Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
und Mike hatten bis in die Nacht hinein zusammengesessen und geredet, und als Thad gefragt hatte, ob die Tatsache, daß er ein paar Bücher unter Pseudonym geschrieben hatte, überhaupt jemanden interessierte, hatte Mike etwas gesagt, das Thad hell auflachen ließ. »Umfragen haben ergeben, daß die meisten Leser von People extrem enge Nasen haben. In ihnen läßt sich schwer bohren, und deshalb bohren sie in den Nasen so vieler anderer Leute, wie sie nur können. Sie möchten alles über Ihren Freund George wissen.«
»Er ist nicht mein Freund«, hatte Thad lachend erwidert.
Nun fragte er Liz, die jetzt am Herd stand: »Kommst du zurecht, Baby? Oder brauchst du Hilfe?«
»Alles bestens«, sagte sie. »Ich mache gerade ein bißchen Brei für die Kinder. Du bist nach wie vor mit dir selbst beschäftigt?«
»Das bin ich«, sagte Thad, ohne sich zu schämen, und wendete sich wieder dem Artikel zu.
»Das Schwierigste an der ganzen Sache war, einen Namen zu finden«, fährt Beaumont fort und knabbert dabei am Bleistift. »Aber es war sehr wichtig. Ich wußte, daß es funktionieren konnte. Ich wußte, daß es die Schreibblockierung lösen würde, mit der ich mich herumschlug. Wenn ich eine Identität hatte. Die richtige Identität, eine von meiner eigenen getrennte Identität.«
Und wie ist er auf George Stark gekommen?
»Es gibt da einen Kriminalschriftsteller namens Donald E. Westlake«, erläutert Beaumont. »Wenn er unter seinem eigenen Namen schreibt, benutzt Westlake die Form des Kriminalromans zum Schreiben amüsanter Gesellschaftskomödien über das amerikanische Leben und die amerikanischen Sitten.
Aber von Anfang der sechziger bis um die Mitte der siebziger Jahre schrieb er eine Reihe von Romanen unter dem Namen Richard Stark, und diese Bücher sind völlig anders. Sie handeln von einem Mann namens Parker, der ein Berufsverbrecher ist. Er hat keine Vergangenheit, keine Zukunft und - in den besten Büchern - keine Interessen außer Rauben und Stehlen.
Wie dem auch sei - aus Gründen, nach denen Sie Westlake selbst fragen müssen, hörte er um 1975 herum auf, über Parker zu schreiben, aber ich habe nie vergessen, was er sagte, nachdem er das Pseudonym gelüftet hatte. Er erklärte, er hätte seine Bücher an sonnigen Tagen geschrieben, und an Regentagen hätte Stark das Schreiben übernommen. Das gefiel mir, denn die Zeit damals, von 1973 bis Anfang 1975, bestand für mich nur aus Regentagen.
In den besten dieser Bücher hat Parker mehr Ähnlichkeit mit einem mordenden Roboter als mit einem Menschen. Der seiner Beute beraubte Räuber ist ein immer wiederkehrendes Thema. Und Parker bewegt sich durch die bösen Buben - die anderen bösen Buben, meine ich - haargenau wie ein Roboter, der nur auf ein einziges Ziel programmiert ist. >Ich will mein Geld<, sagt er und sonst gar nichts. >Ich will mein Geld. Ich will mein Geld.< Erinnert Sie das an etwas?«
Der Interviewer nickt. Beaumont beschreibt Alexis Machine, die Hauptperson des ersten und des letzten George Stark-Romans.
»Wenn Machine’s Way so geendet hätte, wie es begann, dann hätte ich es in die Schublade gesteckt und nie wieder herausgeholt«, sagt Beaumont. »Wenn ich es veröffenlicht hätte, wäre es ein Plagiat gewesen. Aber als ich ungefähr ein Viertel geschrieben hatte, hatte es
seinen eigenen Rhythmus gefunden, und alles weitere ergab sich von selbst.«
Der Interviewer fragt, ob Beaumont damit sagen will, daß, nachdem er eine Zeitlang an dem Buch gearbeitet hatte, George Stark erwachte und zu reden begann.
»Ja«, sagt Beaumont. »Das kommt der Sache ziemlich nahe.«
Thad schaute auf und hätte beinahe wieder unwillkürlich gelacht. Die Zwillinge bemerkten sein Lächeln und erwiderten es durch das Erbsenpüree hindurch, mit dem Liz sie gerade fütterte. Soweit er sich erinnerte, hatte er in Wirklichkeit gesagt: »Himmel, wie melodramatisch. Das hört sich an wie eine Stelle in Frankenstein, wo der Blitz schließlich in den Blitzableiter auf der höchsten Zinne der Burg einschlägt und das Ungeheuer zum Leben erweckt!«
»Es ist unmöglich, sie zu füttern, wenn du nicht damit aufhörst«, bemerkte Liz. Sie hatte einen kleinen Spritzer Erbsenpüree auf der Nasenspitze, und Thad verspürte den absurden Drang, ihn wegzuküssen.
»Womit soll ich aufhören?«
»Wenn du grinst, grinsen sie auch. Und ein grinsendes Baby kann man nicht füttern.«
»Entschuldigung«, sagte er demütig und blinzelte den Zwillingen zu. Einen
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