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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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jetzt die winzige Staubwolke, die in der Ferne den Panamerican Highway entlangwirbelte. Sie kam neben dem Kombi, den Conrad unten an der Straße abgestellt hatte, zum Stillstand. Conrad zog sein Fernglas heraus und richtete es nach unten. Bei seinem Wagen hatten zwei Militärjeeps gehalten, aus denen jetzt acht bewaffnete peruanische Soldaten sprangen, um sich das Fahrzeug genauer anzusehen.
    Mist, dachte er, woher wissen die, dass ich hier bin?
    Die Frau ihm gegenüber rückte ihren Rucksack zurecht und fragte mit breitem französischem Akzent: »Probleme, Conrad?«
    Conrad blickte in ihre stechend blauen Augen, die von einem 24 Jahre alten Babygesicht umgeben waren. Mercedes, Tochter eines französischen Fernsehmoguls, produzierte für ihren Vater die Reihe ›Rätsel des Altertums‹ und half dabei, entsprechende Drehorte zu erkunden.
    »Noch nicht.« Er steckte sein Fernglas weg. »Und für Sie immer noch Doktor Yeats.«
    Die Frau schmollte. Ihr Pferdeschwanz wippte hinten aus der Diamondbacks-Baseballmütze wie der Schwanz eines gereizten Vollblüters, der Fliegen weg wedelte. »Doktor Conrad Yeats, der Welt größter Experte in Sachen megalithischer Architektur!« Sie sprach im gleichen Tonfall wie der zweitklassige Ansager ihrer Sendung. »Wegen seiner unorthodoxen, wenn auch brillanten Theorien über die Ursprünge der menschlichen Zivilisation von der Wissenschaft verstoßen.« Sie machte eine Pause. »Von allen Frauen dieser Welt angebetet.«
    »Nur von den Verrückten«, sagte Yeats trocken.
    Er stand mit nacktem Oberkörper da – stark und muskulös, der Körper gestählt und braun gebrannt von seinen Expeditionen zu den geografischen und politischen Krisenherden der Welt – und musterte den letzten Vorsprung unterhalb des Plateaus. Das dunkle Haar war um einiges zu lang, weshalb er es mit einem Lederband zurückgebunden hatte. Der 39 Jahre alte, schlanke Mann mit den markanten Zügen sah müde und hungrig aus, und das war er auch. Müde von der Reise durchs Leben, hungrig nach Antworten.
    Es war seine Suche nach den Ursprüngen der menschlichen Zivilisation – nach jener ›Urkultur‹, aus der die ersten bekannten Kulturen hervorgegangen sein mussten –, die ihn in die entlegensten Winkel der Erde verschlug. Seine fixe Idee, das hatte ihm einmal eine Nonne gesagt, sei eigentlich die Suche nach seinen leiblichen Eltern, die nach seiner Geburt verschwunden waren. Kann schon sein, dachte er, allerdings haben die alten Nazcaner mehr Spuren hinterlassen.
    Elegant zog sich Yeats über den Felsvorsprung auf das flache Plateau hinauf. Er streckte die Hand nach unten, packte die staubige Hand von Mercedes und zog sie zu sich auf das Plateau. Sie ließ sich auf ihn plumpsen, bestimmt mit Absicht, und er fiel auf den Rücken. Ihr neckischer Blick verweilte kurz auf ihm, bevor sie über seine Schulter sah und die Luft anhielt.
    Das Plateau war wie mit der Präzision eines Lasers gestaltet worden und wirkte wie eine riesige Piste im Himmel über der Wüste von Nazca. Der Blick von hier aus auf die bekannten Scharrbilder war atemberaubend.
    Yeats stand auf und klopfte sich den Staub ab, während Mercedes die Aussicht genoss. Er hoffte, dass sie sich alles gut einprägte. Wenn er nämlich keine Möglichkeit fand, den Peruanern da unten zu entkommen, würde sie die Welt in Kürze nur noch zwischen Gitterstäben hindurch sehen.
    »Sie müssen zugeben, Conrad, dieser Gipfel hier hätte gut eine Landebahn sein können.«
    Yeats lächelte. Sie schien ihm irgendeine Reaktion entlocken zu wollen. Da die Erdzeichnungen nur aus großer Höhe zu erkennen waren, hatten ein paar seiner verrückten Archäologenkollegen die These aufgestellt, dass die alten Nazcaner Flugkörper besaßen und dass der Berg, auf dem Mercedes und er gerade standen, einstmals eine Landebahn für die Raumschiffe Außerirdischer gewesen sei. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn jetzt ein solches auftauchen würde, um ihn vor Mercedes und den Peruanern in Sicherheit zu bringen. Na ja, auf Mercedes war er momentan angewiesen. Die Fernsehsendung war seine letzte Möglichkeit, seine Forschungen zu finanzieren. Und Mercedes war nun einmal die einzige Verbindung zu dem Geld.
    »Es wird Sie wohl nicht zufrieden stellen, wenn ich darauf hinweise, dass Außerirdische, die durch die Weiten des Alls reisen können, keine Start- und Landebahn brauchen dürften«, sagte Yeats.
    »Nein.«
    Yeats seufzte. Auch ohne vorgeschichtliche Astronauten, die auch noch

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