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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Frist war abgelaufen.
    »Danke, Rawlie.«
    Rawlie nickte, bat ihn noch einmal, auf sich achtzugeben, und zog sich dann in sein Büro zurück.
    Thad machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Büro.

6
    Und natürlich muß ich eine Notiz für Mrs. Fenton schreiben.
    Er unterbrach den Akt des Wegräumens der letzten Ordner, die er versehentlich herausgeholt hatte, und warf einen Blick auf die beigefarbene IBM Selectric. Neuerdings schienen sich Schreibinstrumente, große wie kleine, auf fast hypnotische Weise in sein Bewußtsein zu drängen. Im Laufe der letzten Woche hatte er sich mehr als einmal gefragt, ob in jedem eine andere Version von Thad Beaumont steckte. Wie böse Geister in einem Haufen Flaschen.
    Ich muß eine Notiz für Mrs. Fenton schreiben.
    Aber wie die Dinge lagen, brauchte man eher ein Ouija-Brett als eine Schreibmaschine, um sich mit der netten, aber leider verstorbenen Mrs. Fenton in Verbindung zu setzen, die Kaffee gekocht hatte, in dem der Löffel stand. Warum hatte er das überhaupt gesagt? An Mrs. Fenton hätte er zuallerletzt gedacht.
    Thad stopfte den letzten Ordner in den Aktenschrank, schloß ihn ab und betrachtete seine linke Hand. Unter dem Verband hatte sie plötzlich zu brennen und zu jucken begonnen. Er rieb sie an seinem Hosenbein, aber daraufhin schien sie nur noch heftiger zu jucken. Das Gefühl einer intensiven Backofenhitze verstärkte sich.
    Er schaute aus dem Fenster.
    Auf den Telefondrähten auf der anderen Seite des Bennett Boulevard drängten sich Sperlinge. Andere saßen auf dem Dach der Krankenstation, und dann sah er, wie eine weitere Schar auf dem Tennisplatz landete.

    Alle schienen ihn anzusehen.
    Psychopompen. Die Vorboten der Untoten.
    Jetzt wirbelte noch ein Schwarm von Sperlingen wie ein Zyklon aus verbranntem Laub herab und landete auf dem Dach der Bennett Hall.
    »Nein«, flüsterte Thad mit zittriger Stimme. Seine Hand juckte und brannte.
    Die Schreibmaschine.
    Er konnte die Sperlinge und das Brennen und Jucken in seiner Hand nur loswerden, indem er die Schreibmaschine benutzte.
    Der Drang, sich an die Maschine zu setzen, war so stark, daß er sich nicht abweisen ließ. Irgendwie kam er ihm auf entsetzliche Weise natürlich vor - wie das Verlangen, die Hand in kaltes Wasser zu stecken, wenn man sich verbrannt hat.
    Ich muß eine Notiz für Mrs. Fenton schreiben.
    Du wirst noch heute anfangen, sonst könnte es dir schlecht ergehen. Und du würdest nicht der einzige sein.
    Dieses kribbelnde Gefühl in seiner Haut wurde immer stärker. Das Jucken strahlte in Wellen von dem Loch in seiner Hand aus, und seine Augäpfel schienen im Rhythmus dieses Gefühls zu pulsieren. Die Vision von Sperlingen vor seinem geistigen Auge wurde deutlicher. Es war in Bergenfield, in Bergenfield unter einem weißen Frühlingshimmel; es war 1960; die ganze Welt war tot bis auf diese schrecklichen, gewöhnlichen Vögel, und während er hinschaute, schwangen sie sich alle auf, und ihre gewaltige, flatternde Masse verdunkelte den Himmel. Die Sperlinge flogen wieder.
    Vor dem Fenster von Thads Büro flogen alle, die auf den Telefondrähten, der Krankenstation und Bennett Hall saßen, flügelschlagend gleichzeitig auf. Ein paar Studenten, die den Hof überquerten, blieben stehen und beobachteten, wie der Schwarm am Himmel eine Linkskurve beschrieb und in Richtung Westen verschwand.
    Das sah Thad nicht. Er sah nur die Gegend, in der er seine Kindheit verbracht und die sich jetzt in eine unheimliche Traumlandschaft verwandelt hatte. Er ließ sich vor der
Schreibmaschine nieder und versank dabei noch tiefer in die zwielichtige Welt der Trance. Doch ein Gedanke blieb beharrlich in seinem Bewußtsein. Der gerissene alte George konnte ihn zwingen, sich hinzusetzen und die Tasten der IBM zu betätigen, ja, aber das Buch würde er nicht schreiben, einerlei, was auch passierte - und wenn er fest blieb, würde der gerissene alte George einfach auseinanderfallen oder aufhören zu existieren wie eine ausgeblasene Kerzenflamme. Das wußte er. Er fühlte es.
    Seine Hand schien jetzt regelrecht zu toben , und ihm war, daß sie, wenn er sie sehen könnte, aussehen würde wie die Pfote einer Figur aus einem Zeichentrickfilm - vielleicht Wile E. Coyote -, nachdem man mit einem Vorschlaghammer daraufgehauen hat. Es war kein eigentlicher Schmerz, sondern eher das Ich-werde-gleich-wahnsinnig-Gefühl, das man hat, wenn die Stelle auf dem Rücken, die einzige, die man nicht erreichen kann, zu jucken beginnt. Kein

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