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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oberflächliches Jucken, sondern tiefsitzendes, auf die Nerven gehendes, hämmerndes Jucken, das einen zwingt, die Zähne zusammenzubeißen.
    Aber selbst das schien weit fort zu sein, völlig unwichtig.
    Er setzte sich an die Schreibmaschine.

7
    In dem Augenblick, in dem er den Motor einschaltete, verschwand das Jucken - und mit ihm die Vision von den Sperlingen.
    Aber die Trance blieb bestehen, und in ihr steckte ein unerbittlicher Befehl; da war etwas, das geschrieben werden mußte, und ihm war, als schriee ihm sein ganzer Körper zu, es zu tun, es zu tun, es hinter sich zu bringen. Auf seine Art war das noch schlimmer als die Vision der Sperlinge oder das Jucken in seiner Hand. Dieses Gefühl schien von einem Ort tief in seinem Unterbewußtsein auszustrahlen.
    Er spannte ein Blatt Papier in die Schreibmaschine und saß dann einen Moment lang nur da, abwesend und gedankenverloren.
Dann legte er die Finger in der Ausgangsposition des Zehnfingersystems auf die mittlere Tastenreihe, obwohl er schon seit Jahren nicht mehr nach dem Zehnfingersystem schrieb.
    Sie blieben zitternd einen Moment dort liegen, und dann zogen sich alle bis auf die Zeigefinger zurück. Wenn Stark schrieb, tat er es offenbar auf die gleiche Art wie Thad - mit beiden Zeigefingern. Das war zu erwarten gewesen; die Schreibmaschine war nicht das Instrument seiner Wahl.
    Er spürte ein kurzes Aufflackern von Schmerz, als er die Finger seiner linken Hand bewegte, aber das war auch alles. Seine Zeigefinger tippten langsam, aber es dauerte trotzdem nicht lange, bis die Botschaft auf dem weißen Blatt stand. Sie war bestürzend kurz. Der Kugelkopf wirbelte herum und produzierte sieben Worte:
    Weisst du, woher mein Anruf kam, Thad?
    Plötzlich wurde die Welt vor seinen Augen wieder klar. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie solche Bestürzung, solches Entsetzen empfunden. Großer Gott, natürlich - es war so folgerichtig, so offensichtlich.
    Der Dreckskerl hat von meinem Haus aus angerufen! Er hat Liz und die Kinder!
    Er wollte aufstehen, ohne jede Ahnung, wohin er gehen sollte. Er war sich nicht einmal bewußt, daß er es tun wollte, bis plötzlich der Schmerz in seiner Hand aufflackerte wie eine glimmende Fackel, die kräftig durch die Luft geschwungen wird, damit sie hell auflodert. Seine Lippen zogen sich von den Zähnen zurück, und er gab einen leisen, stöhnenden Laut von sich. Er ließ sich wieder auf den Stuhl vor der IBM sinken, und bevor er recht wußte, was geschah, hatten sich seine Hände wieder auf die Tasten gelegt.
    Sechs Worte diesmal.
    Sag es niemandem, sonst sterben sie
    Er starrte die Worte dumpf an. Sobald er den letzten Buchstaben getippt hatte, war alles plötzlich wie abgeschnitten - als wäre er eine Lampe, und jemand hätte den Stecker herausgezogen. Keine Schmerzen mehr in seiner Hand. Kein Jucken mehr. Kein kribbelndes Gefühl mehr unter der Haut.

    Die Vögel waren fort. Die dumpfe Trance war fort. Und Stark war auch fort.
    Aber er war natürlich keineswegs wirklich fort. Stark hütete das Haus, während Thad nicht da war. Sie hatten zwei Staatspolizisten zur Bewachung des Hauses zurückgelassen, aber das war belanglos. Er war ein Idiot gewesen, ein kompletter Idiot, als er sich eingebildet hatte, zwei Polizisten könnten etwas ändern. Selbst eine Kompanie Marineinfanterie hätte nichts ändern können. George Stark war kein Mensch; er war so etwas wie ein Tiger-Panzer, der zufällig wie ein Mensch aussah.
    »Wie weit sind Sie?« fragte Harrison hinter ihm.
    Thad fuhr zusammen, als hätte ihm jemand eine Reißzwecke ins Genick gestochen - und das ließ ihn natürlich an Frederick Clawson denken, der sich auf Dinge eingelassen hatte, die ihn nichts angingen - und der dadurch, daß er sagte, was er wußte, Selbstmord begangen hatte.
    Sag es niemandem, sonst sterben sie starrte ihm von dem Blatt Papier in der Schreibmaschine entgegen.
    Er streckte die Hand aus, zog das Blatt aus der Maschine und knüllte es zusammen. Er tat es, ohne sich umzusehen und festzustellen, wie nahe Harrison herangekommen war. Das wäre ein Fehler gewesen. Er versuchte völlig gelassen zu erscheinen. Er hatte nicht das Gefühl, gelassen zu sein; er hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Er wartete darauf, daß Harrison ihn fragte, was er geschrieben hätte und warum er es aus der Schreibmaschine herausziehen mußte, bevor jemand es lesen konnte. Als Harrison nicht sprach, tat es Thad.
    »Ich denke, ich bin fertig. Zum Teufel mit der Notiz.

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