Star Trek - Vanguard 05 - Vor dem Fall
lang hatte die
Katra
ihres Verlobten Sten, den sie in der Hitze des
Kal-if-fee
getötet hatte, um einer arrangierten Hochzeit zu entkommen, ihren Verstand heimgesucht. Er hatte ihr nichts als Schmerz und Wahnsinn gebracht. Seine psychischen Angriffe hatten ihre Logik vernebelt und ihre Leidenschaft entzündet, ihre Kontrolle untergraben und ihr Bewusstsein eingelullt. Es hatte ihres vollständigen, öffentlichen Zusammenbruchs bedurft, um ihre Krankheit zu enthüllen. Danach war sie in die Obhut Dr. M’Bengas und der Mysterien ihres Heimatdorfes Kren’than übergeben worden, mit deren Hilfe sie Stens bösartige spirituelle Essenz endlich vertreiben konnte.
Frei von Stens Folterungen hatte sie nun nicht länger das Bedürfnis, einfachen Emotionen nachzugeben, doch fühlte sie ebenfalls nicht länger die süßen Regungen der Musik. Sie hatte ihr emotionales Gleichgewicht mit dem Verlust ihrer künstlerischen Gabe bezahlt.
T’Prynn schloss den Tastendeckel. Schob die Bank zurück. Glättete die Vorderseite ihres roten Uniform-Minikleids, während sie aufstand. Sog einen tiefen Atemzug ein und stieß ihn wieder aus.
Sie dachte an alles, was sie im Namen der Pflicht und des Selbstschutzes geopfert hatte: ihre Geliebte, ihre Zurechnungsfähigkeit, ihre Karriere. Wenn der Preis ihrer Buße der Verlust ihrer Musik war, war sie wohl kaum berechtigt, zu protestieren.
So sei es
.
Schweigend verabschiedete sich T’Prynn von ihrer Muse und drehte dem Piano ihren Rücken zu. Dann trat sie von der Bühne und in die Schatten, in die sie gehörte.
Kapitel 58
29. Dezember 2267
Als er mit schnellen Schritten sein Büro in Vanguards Operationszentrale verließ, hatte Admiral Heihachiro Nogura gerade die langweiligste Personalversammlung seines Lebens hinter sich. Ein schriller Gelber Alarm ertönte in der ansonsten sehr stillen Abteilung.
Nogura eilte die Stufen zur Aufsichtsplattform hinauf. „Commander Cooper“, rief er aus und kündigte damit seine Ankunft an. „Lagebericht.“
Cooper sah von der Nabe auf. „Entschuldigen Sie die Unterbrechung Ihrer Versammlung, Sir, aber wir haben ein bewaffnetes orionisches Kaufmannsschiff entdeckt, das sich uns nähert. Kurs drei-acht-Komma-fünf, Entfernung eine Million Kilometer.“ Er senkte seine Stimme, als Nogura näher kam. „Es handelt sich um Ganz’ Schiff, Sir – die
Omari-Ekon
.“
„Das muss man ihm lassen, der Kerl traut sich was“, sagte Nogura. „Ich habe ihm gesagt, wenn er jemals zurückkehren sollte, würde ich ein Loch in sein Schiff schießen, und das habe ich auch so gemeint. Aktivieren Sie die Schilde, bewaffnen und aktivieren Sie alle Phaserbänke und befehlen Sie der
Endeavour
, sich bereit zu halten, nur für den Fall.“
„Aye, Sir“, sagte Cooper, der sich umdrehte und die Befehle des Admirals schnell an eine Gruppe von Junior-Offizieren weitergab.
Auf der unteren Ebene der Operationszentrale kam das restliche Senior-Team der Station aus Noguras Büro: Jackson, Desai und ch’Nayla folgten dem Admiral auf die Aufsichtsplattform, während Chefingenieur Isaiah Farber eine wissenschaftliche Arbeitsstation besetzte.
Dann folgte Botschafterin Akeylah Karumé – eine eindrucksvolle und bunt gekleidete menschliche Frau mit ebenholzfarbener Haut, die vorübergehend in Jetaniens Rolle als Vanguards Senior-Diplomat befördert worden war. Sie schien jedoch entschlossen, sich aus den Dingen, die um sie herum vorgingen, herauszuhalten. Sie ging zu einem offenen Bereich der Operationsebene zwischen der Aufsichtsplattform und dem riesigen 180-Grad-Monitor, der die hohen, gebogenen Decken beherrschte.
In diesem Moment zeigte der Hauptschirm ein Bild von Ganz’ Schiff, das direkt auf Vanguard zusteuerte.
Nogura war ungeduldig zu erfahren, was Ganz da verdammt nochmal trieb. „Rufen Sie sie“, sagte er und Cooper delegierte die Aufgabe an den Senior-Kommunikationsoffizier, Lieutenant Judy Dunbar.
Die Frau mit den brünetten Locken begann, das Kommando in ihre Konsole einzugeben, doch dann hielt sie inne. „Admiral“, sagte sie. „Die
Omari-Ekon
ruft uns bereits.“ Sie drehte ihren Sitz zu Nogura um. „Es ist Mister Ganz, Sir. Er bittet darum, direkt mit Ihnen zu sprechen.“
Er warf einen Blick auf sein Senior-Team, um ihre Reaktionen abzuschätzen. Er fand eine Reihe von fast identischen, weit aufgerissenen Augen vor. Er runzelte die Stirn. „Bringen Sie ihn auf den Schirm.“
Knöpfe wurden gedrückt und einer der drei riesigen Schirme der
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