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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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Wo soll ich denn angeblich besagtes Artefakt herhaben?«
    »Die Ägypter behaupten, Sie hätten es während des Irakkriegs aus dem Nationalmuseum in Bagdad entwendet, nachdem die amerikanischen Truppen die Stadt erobert hatten. Die Ägypter haben die Iraker dazu gekriegt, das zu bestätigen. Zumindest wird diese Version den Peruanern, Bolivianern und allen anderen, die es interessiert, so erzählt.«
    Yeats bemühte sich, seine Wut auf die Ägypter zu unterdrücken, während er sich überlegte, ob Mercedes ihn im Gefängnis womöglich tatsächlich vor die Hunde gehen lassen würde. Er kam zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich, bevor sie die Kaution stellte, die Wächter dazu brächte, ihm ein paar ordentliche Schläge zu verpassen.
    »Hört sich alles nett an«, sagte Yeats zu Lundstrom. »Aber ich werde dennoch auf dieses tolle Angebot verzichten.« Er streckte Lundstrom die Hand hin, um sich von ihm zu verabschieden.
    Der Lieutenant Colonel rührte sich nicht. »Übrigens noch was, Doktor Yeats«, sagte er. »Wir haben das, wonach Sie schon Ihr ganzes Leben lang suchen, gefunden.«
    Yeats sah ihm in die Augen. »Meine leiblichen Eltern?«
    »Nein, das Zweitbeste. Man wird Sie einweihen, sobald wir dort sind.«
    »Letztes Mal bin ich fast draufgegangen, Colonel. Also, warum suchen Sie sich nicht einfach jemand anderes?«
    »Haben wir längst versucht.« Lundstrom hielt inne, wie um Yeats spüren lassen zu wollen, dass er derzeit nirgendwo sonderlich gut angeschrieben war. »Aber Dr. Serghetti ist offensichtlich schon von anderer Stelle beauftragt worden, den Fall zu untersuchen.«
    »Serena?«
    Lundstrom nickte.
    Mehrere Szenen rasten Conrad Yeats nun gleichzeitig durch den Kopf. Allesamt waren sie nicht sonderlich angenehm, aber doch überaus erregend. Allein schon ihr Name erweckte ihn zu neuem Leben. Der Gedanke, dass er und Serena und sein Vater und die verschiedenen Welten, in denen sie sich bewegten, erstmals zusammenfinden würden, warf für ihn die Frage auf, ob das Raum-Zeit-Kontinuum damit überhaupt fertig würde oder ob das Universum daran zerbräche.
    »Sie lassen mir wahrscheinlich keine große Wahl, Colonel, stimmt's?«
    »Wohl kaum. General Yeats erwartet Sie.«
    »Geben Sie mir noch eine Minute.«
    Yeats drehte sich um und ging zu Mercedes hinüber, die das Gespräch aus der Ferne misstrauisch beobachtet hatte, und gab ihr einen Kuss. »Tut mir Leid, meine Liebe. Ich muss leider gehen.«
    »Gehen? Wohin denn?«
    »Einen echt alten Astronauten besuchen.«
    Wieder griff Yeats in ihren Rucksack und zog eine aus der 19. ägyptischen Dynastie stammende goldene Statuette von Ramses II. heraus, der während des vermeintlichen Exodus Pharao gewesen war. Er hatte sie in der Sklavenstadt gefunden, und sie war der einzige ihm verbliebene Beweis, dass er nicht verrückt war. Er reichte sie Mercedes.
    »Also, Sie haben keine Ahnung, wo das Ding herkommt, falls die netten Herren, die gerade hier hochklettern, Sie auf dem Weg zurück nach Lima fragen sollten.«
    Mercedes fiel die Kinnlade herunter, als Conrad und der amerikanische Offizier daraufhin ohne ein weiteres Wort in den Black Hawk kletterten. Die Tür ging zu, und der Militärhubschrauber flog auf und davon.
    ***
    Conrad Yeats blickte auf das schwindende Plateau hinunter. Als er schließlich daran dachte, Mercedes noch einmal Lebewohl zu winken, war das peruanische Militär schon auf dem Plateau. Der Hubschrauber überflog den Berg.
    Er wandte sich Lundstrom zu. »Also, was um alles in der Welt will mein Vater von mir?«
    »Fragen Sie lieber, wo auf der Welt er etwas von Ihnen will«, sagte Lundstrom und warf ihm einen weißen Polaranzug zu. »Bitte schön.«

3
Entdeckung
plus 22 Tage
Aceh, Indonesien Rom
    Dr. Serena Serghetti flog in 60 Meter Höhe über die smaragdgrünen Reisfelder und hielt den Hubschrauber sorgsam im Gleichgewicht. Die Sonne brach durch die dunklen Wolken, aber Donner rumpelte noch über den üppig bewachsenen Berghang. Es sah nach Regen aus.
    Sie näherte sich der Stadt Lhokseumawe in der krisengeschüttelten Region Indonesiens, die früher einmal Niederländisch-Ostindien geheißen hatte. In dieser Provinz gab es 20.000 Waisen, Opfer der Jahrzehnte währenden Kämpfe zwischen den Aceh-Separatisten und dem indonesischen Militär. Inzwischen hatten sich dort auch noch El-Kaida-Terroristen auf die Seite der Moslems geschlagen und damit eine Situation geschaffen, wie sie brenzliger nicht sein könnte. Serena musste etwas tun, um

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