Star Trek - Titan 04 - Schwert des Damokles
weltlich oder
spirituell ausgerichtet – dem Zuschauer näher gebracht.
Enterprise
beleuchtete insbesondere den vulkanischen Mystizismus und seine Auswirkungen
auf die reale Welt. Dabei geht es nicht nur um die ominösen Vorgänge der
Telepathie, wenn zwei Geister miteinander verschmelzen. Dass eine Ghandi nicht
unähnliche Figur wie Surak auch nach zweitausend Jahren noch die Kraft hat,
eine Welt auf den Kopf zu stellen, deutet ein Potential an, das Jonathan Archer
im letzten Teil der Serie selbst erfahren wird.
Literarische Harmonien
Bei unserem Galopp durch
das Star Trek -Universum sollte
auch die literarische Seite nicht fehlen. In den Romanen wurden spirituelle
Themen im Sinne einer konstruktiven Auseinandersetzung erst relativ spät
aufgegriffen. Lose Beispiele hierfür wären Bücher wie »Hort des Lebens« ,
in dem Kirks Enterprise einen Planeten besucht, dessen Bewohner gemäß
ihrer Religion nicht an Außerirdische glauben. Oder der TNG-Roman »Herz des
Teufels« , in dem Picard mit einem verwunschenen Artefakt in Berührung
kommt. Erwartungsgemäß setzt sich die achte Staffel von Deep Space Nine (die ab Oktober 2009 ebenfalls bei Cross Cult
erscheint) weiter mit religiösen Mythen und Prophezeiungen der Bajoraner
auseinander. Ein Roman, in dem die Religion durchgehendes Thema ist, wäre » Träumen
Kometen?«. Darin muss Picard sich mit einer Zivilisation auseinandersetzen,
die kurz vor ihrer Auslöschung durch einen Kometen steht – und freudig an die
Wiedergeburt glaubt. Erst in der Synthese aus dem Studium dieses Glaubens und
wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt der Schlüssel zur Rettung dieses Volkes,
sodass es auch in Anbetracht seiner Tradition das Gesicht wahren kann.
Das zweite
Buch, in denen der alte Zwiespalt von Wissenschaft und Glauben in etwas
Positives, Harmonisches umgewandelt wird, ist das vorliegende vierte Buch der Titan -Reihe, »Schwert des Damokles« .
Auch hier dreht sich alles um die Rettung einer Welt. Zentrale Figur ist der
ungewöhnliche Bajoraner Jaza Najem, der davon überzeugt ist, dass Glauben und
Wissenschaft keinen Widerspruch darstellen müssen. In »Schwert des Damokles« werden er und sein Weltbild auf eine harte Probe gestellt.
Unendliche Möglichkeiten
DS9 war mit Sicherheit
ein Ausreißer aus dem üblichen Umgang Star
Treks mit Religion und Weltlichkeit. Aber auf der eher unterschwelligen,
beiläufigen Ebene hat sich auch in anderen Serien seit TOS enorm viel getan.
Gerade der Komplex persönlicher Selbsterkenntnis wird immer öfter mit
kontemplativen, visionsartigen Zuständen in Verbindung gebracht. Das ist
einerseits ein schönes ästhetisches Stilmittel in den Serien, es ist aber auch
eine Ode an die schöpferische Kraft, die Persönlichkeiten innewohnt. Somit geht
es nicht mehr nur um harte Werte wie Sozialisation und Wissenschaft, sondern
auch um das Samenkorn der Individualität, das sich auf verschiedenen
Sternenreisen gewissermaßen aus sich selbst heraus entfaltet. Transzendentale
Erfahrungen verändern Personen und Geschichten gleichermaßen und nehmen – ohne
letztlich genau erklärt werden zu können – ihren Platz neben den
wissenschaftlichen Ergründungen ein. Insofern ist Star Trek in der Tat reicher und toleranter geworden. Wie es
das aktuelle Beispiel »Schwert des Damokles« vorbildlich tut, zeigt Star Trek Möglichkeiten auf, weltliche
und geistliche Kosmen miteinander in Einklang zu bringen – und ihnen sogar
Synergien zu entlocken. Auf der anderen Seite entlarven Episoden wie »Das
auserwählte Reich« oder »Grenzgebiet«/»Cold Station 12«/»Die Augments« (alle aus Star Trek – Enterprise )
fanatische Anhänger beider Seiten. Diese Negativbeispiele zeigen, dass ein
Alleinvertretungsanspruch oder gar eine Mythisierung von Wissenschaft bzw.
Religion ein für eine Gesellschaft essenzielles Gleichgewicht für lange Zeit
ruinieren kann. Trotz mancher Klischees ist Star
Trek gerade kein Beispiel für Wissenschaftsgläubigkeit. Es wird
eine Welt gezeigt, in der der Mensch geläutert ist. Er glaubt an sich und sein
Potential, besitzt aber auch ein natürliches Bewusstsein für seine Grenzen. Es
geht um Ideale, konstruktive Leitbilder und das ›gute‹ Leben. All das ist ohne
einen – wenn auch vielleicht nicht konfessionsbezogenen – Glauben an das Gute
und an übergeordnete, verbindliche Werte nicht zu machen. Erst auf diese Weise
ergeben sich unendliche Mannigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen.
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