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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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25000, in Österreich fast 40000. Noch viel mehr, nämlich rund fünf Millionen, nutzen die Datschen; beackern gemeinsam statt einsam Beete oder Pflanzkübel, fachsimpeln über Rettichsamen und tauschen sich so leidenschaftlich über Torfmulch aus, als müssten sie nicht ihre Pflänzlein, sondern ihre Babys darein betten. Tendenz steigend.
Urban Gardening weltweit
    ■ In Havanna begann Urban Gardening aus der Not heraus. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieben die Dünger- und Pestizidlieferungen aus, die Versorgung Kubas und seiner Hauptstadt mit frischen Nahrungsmitteln brach zusammen. Also öffnete die Regierung die Tore der Staatsfarmen auch für Privatleute, stellte Saatgut und Geräte zur Verfügung und erlaubte, Freiflächen, Dächer und Hinterhöfe zu bepflanzen. Innerhalb kurzer Zeit produzierten die Havaneros mit ihren »organopónicos« auf zehn Prozent der Stadtfläche so ertragreich Obst und Gemüse, dass die Stadt sich seither fast selbst versorgen kann.
■ Die US-Industriestadt Detroit kämpft seit Jahrzehnten gegen Bevölkerungsabwanderung. Leere Fabriken und Brachflächen prägen das Stadtbild. Um die Armut der Bevölkerung zu mildern, begannen Betreiber von Suppenküchen Mitte der 1990er Jahre Nahrungsmittel anzubauen. Mittlerweile blühen mehr als tausend Gärten in Detroit. Die 2003 gegründete Dachorganisation Garden Resource Program Collaborative (GRPC) verteilt zu Beginn jeder Saison Zehntausende Samenpäckchen und Setzlinge. Arbeitslose lernen in Bildungsprojekten, aus dem geernteten Obst und Gemüse leckere Gerichte zu kochen.
■ Casablanca ist mit 3,8 Millionen Einwohnern und seinem rasanten Bevölkerungswachstum eine Megacity von morgen – eine von vielen in Afrika. Ein Pilotprojekt der TU Berlin versucht dort mit urbaner Landwirtschaft die Armut der Stadtbewohner zu mindern. Agrarexperten erschließen freie Flächen, planen Transportwege und betreiben Vorzeigefarmen, auf denen sie Interessierten das nötige Know-how vermitteln, um auf Dächern oder in den Slums Tomaten und Auberginen anzubauen. Das Problem der Wasserknappheit haben sie durch lokale Wasserkreisläufe gelöst, seither hängen die Stadtfarmer nicht mehr von Zuläufen aus dem Atlasgebirge ab.
■ In Peking hat Urban Farming eine lange Tradition. Seit Kurzem wird sie wieder von den Behörden unterstützt. 2010 startete das Agrikulturbüro der KP eine Kampagne, um die Hauptstadtbewohner zum Bepflanzen ihrer Hinterhöfe und Balkone zu motivieren. Sie verteilten »Gärtnerkits«, darin Gurken-, Tomaten- und Melonensamen sowie ein Fläschchen Dünger. Innerhalb eines Monats, so das Versprechen, könne die erste Tomatenernte erfolgen.
■ Die Carrot City ist bislang nur eine Idee. Die Idee einer Stadt, die ihren Bedarf an Obst, Gemüse und dem jeweiligen regionalen Grundnahrungsmittel selbst deckt und nachhaltig produziert – dank innovativer Anbaumethoden: vertikale Salatwände, spiralenförmige Kohlrabitower oder Dachgewächshäuser.
■ London könnte so eine Carrot City werden, haben die Ideengeber ausgerechnet: Wenn der öffentliche Raum der Millionenstadt sinnvoll zum Gärtnern genutzt würde, wäre der Gemüse- und Obstbedarf zu einem Drittel kommunal produzierbar. Real verfolgen die britischen Hauptstadtbehörden das Ziel mit dem Programm »capital growth«. 2012 neue urbane Gärten wurden bis Ende 2012 finanziell gefördert, sofern sie mindestens 100–300 Quadratmeter groß sind und gemeinschaftlich bewirtschaftet werden.
    Natürlich existiert in Deutschland auch ein Bundeskleingartengesetz, damit alles seine Ordnung hat (§ 1.1.1.: »Ein Kleingarten ist ein Garten, der dem Nutzer [Kleingärtner] zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient.«). Aber wenn 25 Jahre später sogar das Bundesbauministerium per Forschungsbericht (»Städtebauliche ökologische und soziale Bedeutung des Kleingartenwesens«) unter diesen Nutzern einen »neuen Trend« konstatiert, muss etwas dran sein.
    Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde bestätigt, der »Generationenwechsel« beim Schrebern, Lauben und Datschen sei in vollem Gange. Zwei Drittel aller Pächter, die seit 2000 einen Garten übernommen haben, sind jünger als 55 Jahre, insgesamt sind fast 50 Prozent der Lauben an Familien mit Kindern vermietet. Viele darunter haben schon in Anatolien oder Hanoi ihre Beete bestellt. Auch die vereinsunabhängigen schätzungsweise

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