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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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PROLOG
    Marnie Montgomery warf ihren Aktenkoffer auf die antike Couch unter dem Panoramafenster ihres Büros. Dann trat sie entschlossen an den Schreibtisch und wählte die Nummer ihres Vaters. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf die polierte Tischplatte aus Rosenholz. Während sie wartete, zog sich das Pochen in ihren Schläfen zu einem stechenden Schmerz zusammen.
    „Büro Mr. Montgomery“, meldete sich eine freundliche Stimme. Kate Delany. Die tüchtige Kate. Victor Montgomerys Geliebte und Assistentin. Seit Jahren in seinem Dienst, hoffte sie, die nächste Mrs. Montgomery zu werden.
    „Ist mein Vater da?“, fragte Marnie.
    „Noch nicht. Aber er müsste jede Minute hier sein.“ Arme Kate, dachte Marnie. So hoffnungslos in Dad verliebt. Victor zu lieben war nicht schwer, wie sie sehr gut selbst wusste. Aber manchmal konnte diese Liebe erdrückend werden, und Marnie hatte das Gefühl, als hätte sie einen Teil von sich selbst verloren. Als hätte das enge Verhältnis zu ihrem Vater sie daran gehindert, eine erwachsene Frau zu werden.
    „Ich schau mal kurz in seinen Terminkalender, Marnie.“ Sie hörte, wie Kate durch die Seiten blätterte. „Bis zum Lunch ist alles dicht, aber heute Nachmittag …“
    „Sag ihm, wenn er kommt, dass ich ihn sofort sprechen muss.“
    „Ist es wichtig?“
    „Sehr wichtig“, erwiderte Marnie kurz und legte auf. Auf einmal fühlte sie sich innerlich leer. Sie blickte sich im Büro um. Die teuren Möbel, die kostbaren Bilder, der dicke lavendelfarbene Teppich, der weite Blick über die Stadtsilhouette von Seattle, es war mehr, als eine junge Frau sich wünschen konnte.
    Aber Marnie wollte nichts von alldem. Sie wollte nicht das gezwungene Lächeln der Angestellten und die wissenden Blicke in der Cafeteria. Vor allem wollte sie nicht dieses Schild aus Messing an ihrer Bürotür: „Marnie Montgomery – Public Relations.“
    Ebenso gut hätte „Montgomerys Tochter“ darauf stehen können. Die Leute, die in „ihrer“ Abteilung „für sie“ arbeiteten, konnten auch ohne sie ihren Job tun. Das hatte Victor so eingerichtet.
    Sie warf den unbeschriebenen, mit ihrem Namen bedruckten Notizblock in den leeren Papierkorb. War er jemals voll? War ihr Schreibtisch je mit Papieren, Notizen, mit Nachrichten von ihrer Sekretärin übersät? Musste sie jemals wegen unerledigter Arbeiten länger im Büro bleiben? War es überhaupt nötig, dass sie nach dem Lunch zurückkam? Nein, nein und nochmals nein!
    Ihr Magen begann zu kribbeln, als sie an die Konsequenz ihrer Erkenntnis dachte. Sie setzte sich an den leeren Schreibtisch und nahm ein Blatt mit ihrem Briefkopf aus der Schublade.
    Wie setzte man ein Kündigungsschreiben auf? Sie knabberte am Ende ihres Füllfederhalters. Ob sie ihre Sekretärin fragen sollte? Aber die würde ihr auch nicht sagen können, wie man ein Vater-Tochter-Verhältnis kündigte.
    Überhaupt, wie sollte sie ihrem Vater, der immer nur das Beste für sie gewollt hatte, erklären, dass sie sich von ihm erstickt fühlte?
    Wie konnte sie ihm klarmachen, dass sie etwas Eigenes auf die Beine stellen, ihre Persönlichkeit entfalten, ihr eigenes Leben leben wollte?
    Sie war nahe daran, in Tränen der Frustration auszubrechen, aber genau das hätte die schwache, die abhängige Marnie von früher getan. Also biss sie die Zähne zusammen, nahm eine entschlossene Haltung an und begann, mit schnellen sicheren Zügen zu schreiben.
    Natürlich konnte sie sich nicht einfach als Tochter von Victor lossagen, und das war auch überhaupt nicht ihre Absicht. Aber sie wollte endlich einmal auf ihren eigenen Füßen stehen.

1. KAPITEL
    Adam Drake sah die skeptischen Blicke der Männer, die um den Tisch saßen. Sie hörten ihm aufmerksam zu, blätterten in seinem Konzept und lehnten sich, als er geendet hatte, in ihren Stühlen zurück. Ohne etwas zu sagen, ohne Fragen zu stellen. Sie tauschten nur vielsagende Blicke aus.
    Adam wusste, warum. Er konnte ihnen nicht verübeln, dass sie Zweifel an dem Konzept und an seiner Person hatten. Sein Ruf war nicht der beste, und er wunderte sich ohnehin, dass die drei kapitalstarken Investoren aus Kalifornien ihn nicht gleich hatten abblitzen lassen.
    Der Anwalt in der Gruppe, James Brodie, zog eine frische Packung Zigaretten aus der Hosentasche. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Zellophanhülle auf den Tisch flatterte. „Ich denke, ich kann für meine Partner sprechen“, begann er, und als er die beiden anderen fragend

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