Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
sehen. Dann sagte er: »Was siehst du, wenn du mich anschaust?«
»Was ich dabei sehe ?«
»Ja. Bin ich für dich ein ebenbürtiger Machtnutzer, oder bin ich ein minderwertiges Geschöpf?«
»Du …« Sie zögerte. »Du bist ein Jedi.«
»Das ist keine Antwort, Magash.«
Sie konzentrierte sich auf ihre eigenen Gedanken und versuchte es von Neuem. »Du bist …« Sie brach ab und sah ihn an – sah ihn zum ersten Mal wirklich an. Sie sah einen groß gewachsenen, schlanken, jungen Menschenmann mit ziemlich langem, dunklem Haar, Augen, die alle Farben auf einmal widerspiegelten, und jener Wachsamkeit und Traurigkeit in den Zügen, die für gewöhnlich mit hohem Alter oder Entbehrung einhergingen. Er war attraktiv. Auch das sah sie, und ihr wurde bewusst, dass sie ihn vermutlich als Partner in Betracht gezogen hätte, wenn er zu den Männern ihres Dorfes gehört hätte. Dahinter ruhte die Macht. Sie schien genauso aus ihm wie aus ihren Schwestern oder Mutter Augwynne. Und ihr wurde gewahr, dass er es war, mit dem sie sich die vergangenen Minuten über unterhalten hatte – mit dem Machtadepten. »Jemandem wie dir bin ich noch nie begegnet«, gab sie zu. »Es stimmt, dass ich dich bei deiner Ankunft als minderwertig betrachtet habe. Doch jetzt sehe ich dich als einzigartigen Gefährten in der Macht – als Adepten.«
»Aber genau das ist der springende Punkt, Magash. Ich bin nicht einzigartig.« Er schüttelte müde den Kopf. »Nun, in Ordnung. Vielleicht jetzt schon. Aber früher war ich das nicht . In der Gruppe von Padawanen, mit denen zusammen ich aufgewachsen bin und ausgebildet wurde, waren gut und gerne genauso viele Jungen wie Mädchen. Von Dutzenden von Welten und aus Hunderten unterschiedlicher Kulturen. Als ich meinen Fuß auf eure Welt setzte, wurde ich – und wenn auch nur für kurze Zeit – ein minderwertiges Wesen. Wäre ich hier geboren oder hierher ins Exil verbannt worden, wäre ich ein Sklave, genau wie all die anderen Männer deines Stammes. Dann wäre ich nicht frei. Es wäre mir nicht gestattet, die Macht zu kanalisieren, ganz gleich, wie geschickt ich darin werden könnte, wenn man mich nur entsprechend unterweisen würde. Auf dieser Welt könnte ich mein Potenzial als Machtsensitiver niemals entfalten – genauso wenig wie das als empfindungsfähiges, intelligentes Lebewesen. Damit würde mir etwas Bedeutendes genommen – und nicht nur mir, sondern auch dem Clan. Wenn das nicht böse ist, was dann?«
Sein Zorn war heiß und flüchtig. Sie setzte zu einer scharfen Erwiderung an, doch dann brachte eine unermessliche, zeitlose Traurigkeit, die in den Augen des Jedi aufleuchtete, sie abrupt zum Schweigen – es war, als würde ihm das vereinte Leid aller vergangenen Jedi innewohnen. Und so verfiel sie wieder auf die Lektion, die man ihr von Geburt an beigebracht hatte. »Die Männer unseres Clans können die Macht nicht kanalisieren.«
»Habt ihr ihnen erlaubt, es auch nur zu versuchen? Doch selbst wenn, stellt sich dennoch die Frage: Ist das Grund genug, um sie zu versklaven?«
»Sie sind kaum mehr als wilde Tiere«, argumentierte sie. »Brächte man ihnen bei, die Macht zu nutzen, würden sie sie lediglich gegeneinander einsetzen – und gegen uns.«
»Habe ich meine Fähigkeiten gegen euch eingesetzt?«
»Du stammst nicht von dieser Welt. Du wurdest in einer spirituellen Lehre unterwiesen …«
»Schön und gut. Dann unterweist sie eben erst in spirituellen Lehren und Disziplinen, bevor ihr sie lehrt, die Macht einzusetzen. Lasst es sie von Kindesbeinen an lernen. So werden alle Jedi unterwiesen – so wurden alle Jedi unterwiesen. Das Erste, das ich zu Füßen meines Meisters lernte, war, was für ein Wesen ein Jedi besitzen muss, um Gutes im Leben zu bewirken und zu vermeiden, der Dunklen Seite anheimzufallen. Erst danach kam das Kanalisieren der Macht. Wenn die Jedi das lehren konnten, warum dann nicht auch die Hexen von Dathomir? Was spricht dagegen?« Er ging um sie herum und marschierte weiter den felsigen Hang hinab.
Sie stand da und schaute ihm nach, dann an ihm vorbei zu der irrwitzigen Wildnis jenseits von ihnen. Dampf und Rauch stiegen durch tiefe Furchen empor, die sich während der Katastrophe, die den Sternentempel und das Tor der Unendlichkeit zerstörte, im Felsgestein aufgetan hatten. Geistern gleich verliefen sie über den verbrannten Boden und wanden sich um die Bruchstücke von Stein und Schlacke, die das Einzige waren, das von der schrecklichen Waffe
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