Star Trek - Vanguard 03 - Ernte den Sturm
bringen würde?“
„Stimmt“, gab sie zu. „Das hab ich wohl gesagt. Aber das war, bevor mir die Leitung von einem übertragen wurde.“
„Du bist der neue Präsident der New-Boulder-Kolonie?“
„Aus deinem Mund klingt es so glamourös“, sagte sie. „Es ist eine ausgeschriebene Stelle mit einem Vertrag, wie bei einem Geschäftsführer. Und der erste Punkt auf meiner Geschäftsordnung ist ein Treffen mit Botschafter Jetanien, Captain Desai und eurem Kolonieverwalter Aole Miller.“ Sie sah an ihm vorbei auf eines der Chronometer an der Wand. „Apropos, ich bin spät dran.“ Für einen Moment wirkte es, als wollte sie noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. „Vielleicht seh’ ich dich ja noch mal, bevor ich weiterreise“, sagte sie und ging ein paar Schritte auf den Turbolift zu.
„Vielleicht“, sagte er. „Du weißt ja, wo du mich finden kannst.“
Eine Turboliftkabine kam an. Jeanne trat hinein und quetschte sich zwischen die anderen Passagiere. Die Türen schlossen sich und Reyes blieb grübelnd in der Mitte des Gangs zurück.
Geschieht dir recht, wenn du nie die bescheuerten Kolonieberichte liest
, schalt Reyes sich selbst.
Die
Lovell
und ihr aus Sternenflotteningenieuren bestehendes Team – auch kurz S.C.E. genannt – waren momentan auf Gamma Tauri IV stationiert – hauptsächlich, um die Siedlung zu betreuen, aber auch, um möglicherweise ein weiteres Artefakt aufzuspüren wie die, die man auf Ravanar und Erilon gefunden hatte. Sollte sich, wie Xiongs Forschungen nahelegten, ein solches Artefakt auf dem Planeten befinden und sollte es genauso viel Ärger bedeuten wie die früheren Entdeckungen, befand sich Gamma Tauri IV in großer Gefahr.
Reyes hatte sich nie mit der Entscheidung der Sternenflottenführung wohl gefühlt, zivile Siedlungsbemühungen ohne deren Wissen als Tarnung für die Suche nach neuen Proben des Taurus-Meta-Genoms zu benutzen. Dabei handelte es sich um einen außergewöhnlich komplexen Strang fremdartiger DNA, dessen erstmaliger Fund vor ein paar Jahren die Sternenflotte zu ihrem überstürzten Vorstoß in diese entlegene Gegend veranlasst hatte, einschließlich des Baus von Sternenbasis 47 selbst. Die Anwesenheit einer legitimen Kolonie war jedenfalls die beste Tarnung, die seine Leute verlangen konnten, denn sie gab ihnen zahllose berechtigte Anlässe, um auf Gamma Tauri IV zu sein. Verteidigung, Aufbau, verschiedene Inspektionen, Kartografierung, Aufbau von Bewässerungsanlagen, Abwasserentsorgung – jede wie auch immer geartete Baumaßnahme würde die Jagd der
Lovell
-Besatzung nach dem Meta-Genom und weiteren Artefakten decken. Das Risiko bestand natürlich darin, dass ein falscher Schritt die gesamte Siedlung in Gefahr bringen konnte.
Und nun würde Jeanne mittendrin sein.
Er war immer noch verbittert wegen der Art und Weise, wie Jeanne vor sieben Jahren ihre Ehe beendet hatte. Sie hatte sie aufgekündigt wie irgendeinen Vertrag, als ob es nicht mehr gewesen wäre als eine geschäftliche Verbindung, die ihren Zweck erfüllt hatte. Dessen ungeachtet hegte ein Teil von ihm noch immer Zuneigung für sie. Sogar, als er während der Scheidung ihren Namen verflucht hatte, war das Feuer in seinem Herzen für sie nie ganz verloschen und er hatte mehr als einmal versucht, es neu anzufachen. Doch statt der Chance, ihre Liebe wiederzubeleben, hatte sie nichts als Asche gesehen.
Ich muss ihr sagen, dass sie nicht gehen soll
, drängte er sich selbst. Doch dann meldete sich sein Pflichtgefühl.
Du darfst ihr nicht sagen, warum. Und solange sie das nicht weiß, wird sie nicht auf dich hören. Vielleicht nicht mal dann
.
Es war ein schwerer Befehlsverstoß gewesen, als er vor einigen Wochen seine zwei engsten Freunde – Dr. Ezekiel Fisher und Captain Rana Desai – eingeweiht hatte. Aber wenigstens handelte es sich bei ihnen um Offiziere der Sternenflotte und er konnte gegenüber seinen Vorgesetzten argumentieren, dass sie Bescheid wissen mussten, um ihre Pflichten richtig zu erfüllen.
Einen Zivilisten zu informieren war eine ganz andere Sache. Jeanne die Wahrheit über Operation Vanguard und die derzeitige Mission auf Gamma Tauri IV zu enthüllen, würde, wenn es herauskäme, das Ende seiner Karriere bedeuten. Darüber machte er sich keinerlei Illusionen. Wenn er sie warnte, käme die Wahrheit früher oder später ans Licht. Und dann würde er den Rest seines Lebens in einsamer Gefangenschaft in der trostlosesten Gegend des entferntesten Planeten im
Weitere Kostenlose Bücher