0629 - Der Racheengel
In der Stadt hatten sie bereits ihre Spuren hinterlassen, eine zerstörte Telefonzelle, durch die kurz vor der Vernichtung blaue Blitze gezuckt waren. Danach war die Zelle förmlich explodiert, eine Verstrebung hatte sogar einen der Männer beinahe getötet, aber er war trotz der Wunde weitergefahren.
Das hatte Suko misstrauisch gemacht!
Wo er und sein Freund John Sinclair erschienen, ging es um Fälle, die nicht in das Raster des Normalen passten. So war es auch hier gewesen, und Suko ärgerte sich darüber, nicht sofort in Trenton gewesen zu sein, denn sein erstes Zusammentreffen mit dem Killer-Trio, das erschienen war, um einen ehemaligen Kumpel namens Halifax zu treffen, lag bereits hinter ihm, und er hatte es für sich entscheiden können.
Ein Teilsieg, mehr nicht.
Suko war äußerst wachsam. Nichts entging ihm. Außerdem konnte er sich die Blicke zu beiden Seiten leisten, da er nur im Schritttempo durch den Ort rollte.
Seine Blicke streiften die Fassaden der Häuser und die frisch gestrichenen Latten der Vorgartenzäune. Er sah die Menschen, die bereits von den unerklärlichen Dingen erfahren hatten und sich wesentlich ängstlicher verhielten als sonst.
Sie blickten sich scheu an und um. Immer wieder suchten sie etwas, das nicht vorhanden war. Auch Suko ärgerte sich darüber, das Fahrzeug des Trios, einen japanischen Geländewagen, noch nicht entdeckt zu haben.
Dieses Auto war sein einziger Anhaltspunkt. Aus ihm hatten sie auch geschossen, als sie den Parkplatz vor der einsam liegenden Gaststätte »Last Post« verließen.
Sie waren gefährlich, sie waren tödlich, sie waren als normale Menschen nach Trenton gekommen und hatten Sukos Meinung nach eine fürchterliche Veränderung durchleben müssen.
Er ging davon aus, dass sie - durch welche Dinge auch immer - magisch beeinflusst worden waren.
Wo hielten sie sich verborgen? Suko glaubte nicht daran, dass sie innerhalb der letzten Viertelstunde zu braven Chorknaben geworden waren. Sie planten etwas, denn grundlos waren sie nicht nach Trenton gefahren.
Er hatte das Zentrum des Ortes erreicht. Einen großen Marktplatz.
Das Pflaster bestand aus kleinen Baubasaltsteinen, die bei Nässe glatt wurden.
Suko nahm dies alles am Rande wahr. Er hatte das Gefühl, als würde er durch eine Kulisse rollen, die extra für ihn aufgebaut worden war. Die Regie hatten andere übernommen, und sie schienen ihn an der langen Leine zu halten, ohne dass er es richtig merkte.
In jedem Ort war die Polizeistation zumeist im Zentrum zu finden. Hier suchte Suko vergebens, deshalb ging er den einfachen und direkten Weg, lenkte den klapprigen Ford in eine Parktasche und stellte ihn dort ab.
Auch als er ausstieg, wollte das Gefühl nicht weichen. Er hatte den Eindruck, in eine andere Welt zu treten, seinen Fuß in Nebel zu setzen, der nur in seiner Einbildung existierte.
Seltsam…
Suko war es gewohnt, auf Vorahnungen zu hören. Er konnte Stimmungen herausfiltern.
Was er hier herausgefunden hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Hier war jemand dabei, einen unsichtbaren Sack über Trenton zu stülpen.
Nicht weit entfernt fand er einen kleinen Lebensmittelladen. Er wollte nicht hinein und nur mit dem Jungen sprechen, der vor dem Laden sein Fahrrad reparierte.
Er war ungefähr zwölf Jahre alt und schaute hoch, als der Schatten des Inspektors auf ihn fiel.
Auch seinen Blick sah Suko nicht als normal an. In den Augen stand ein Flackern. Misstrauen glomm tief in den Pupillenschächten, zudem blickte sich der Junge noch um, ob ihn auch niemand sah.
Suko grüßte freundlich.
Der Knabe nickte und wischte seine Handflächen an der Hose ab. Durch das Schaufenster wurden beide von innen her von der Besitzerin beobachtet.
»Du kennst dich hier aus?«
»Es kommt darauf an.«
»Ich möchte nur wissen, wo ich den Konstabler finden kann.«
Der Junge erschrak. Suko wusste nicht warum, auch die folgenden Handlungen waren ihm unbegreiflich. Der Junge schlenkerte mit dem Arm und stieß ihn mehrere Male nach vorn.
»Da müssen Sie hingehen, da!«
Die Frau aus dem Laden verließ ihr Geschäft. »Komm sofort her, Randy.«
Der Junge rannte zu ihr.
Suko stellte keine Fragen mehr. Er hatte zwar eine Antwort erhalten, die allerdings gefiel ihm nicht.
Er brauchte nicht lange zu raten, um herauszufinden, dass mit dem Konstabler etwas nicht stimmte.
Jeder schien es zu wissen, nur wollte keiner darüber reden. Das bereitete ihm Sorgen.
Er hatte sich sowieso schon Gedanken über das Schicksal
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