Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
schmerzte. Er versuchte ganz bewußt, sich zu entkrampfen. Er durfte Harrison und Manchester nicht merken lassen, daß etwas nicht stimmte - das durfte er auf gar keinen Fall. Aber er schien nicht imstande, seine Muskeln zu lockern.
Stark nahm beim ersten Läuten den Hörer ab. »Thad?«
»Was hast du mit ihnen gemacht?« Als ob er trockene Baumwollklumpen ausspeien müßte. Und im Hintergrund konnte er die Zwillinge aus Leibeskräften schreien hören. Thad empfand ihr Geschrei als seltsam beruhigend. Es war nicht das heisere Gebrüll, das Wendy von sich gegeben hatte, nachdem sie die Treppe heruntergefallen war; es war ein aufgeregtes, vielleicht auch ein wütendes Weinen, aber kein Schmerzensgeheul.
Aber Liz - wo war Liz?
»Überhaupt nichts«, erwiderte Stark, »wie du selber hören kannst. Ich habe ihnen kein einziges Haar auf ihren kostbaren Köpfchen gekrümmt. Noch nicht.«
»Liz«, sagte Thad, den plötzlich einsames Entsetzen überspülte wie eine lange, hohe Brandungswelle.
»Was soll mit ihr sein?« Der spöttische Ton war grotesk, unerträglich.
»Hol sie an den Apparat!« bellte Thad. »Wenn du willst, daß ich auch nur ein einziges verdammtes Wort unter deinem Namen schreibe, dann holst du sie an den Apparat!« Und da war ein Teil seines Verstandes, dem offenbar selbst ein derartiges Extrem an Entsetzen und Überraschung nichts anzuhaben vermochte, der warnte: Gib auf dein Gesicht acht, Thad. Sie können dein Profil sehen. Ein Mann schreit nicht in den Hörer, wenn er zu Hause anruft und seine Frau fragt, ob sie noch genug Eier im Kühlschrank hat.
»Thad! Aber Thad!« Stark tat, als wäre er beleidigt, doch Thad wußte mit grauenhafter und aufreizender Gewißheit, daß der Dreckskerl grinste. »Du hast wirklich eine verdammt schlechte Meinung von mir. Aber reg dich ab - hier ist sie.«
»Thad? Thad, bist du das?« Ihre Stimme klang mitgenommen und verängstigt, aber nicht panikartig. Nicht ganz.
»Ja, Liebling. Bist du okay? Und die Kinder?«
»Ja, wir sind okay. Wir...« Sie brach ab, und Thad konnte hören, daß der Bastard etwas zu ihr sagte, aber nicht, was er sagte. Sie sagte ja, okay, und dann war sie wieder am Apparat. Jetzt schien sie den Tränen nahe zu sein. »Thad, du mußt tun, was er verlangt.«
»Ja. Das weiß ich.«
»Aber er will, daß ich dir sage, daß du es nicht hier tun kannst. Die Polizei wird bald hier sein. Er - Thad, er hat gesagt, er hätte die beiden Männer umgebracht, die das Haus bewachten.«
Thad schloß die Augen.
»Ich weiß nicht, wie er es getan hat, aber er hat gesagt, er hätte es getan - und ich - ich glaube ihm.« Jetzt weinte sie wirklich. Versuchte, es nicht zu tun, weil sie wußte, es würde Thad aufregen, und weil sie auch wußte, daß er vielleicht etwas Gefährliches tun würde, wenn er aufgeregt war. Er umkrampfte den Hörer, preßte ihn ans Ohr und versuchte, gelassen auszusehen. Stark murmelte wieder im Hintergrund. Und Thad schnappte eines seiner Worte auf. Zusammenarbeit . Es war unglaublich. Einfach unglaublich.
»Er bringt uns von hier fort«, sagte sie. »Er sagt, du weißt, wohin wir fahren. Erinnerst du dich an Tante Martha? Er sagt, du sollst die Männer abhängen, die bei dir sind. Er sagt, er glaubt, du könntest das, weil er weiß, daß er es könnte. Er will, daß du heute abend vor Einbruch der Dunkelheit bei uns bist. Er sagt...« Ein verängstigtes Schluchzen brach aus ihr hervor. Ein zweites drängte ihm nach, aber es gelang ihr, es zu unterdrücken. »Er hat gesagt, daß du mit ihm zusammenarbeiten wirst, daß das Buch, wenn ihr beide es gemeinsam schreibt, das beste von allen werden wird. Er...«
Gemurmel. Gemurmel. Gemurmel.
Thad wünschte sich nichts sehnlicher, als seine Finger in George Starks bösen Hals zu krampfen und ihn zu würgen, bis sie sich durch seine Haut gebohrt hatten und in seine Kehle eingedrungen waren.
»Er sagt, Alexis Machine ist von den Toten auferstanden und größer als je zuvor«, sagte sie. Und dann, mit schriller
Stimme. »Bitte, tu, was er sagt, Thad! Er ist bewaffnet. Und er hat eine Lötlampe! Er sagt, wenn du auf irgendwelche verrückten Gedanken kommen solltest...«
»Liz...«
»Bitte, Thad, tu, was er sagt.«
Ihre Stimme brach ab, als Stark ihr den Hörer aus der Hand nahm.
»Eine Frage, Thad«, sagte Stark, und jetzt lag nichts Spielerisches oder Spöttisches in seiner Stimme. »Ich verlange eine Antwort, und die muß ehrlich und glaubwürdig sein, alter Freund, sonst müssen
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