Der Bann des Highlanders
“Nnnngghhhh!”
Dumpfes Dröhnen steigerte sich zu bösartigem Pochen, ver-drängte unerbittlich die betäubende Schwärze.
Aufstöhnend fuhr sich Rhyann über die schmerzhaft pulsie -rende Stelle an ihrem Schädel. Sie brauchte einige Augen-blicke, um sich wieder in die Realität zu finden. Benommen schüttelte sie die letzten Nebelfetzen aus ihrem Blick und fuhr ruckartig hoch.
Ihre wutblitzenden Augenschlitze überflogen rasch die blau -grüne Graslandschaft, die im leichten Wind sanft hin und her wogte, was ihren ohnehin schon taumelnden Gehirnwindungen keineswegs die Rückkehr zum Normalzustand erleichterte.
Wo war dieses feige Schwein? Gehetzt sah sie sich um. Außer ihr war niemand zu sehen. Hm ...
Ihr Angreifer musste wohl die Flucht ergriffen haben, sofern er dazu noch in der Lage gewesen war. Sie hatte bedauerlicher -weise keinen Schimmer, ob sie den geplanten Treffer noch hatte anbringen können, bevor ihr die Lichter ausgegangen waren.
Gerade setzte sie zu einer genaueren Inspektion , zumindest der gröberen Körperfunktionen ein, als sie ein leises Ächzen hörte.
Erschrocken schnellte sie hoch – was sie besser unterlassen hätte.
Schwankend kämpfte sie gegen die Übelkeit erregenden, grel-len Lichtblitze vor ihren schmerztränenden Augen an.
Bei Gott, sie hoffte wirklich, dem Mistkerl ginge es noch weit -aus beschissener! Ein erneutes Stöhnen aus der moosbewach-senen Senke, direkt vor ihr, ließ sie inständig darauf hoffen.
Verbissen sammelte sie sich einen Moment, dann stapfte sie vorsichtig durch`s quietschende, quatschende Moor.
Als sie den Aufenthaltsort des riesigen Ungetüms von Mistkerl dann schließlich ausgemacht hatte, schlidderte sie knurrend den kleinen Abhang hinunter.
Rhyann stemmte sich vehement gegen den Würgereiz, der un-gebeten versuchte, ihrem Magen spontane Erleichterung zu verschaffen. Gereiztes Organ, das er war, hatte er dem unwür-digen Monster zu ihren Füßen die heftigen Schläge und Tritte augenscheinlich äußerst übel genommen.
„Na , du Drecksack, gibst du jetzt endlich Ruhe?”, brummte sie den schwarzbemäntelten Hünen an und kniete sich neben ihn. Einen Augenblick überlegte sie ernsthaft, ob sie den Typ lieber ersticken lassen sollte – er lag mit dem Gesicht nach unten im blubbernden Matsch – entschied sich jedoch kulant dagegen.
Hatte nicht jede Kreatur ein Recht auf Leben ... irgendwie?
Sollte er Mucken machen, konnte sie ihn immer noch töten. Langsam und genüsslich. Das hätte der brutale Blödmann wirklich verdient!
Boshaft grienend drehte sie ihn unsanft auf den Rücken, was er mit einem erneuten gurgelnden Stöhnen kommentierte. Selbst -zufrieden lobte sie ihre offenkundige Tierliebe, als sie plötzlich stutzte. Irgendwas passte da nicht so recht zu ihren letzten Eindrücken!
Blinzelnd versuchte sie die völlig matschverklebten Augen frei zuzwinkern, während sie an dem Riesen zerrte, um ihm eine einigermaßen freie Atmung zu verschaffen.
Wie e s aussah, hatte sich dessen seltsam leuchtende Halskette zu einem strangulierenden Mordinstrument entwickelt. Himmel – das Ding brannte wie Säure an ihren Fingern!
Hastig nestelte sie an dem merkwürdigen Schmuckstück. Sie konnte den Kerl doch schlecht krepieren lassen!
Schließlich gab das Amulett dem Gezerre endlich nach. Sie sog überrascht die Luft ein, als das Ding qualmend an ihrer Hand hängen blieb und riss es angeekelt weg. Kaum lagen Kette und Amulett neben dem Kerl im Dreck, wo sie blasenschlagend einsanken, katapultierte der sich wie ein überdimensionales Stehaufmännchen hoch und donnerte mit voller Wucht gegen ihre Brust. Japsend flog sie ein gutes Stück übers Moos und landete mit einem lauten Platscher in der nächstbesten Matsch-pfütze.
„Du Arschloch”, grunzte sie dunkel und spuckte würgend einen Schwall Wasser aus. Ihre Sinne drohten sich gerade wie -der zu verabschieden, als das tobende Dampfross von Mann ihr nachsetzte.
Oh Mann, sie hatte ein echtes Problem!
Sie hätte ihn doch lieber liegen lassen sollen ... Der war noch viel größer, als sie gedacht hatte – und sie war quasi schach-matt gesetzt. Ihre Rippen knacksten verdächtig, als sie versuch-te, sich vor seinem wutschnaubenden Zugriff abzurollen. Allein ihre jahrelang trainierten Reflexe verhinderten, dass sein Tritt sie mit voller Wucht traf.
So erwischte er sie nur knapp am Oberschenkel – was immer noch ausreichte, um ihren ohnehin revoltierenden Magen erneut zu wagemutigen Purzelbäumen
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