Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 9
Kampfimprovisation befanden. Das war Vestara nur recht. Sie war darauf trainiert worden, im Kampf unberechenbar zu sein, und manchmal bestand die einzige Chance auf Unberechenbarkeit darin, den Plan über Bord zu werfen.
Vestara war überrascht, dass das Privatbüro des Senators mit wenigen, aber eleganten Möbeln in eindeutigem Keshiri-Stil eingerichtet war. Außerdem standen Skulpturen aus faserigem Glas in Vitrinen überall im Raum verteilt. Die Kunstwerke waren in einem einzigartigen Stil gefertigt, der daheim auf Kesh als »Tosender Sturm« bekannt war, und stellten mehrheitlich einen Orkan oder Zyklon dar, der über eine fremdartige Landschaft fegte.
Zumindest für die Eingeweihten war die Unterwerfungssymbolik offenkundig, und Vestara ertappte sich dabei, wie sie den Kopf darüber schüttelte, dass Workan die Skulpturen so unverhohlen zur Schau stellte. Das war genau die Art von Überheblichkeit, die im aufziehenden Krieg die größte Schwäche der Sith sein würde. Ihr Volk begriff schlichtweg nicht, wie gefährlich die Jedi tatsächlich waren – oder wie entschlossen die Meister, den Vergessenen Stamm der Sith zu vernichten.
Workans rothaarige Assistentin winkte Vestara und Ben zu einer freien Fläche in der Mitte des Raums, ehe sie Ben dicht auf dem Fuße folgte, als er die Schwebepalette vorwärtsschob. Als zwei weitere Wachen in roten Umhängen aus einer Ecke traten und sich ihnen anschlossen, wusste Vestara, dass es ihre List gewesen war – das lautlose Ich bin Vestara Khai , das sie dem Wachmann in der Pagen-Kammer heimlich mit den Lippen »zugeraunt« hatte –, die letztlich dafür verantwortlich war, dass man sie vorließ. Zwar ging sie ein ungeheuerliches Risiko damit ein, ihre Identität so preiszugeben, doch sie wollte sicherstellen, dass Luke Skywalker Workan tatsächlich tötete, und das bedeutete, dass sie dafür sorgen musste, sich und Ben Zutritt zum Büro des Hochlords zu verschaffen.
Ben stoppte die Schwebepalette an der angezeigten Stelle, dann drückte er die Schultern durch und stand stramm. Workan musterte die Palette von einem großen Glasschreibtisch am anderen Ende des Raumes aus. Er war ein distinguiert wirkender Mann mit dunklem Haar und noch dunkleren Augen. Obgleich Vestara dies den Missionsplanern der Jedi gegenüber nicht erwähnt hatte, war sie dem Hochlord schon einmal begegnet, damals auf Kesh, als man sie dazu auserkoren hatte, Lady Rheas Schülerin zu werden. Seinerzeit kam er ihr wie ein gerissener, aufmerksamer Mann vor, und das Gift in seinen Augen verriet, dass er ihre Verkleidung durchschaut und für sich zu dem Schluss gelangt war, dass sie es tatsächlich war.
Schließlich vollführte Workan eine Geste in Richtung des Tabletts, das Vestara in Händen hielt, und nutzte die Macht, um den kleinen Umschlag zu sich schweben zu lassen, der darauf lag. Ben stieß ein überraschtes Keuchen aus, das spontan genug klang, um glaubhaft zu wirken. Hätten Workan und seine Mitverschwörer nicht bereits gewusst, dass sie sich zwei Spionen gegenübersahen, hätten sie sich davon möglicherweise täuschen lassen. So jedoch waren die beiden Leibwächter des Hochlords bei Ben, kaum dass der Laut über seine Lippen gekommen war. Einer der Männer hielt ihm die schwere, geschwungene Klinge eines Glasparangs an die Kehle, während der andere ihm die Emitteröffnung eines deaktivierten Lichtschwerts gegen den Rücken drückte. Im selben Moment spürte Vestara die scharfe Spitze eines Shikkars, der ins Fleisch über ihrer linken Niere stach.
»Kein einziges Wort, Verräterin«, warnte die Rothaarige. »Wag es nicht einmal zu blinzeln.«
Vestara gehorchte und verfolgte schweigend, wie Workan den Umschlag nach Spuren von Gift inspizierte. Mittlerweile musste Luke Skywalker zusammen mit den beiden anderen Mitgliedern des Angriffsteams den Besuchersalon durchqueren. Sie würden weniger als eine Minute brauchen, um die Wachen im äußeren Büro zu überwältigen und zu der Sicherheitstür zu gelangen. Allerdings waren selbst dreißig Sekunden für Ben und Vestara eine lange Zeit, um als unbewaffnete Gefangene zu überleben. Das Sicherste wäre zweifellos gewesen, die Mission in der Pagen-Kammer abzubrechen, als klar wurde, dass man sie nicht vorlassen würde, bevor der Überraschungsangriff der Jedi begann.
Doch die Mission abzubrechen, hätte bedeutet, Workan am Leben zu lassen – und zuzulassen, dass Workan weiterlebte, war keine Option. Schon auf der Sith-Welt Upekzar, wo sie die
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