Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären
Herbst der
Chimären
scanned 07-2006
3. Band der Commissaire-Llob-Trilogie.
ISBN: 3-85218-358-8
Aus dem Französischen übersetzt von
Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe
Nachwort von Beate Burtscher-Bechter
Verlag: Haymon
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 2000
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Buch
Commissaire Llob wird nach 35 Dienstjahren vor-
zeitig in Pension geschickt. Man hat entdeckt, daß
er auch als Schriftsteller tätig ist, und seine Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Yasmina
Khadra erscheinen, erregen wegen ihrer scho-
nungslosen Offenheit an höchster Stelle Mißfallen.
Ihm wird vorgeworfen, hohe Persönlichkeiten an-
zuschwärzen und Algerien in Mißkredit zu brin-
gen. Tatsächlich hatte Llob in seiner Doppelrolle
als Polizist und Autor einen Mehrfrontenkrieg zu
führen: gegen gewöhnliche Verbrecher, gegen Ter-
roristen aus dem Umkreis fundamentalistischer
Gruppen und gegen viele der Mächtigen im Land
wegen ihrer korrupten Praktiken. Davon handeln
Morituri und Doppelweiß, die ersten beiden Commissaire-Llob-Romane.
In Herbst der Chimären hat Llob keinen kompli-zierten Kriminalfall mehr zu lösen. Aus dem Amt
geschieden, wird er selbst zum Verfolgten. Es pas-
siert Mysteriöses: Seine Wohnung wird durch-
sucht, ein Freund benimmt sich verdächtig, im
Stammcafé gehen Handgranaten hoch. Llob weiß
nicht einmal, von welcher Seite die Bedrohung
kommt. Und wer steckt dahinter, als ihm plötzlich
die Rehabilitierung angeboten wird?
Herbst der Chimären ist wohl der politischste der Commissaire-Llob-Romane von Yasmina Khadra,
von denen jeder einzelne ein eindringliches Bild
der kaum durchschaubaren Zustände im heutigen
Algerien zeichnet.
2
Autor
Yasmina Khadra, Pseudonym des 1956 geborenen
algerischen Autors Mohammed Moulessehoul. Als
hoher Offizier der algerischen Armee konnte er
seine literarischen Analysen über die Tragödie sei-
ner Heimat nicht unter eigenem Namen publizie-
ren. In einer ähnlichen Situation wie sein Commis-
saire Llob nahm er im Herbst 2000 seinen Ab-
schied und ging nach Frankreich ins Exil. Im
Haymon-Verlag erschienen 1999 und 2000 die
ersten beiden Bände der Commissaire-Llob-
Trilogie Morituri und Doppelweiß.
3
Französische Erstausgabe:
L’Automne des chimères
© Éditions Baleine, Paris 1998
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Khadra, Yasmina
Herbst der Chimären. Roman / Yasmina Khadra. Aus dem Franz. Von Regina Keil-Sagawe. – Innsbruck: Haymon-Verlag, 2001
Einheitssacht.: L’Automne des chimères ‹dt.›
ISBN 3-85218-358-8
© der deutschen Ausgabe:
Haymon-Verlag, Innsbruck 2001
1. Auflage: August 2001
2. Auflage: November 2001
Alle Rechte vorbehalten
Satz und Umbruch: Haymon-Verlag
Umschlag: Benno Peter
Druck und Bindung: Wiener Verlag, Himberg
4
Für
Helga Anderle,
Beate Burtscher-Bechter
und Guy Dugas
Denen, die nicht mehr unter uns weilen,
den Frauen, den Soldaten und den Polizisten
meines Landes gewidmet
5
I
Ich werde dich ausspeien aus meinem Munde.
Du ( …) weißt nicht, daß du bist elend und jäm-
merlich,
arm, blind und bloß.
Apokalypse des Johannes 3, 16-17
1
Von allen Genies auf Erden widerfährt den unseren
die größte Schmach. Sie sind die Stiefkinder der
Gesellschaft. Von den einen werden sie verfolgt,
von den anderen verkannt. Ihr Leben ist, solange es währt, eine dramatische Hetzjagd durch die Ab-gründe der Willkür und Absurdität. Wer nicht der
Stahlklinge zum Opfer fällt, wird vom Bannstrahl
sozialer Achtung getroffen oder geht an Verbitte-
rung zugrunde. Verendet im Irrenhaus oder im
Nirgendwo, um das Haupt eine Dornenkrone, die
Adern zerstört vom Alkohol. Und der Moment, da
man ihn bestattet, ist der einzige Moment, da je
Bericht über ihn erstattet wird. Sein Mausoleum ist im erstbesten Friedhof das erstbeste Grab, sein
Ruhm gründet allein in der Kühnheit, mit der er es
wagte, Talent zu zeigen zu Zeiten, da nur zu Ehren
kam, wer nicht den geringsten Funken Genie be-
saß.
Arezki Naït-Wali ist ein Genie. Der Beweis? Er
6
hat sich in einer Sackgasse in den Tiefen Bab El-
Oueds* [* wörtlich „Tor zum Fluß“, Teil der Altstadt von Algier, sehr volkstümlich, Hort der Armut und Zentrum der Islamisten] verkrochen, hinter dem Geplärr der Kin-derhorden und den Wäschebergen wimmelnder
Familienclans. Hätte er andernorts das Licht der
Welt erblickt, hätte sein Ruhm vermutlich hell
Weitere Kostenlose Bücher