Sternenfaust - 040 - Invasion
»Ehrenwerter Kommandant, das ist unmöglich!«, stieß der Ortungsoffizier der DRAGORRR aus. Die schuppenbewehrten Pranken des Sauroiden glitten über die der groben Anatomie der Starr angepassten Sensorfelder seiner Konsole. Er nahm ein paar Schaltungen vor und ließ die Ortungsergebnisse ein weiteres Mal durch den Bordrechner überprüfen.
Das Ergebnis blieb immer dasselbe.
Er drehte sich schließlich herum. Beide Zungen des Sauroiden zuckten kurz aus dem lippenlosen Echsenmaul.
»Es ist eins unserer eigenen Schiffe!«, erklärte er. »Die Daten lassen daran keinen Zweifel. Inzwischen liegt auch ein Abgleich mit den Daten anderer Schiffe vor. Eines der J’ebeem-Schiffe ist nahe genug, um sogar ein optisches Signal aufnehmen zu können.«
»Auf den Schirm damit!«, forderte der Kommandant.
Sein Name war Ggarrr. Nach dem Tod von Marrashtuorr, dem ehemaligen Kommandanten der Starr-Flotte und der DRAGORRR, der bei der Zerstörung der Feuerwelt Samtran VIII den Tod gefunden hatte, war Ggarrr von der Konsensgemeinschaft der Restflotte des Arashlan zum Nachfolger gewählt worden. Und zwar sowohl für die Funktion eines Oberkommandierenden der Flotte als auch für den Posten des Kommandanten der DRAGORRR.
Schon lange hatte Ggarrr sich für viel kompetenter gehalten als so manchen hohen Funktionsträger des Arashlan. Allerdings hatte ihm immer die Fähigkeit gefehlt, Massen von Wahlberechtigten zu begeistern. Bei den Abstimmungen, die für fast jede wichtigere Entscheidung innerhalb der Konsensgemeinschaft durchgeführt wurden, hatte er deshalb häufig den Kürzeren gezogen.
Jetzt, so schien des, schlug endlich seine Stunde. Nun konnte Ggarrr endlich beweisen, was in ihm steckte. Mit bitterer Ironie quittierte Ggarrr den Umstand, dass dies erst in einem Augenblick geschah, da so gut wie nichts mehr vom eigentlichen Arashlan der Starr übrig geblieben war. Dieser Begriff wurde zwar häufig auch auf das Territorium der Starr bezogen, im engeren Sinn bezeichnete er aber die Konsensgemeinschaft aller Wahlberechtigten, worunter jeder Starr zu verstehen war, der eigenhändig die zur Teilnahme an den Abstimmungen notwendige Übertragungstechnik zu bedienen vermochte.
Die Invasion der Dronte hatte das alte Arashlan mehr oder minder vollkommen zerschlagen. Die Zentralwelt Namban mit ihrem legendären »Dom des Konsenses«, in den seit langer Zeit holographische Ebenbilder aller Debattenteilnehmer aus dem gesamten Siedlungsgebiet der Starr übertragen wurden, um dort die Entscheidungen zu treffen, war von den Invasoren erobert worden.
Die Dronte waren Parasiten.
Faustgroße Wesen, die in Wirtskörper implantiert wurden und diese über ein Netz sich rasch bildender Ganglien kontrollierten, wobei die ursprüngliche Persönlichkeit des Wirts bereits nach kurzer Zeit völlig desintegriert wurde. Ein gewisses Grundwissen konnte der implantierte Dronte dabei übernehmen. Bei manchen Spezies ergaben sich nach der Implantierung eines Dronte im Laufe der Zeit körperlich sichtbare Nebenwirkungen. Die menschlichen Kolonisten im Karalon-System beispielsweise, die den Grundstock jener Dronte-Armada bildeten, die vor kurzem über Wurmloch Beta das Siedlungsgebiet der Starr erobert hatte und deren zweite Hälfte sich nun anschickte, auch bei dem auf dem Territorium der Solaren Welt gelegenen Wurmloch Alpha den Durchbruch zu schaffen, wurden durch einen vollständigen Haarausfall gezeichnet.
Das Reich der Starr – das demokratische Arashlan, in dem die Volksherrschaft mit einer nirgends sonst gekannten Radikalität verwirklicht worden war – hatte keine Chance gehabt, sich gegen diesen übermächtigen Gegner zu wehren. Und das trotz des außerordentlich hohen technischen Niveaus der Starr. In den meisten Bereichen waren die Echsenabkömmlinge ihren Nachbarn Menschen und J’ebeem überlegen. Und auch die insektenähnlichen Mantiden oder die vogelartigen Kridan konnten technologisch in vielerlei Hinsicht mit ihnen nicht mithalten. Die Starr selbst waren natürlich in erster Linie davon überzeugt, dass sie ihren Nachbarn vor allem politisch und kulturell voraus waren – stellten deren politische Ordnungen doch für sie letztlich nur Varianten mehr oder minder autoritärer oder halbautoritärer Herrschaftssysteme dar. Zwischen dem mantidischen Königtum und der repräsentativen Demokratie der Solaren Welten bestand nach allgemeiner Auffassung nur ein gradueller Unterschied im Hinblick auf die Unterdrückung des Volkswillens.
Doch nun
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