hinblick auf den wachsenden öffentlichen Unmut genauer zu prüfen.

45
V
    Dann kam die Junihochzeit und die große Sensation. Fiatbush war zur Mittagszeit in fröhlicher Stimmung, und bewimpelte Autos drängten sich in den Straßen bei der alten holländischen Kirche, wo eine Markise sich von der Kirchentür bis zur Fahrbahn erstreckte. Kein örtliches Ereignis hat je die Suydam−Gerritsen Hochzeit an Kolorit und Niveau übertroffen, und die Menge, die Braut und Bräutigam zum Cunard Pier geleitete, war wenn auch nicht die eleganteste, so doch mindestens eine gedrängte Seite aus dem Handbuch der Gesellschaft. Um fünf Uhr winkte man Abschied und der riesige Dampfer glitt von dem langen Pier hinweg, wandte die Nase langsam seewärts, entließ den Schlepper und machte sich auf den Weg zu den großen Wasserflächen, die einen zu den Wundem der Alten Welt bringen. Bis zum Abend hatte man den Außenhafen hinter sich und Passagiere, die noch auf Deck waren, sahen, wie die Sterne über dem unverschmutzten Ozean zwinkerten.
    Ob es der Trampdampfer oder der Schrei war, was zuerst Aufmerksamkeit erregte, vermag niemand zu sagen. Vielleicht geschah beides gleichzeitig, aber es hat nicht viel Sinn, darüber nachzudenken. Der Schrei kam aus der Kabine der Suydams, und der Matrose, der die Tür aufbrach, hätte vielleicht Schreckliches erzählen können, wenn er nicht sofort völlig übergeschnappt wäre, statt dessen schrie er lauter als die beiden Opfer und rannte danach dümmlich lächelnd durchs Schiff, bis man ihn einfing und in Eisen legte. Der Schiffsarzt, der die Kabine betrat und einen Moment später Licht machte, wurde zwar nicht verrückt, aber er erzählte niemandem, was er gesehen hatte, erst später, als er mit Malone in Chepachet korrespondierte. Es war Mord durch Erwürgen, aber man braucht nicht extra zu betonen, daß der Klauenabdruck an Mrs. Suydams Hals weder von ihrem Mann, noch von einer anderen Menschenhand stammen konnte oder daß auf der weißen Wand für einen Augenblick eine scheußliche rote Inschrift aufblitzte, die, als sie später nach dem Gedächtnis niedergeschrieben wurde, nichts weniger bedeutete als die furchtbaren chaldäischen Buchstaben des Wortes »LILITH!. Man braucht diese Dinge nicht zu erwähnen, weil sie schnell wieder verschwanden − was Suydam betraf, so konnte man wenigstens andere von dem Raum fernhalten, bis man wußte, wie man selbst darüber dachte. Der Doktor hat Malone ausdrücklich versichert, daß er ES nicht gesehen hat. Das offene Bullauge war, kurz bevor er das Licht anknipste, für eine Sekunde durch ein schwaches Leuchten verschleiert, und einen Moment schien in der Nacht draußen die Andeutung eines schwachen, teuflischen Gekichers widerzuhallen, aber das Auge nahm nichts Greifbares wahr. Als Beweis deutet der Doktor auf seine ungebrochene geistige Gesundheit hin. Dann zog der Trampdampfer die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ein Boot wurde ausgesetzt, und eine Horde dunkelhäutiger, unverschämter Schurken in Offizierskleidung ergoß sich an Bord des vorübergehend angehaltenen Cunard−Dampfers. Sie wollten Suydam oder seine Leiche haben − sie hatten von seiner Reise gewußt und waren aus bestimmten Gründen sicher, daß er sterben werde. Das Kapitänsdeck war beinah ein Chaos, denn in der Zeit zwischen dem Bericht des Doktor a über die Vorgänge in der Kabine und der Forderung der Leute vom Trampdampfer, wußte selbst der klügste und gesetzteste Seemann nicht recht, was er tun solle.
    Plötzlich zog der Anführer der anwesenden Seeleute, ein Araber mit scheußlich 46
    negroidem Mund ein schmutziges, zerknittertes

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