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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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diesen vom Rest der Welt vergessenen Kindern zu helfen.
    Sie blickte auf die Sumpfgebiete unter sich hinab und sah die Sonne auf dem Ölteppich glitzern. Die Ölquelle der Exxon-Mobil-Gruppe war ausgelaufen und hatte großflächig die Reisfelder, Obstplantagen und Garnelenzuchtanlagen verunreinigt. Dergleichen passierte öfter, aber diesmal sah es deutlich schlimmer aus als sonst. Die Katastrophe bedrohte die Existenz der Waisen und Witwen in den umliegenden Dörfern Blang Pu'uk, Nibong Baroh und Tanjung Krueng Pase. Sie würden mindestens sechs Monate, vielleicht sogar ein Jahr lang in eine andere Gegend umgesiedelt werden müssen. Ihre ganze Lebensgrundlage war zunichte gemacht worden.
    Serena wollte gerade per Fernbedienung die Bordkamera auslösen, als sie im Kopfhörer eine Stimme mit starkem englischem Akzent hörte. »Willkommen auf Posten dreizehn, Schwester Serghetti.«
    Sie blickte nach Steuerbord und sah dort auf gleicher Höhe einen mit Maschinengewehren bestückten indonesischen Militärhubschrauber. Die Stimme war wieder zu hören: »Sie werden jetzt auf dem Hubschrauberlandeplatz in der Anlage landen.«
    Serena neigte den Helikopter nach rechts und ließ ihn Höhe gewinnen, aber sofort streiften sie vier Kugeln eines Warnschusses an der Seite. »Sofort landen«, befahl der Indonesier. »Sonst holen wir Sie runter.«
    Den Steuerknüppel fest umklammernd, sank Serena auf den Landeplatz hinab. Kaum hatte sie die Maschine sanft aufgesetzt, wurde sie auch schon von Soldaten in Kampfanzügen umringt, die ihre M-16 im Anschlag hatten.
    Sie stieg mit erhobenen Händen aus dem Helikopter und sah, dass es sich um Kopassus-Einheiten handelte, Spezialeinheiten der indonesischen Armee, die im nahe gelegenen Camp Rancong stationiert waren. Schauplatz vieler berüchtigter Folterungen, gehörte Camp Rancong einst PT Arun, einem indonesischen Ölriesen, der teilweise von Exxon Mobil, das den Posten 13 betrieb, gekauft worden war.
    Die Reihe der Kopassus-Soldaten teilte sich, als ein Jeep angefahren kam. Er hielt an, und ein Offizier, den Schulterklappen nach zu schließen ein Oberst, stieg aus und kam gemächlich auf sie zu. Es war ein dünner, junger Mann in den Zwanzigern. Hinter ihm schlurfte ein aufgedunsener älterer Weißer in Zivil einher, von dem Serena wegen seiner zur Schau getragenen Lustlosigkeit annahm, dass es sich um den amerikanischen Marionetten-Geschäftsführer der Ölfirma handelte.
    »Was soll das alles?«, fragte Serena.
    »Die berühmt-berüchtigte Schwester Serghetti«, sagte der Oberst auf Englisch. »Sie sprechen die acehnesische Sprache wie eine Eingeborene, obwohl sie natürlich nicht so aussehen. Die Bilder in den Medien werden Ihrer Schönheit jedenfalls bei weitem nicht gerecht. Und Ihre fliegerischen Fähigkeiten werden darin überhaupt nicht erwähnt.«
    »Man tut, was man kann, Oberst«, erwiderte sie trocken mit ihrem australischen Akzent.
    »Das scheint ja eine ganze Menge zu sein. Und was können Sie am besten?«
    »Ich werfe in Afrika und Asien für die Ärmsten der Armen Lebensmittel und Medikamente ab, weil die Regierungen meist so korrupt sind, dass die Hilfslieferungen der UN selten in den vorgesehenen Dörfern ankommen«, sagte sie. »Entweder verschwinden sie einfach, oder sie vergammeln auf dem Transport, weil die Straßen unbefahrbar sind.«
    »Dann sind Sie hier falsch, Ma'am«, sagte der Amerikaner mit schleppendem texanischem Akzent. »Ich bin Lou Hackett, der Generaldirektor des Unternehmens. Sie sollten eigentlich den Katholiken in Osttimor gegen die Moslems helfen. In einer rein muslimischen Provinz wie Aceh haben Sie eigentlich nichts zu suchen.«
    »Ich dokumentiere die Verletzung der Menschenrechte, Mr. Hackett«, sagte sie. »Gott liebt auch die Muslime und die Aceh-Separatisten. Und nicht weniger als amerikanische Geschäftsleute.«
    »Verletzung der Menschenrechte? Nicht bei uns«, sagte Mr. Hackett. Er musterte interessiert ihren Hubschrauber, der gerade von einer Crew Kopassus-Techniker auseinander genommen wurde.
    Serena sah ihm in die Augen. »Soll das heißen, Mr. Hackett, dass der Ölteppich da draußen, der in die Garnelenzucht sickert, nicht von Ihnen verursacht wurde?«
    »Einen harmlosen kleinen Unfall kann man wohl kaum als eine Verletzung der Menschenrechte bezeichnen.«
    Mit einem zerschlissenen alten Taschentuch wischte sich Mr. Hackett den Schweiß von der Stirn. Serena bemerkte das Logo darauf: das Siegel des Präsidenten der USA. Zweifelsohne

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