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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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ließ ihn stolpern, gleichzeitig warf sie einen Becher um, der zur Hälfte mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. Der Schock war ungeheuer, und Malone weiß bis heute nicht so recht, was er sah, aber er sieht die Katze noch immer in seinen Träumen, wie sie davonrannte, während sie sich schrecklich und sonderbar veränderte. Dann kam die versperrte Kellertür und die Suche nach etwas, um sie einzuschlagen. Ein schwerer Hocker stand in der Nähe, und eine solide Sitzfläche war mehr als genug für die alten Türfüllungen, es bildete sich ein Sprung, dann gab die ganze Tür nach − aber von der anderen Seite, von wo ein heulender Tumult eiskalten Windes mit all dem Gestank unergründlicher Tiefen heraufdrang und als er eine Saugkraft erreichte, die weder irdischen noch himmlischen Ursprungs war, die sich gefühlvoll um den wie gelähmten Detektiv wickelte, ihn durch die Öffnung hinunter in unergründliche Räume zerrte, die mit Flüstern und Wehklagen und Ausbrüchen von Spottgelächter erfüllt waren. Natürlich war es nur ein Traum. Alle Spezialisten hatten es ihm gesagt, und er hatte nichts, um das Gegenteil zu beweisen. Es wäre ihm in der Tat sogar lieber, denn der Anblick alter Ziegelslums und dunkler, ausländischer Gesichter würde sich nicht so tief in seine Seele einfressen. Aber damals war alles schreckliche Wirklichkeit, und nichts kann je die Erinnerung an diese nachtschwarzen Krypten, die riesigen Bogengänge und diese halberschaffenen Höllengestalten, die schweigsam und riesig vorbeigingen, halb Aufgegessenes festhaltend, dessen noch lebende Teile um Gnade baten oder im Wahnsinn lachten. Gerüche von Weihrauch und Fäulnis mischten sich zu einem ekelerregenden Zusammenklang, und die schwarze Luft war mit der nebelhaften, halb sichtbaren Masse formloser Elementargeister mit Augen belebt. Irgendwo schwappte dunkles, klebriges Wasser gegen einen Pier aus Onyxmarmor, und einmal erklang das zitternde Klingeln heiserer Glöckchen, um das Wahnsinnskichern eines nackten, phosphoreszierenden Geschöpfes zu begrüßen, das schwimmend auftauchte, ans Ufer kletterte und ein goldenes Piedestal im Hintergrund erklomm, auf dem es höhnisch grinsend saß. Breite Strahlen unendlicher Nacht schienen nach allen Seiten abzuzweigen, bis man sich hätte vorstellen können, daß hier die Wurzel der Ansteckung lag, dazu bestimmt, Städte krank zu machen und zu verschlingen und ganze Völker mit dem Gestank der Mischlingspest zu umgeben. Hier ist die allumfassende Sünde eingeflossen und hat, zerfressen von unheiligen Riten, ihren grinsenden Todesmarsch begonnen, die uns alle zu schwammartigen Abnormitäten verrotten lassen wird, die zu schrecklich sind, als daß das Grab sie halten 48
    könnte. Hier hielt Satan hof, wie in Babylon, und im Blut fleckenloser Kindheit wurden die aussätzigen Glieder Liliths gebadet. Incubi und Succubae heulen Hekate Lob, und kopflose Mondkälber blöken die große Mutter an. Ziegen hüpften beim Klang dünner, verfluchter Flöten und Aegypane jagten mißgestaltete Faune über Felsen, verformt wie geschwollene Kröten. Moloch und Ashtaroth fehlten nicht; denn in dieser Quintessenz der Verdammung sind die Bewußtseinsgrenzen aufgehoben, und der menschlichen Einbildungskraft liegen Ausblicke auf jedes Reich des Schreckens und jeder verbotenen Dimension offen, die das üble zu formen vermag. Welt und Natur waren hilflos gegen solche Angriffe aus den aufgebrochenen Brunnen der Nacht, auch konnte kein Zeichen oder Gebet den Walpurgisaufstand des Grauen aufhalten, der eintrat, als ein Weiser mit dem abscheulichen Schlüssel zufällig aufdie Horde mit dem versperrten und randvollen Kasten überlieferter Dämonenlehre stieß.
    Plötzlich schoß ein Strahl wirklichen Lichtes durch diese Phantastereien, und Malone hörte inmitten der Gotteslästerlichkeit der Dinge, die eigentlich tot sein sollten, das Geräusch von Rüdem. Ein Boot mit einer Laterne am Heck schoß in sein Blickfeld, machte an einem Eisenring an dem schlammigen Steinpier fest und spie eine Anzahl dunkler Männer aus, die eine langgestreckte, in Bettzeug gehüllte Last trugen. Sie trugen sie zu dem nackten, phosphoreszierenden Geschöpf auf dem geschnitzten goldenen Piedestal, das Geschöpf kicherte und tätschelte das Bettzeug. Dann wickelten sie sie aus und setzten vor das Piedestal die brandige Leiche eines dicken Mannes mit ungepflegtem weißem Haar hin.
    Das phosphoreszierende Wesen kicherte erneut, und die Männer zogen

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