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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich ein wenig hob. »Und ihr beide scheint auch ein bißchen nervös zu sein, seit wir das Haus verließen. Es ist doch nichts passiert, das ich wissen müßte, oder?«
    Selbst in dieser verzweifelten Lage war er noch imstande, Gewissensbisse zu spüren. Es war in der Tat etwas passiert - aber er war derjenige, der es wußte, und er würde nichts sagen.
    »Nein«, sagte Harrison, der am Lenkrad saß und sich jetzt vorbeugte, um an seinem Partner vorbeireden zu können. »Wir können Chatterton und Eddings nicht erreichen, das ist alles. Vielleicht sind sie im Haus.«
    »Liz sagte, sie hätte gerade frischen Eistee gemacht«, log Thad schnell.
    »Das also ist es«, sagte Harrison. Er lächelte Thad an, der jetzt ein wenig stärkere Gewissensbisse verspürte. »Vielleicht ist noch etwas davon übrig, wenn wir ankommen.«

    »Vielleicht.« Thad schlug die Tür des Suburban zu und steckte den Zündschlüssel ins Schloß - mit einer Hand, die ihm so gefühllos vorkam wie ein Holzklotz. Fragen wirbelten ihm durch den Kopf, tanzten ihre eigene komplizierte und nicht sonderlich erfreuliche Gavotte. Waren Stark und seine Familie schon nach Castle Rock unterwegs? Er hoffte es - wünschte sich, daß sie außer Reichweite waren, wenn die Nachricht, daß sie entführt worden waren, an alle Polizeidienststellen ging. Wenn sie Liz’ Wagen benutzten und jemand ihn erkannte, oder wenn sie noch in Ludlow oder in der Nähe davon waren, konnte es schwere Probleme geben. Mordsprobleme. Es war eine grauenhafte Ironie, daß er nur hoffen konnte, daß Stark entkam - aber das war nun einmal die Lage, in der er sich befand.
    Und was das Entkommen anging - wie sollte er Harrison und Manchester loswerden? Das war eine weitere interessante Frage. Nicht, indem er ihnen in dem Suburban davonfuhr, das stand fest. Der Plymouth, den sie fuhren, sah zwar mit seinem staubigen Lack und den schwarzen Reifen nach nichts aus, aber das rauhe Dröhnen im Leerlauf deutete darauf hin, daß unter der Haube eine Menge Kraft steckte. Er glaubte, daß es ihm gelingen würde, sie abzuhängen - er hatte schon eine Idee, wie und wo das möglich war -, aber wie sollte er es bewerkstelligen, daß man ihn auf der hundertsechzig Meilen langen Fahrt nach Castle Rock nicht wieder aufspürte?
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung - er wußte nur, daß er es irgendwie schaffen mußte.
    Erinnerst du dich an Tante Martha?
    Er hatte auf Starks Frage, was das bedeutet, gelogen, und Stark hatte die Lüge geschluckt. Also wußte der Mistkerl nicht alles, was in seinem Kopf vorging. Martha Tellford war tatsächlich Liz’ Tante, und sie hatten, meist im Bett, im Scherz darüber gesprochen, daß sie vor ihr davonlaufen würden; aber sie hatten von so exotischen Gegenden wie Aruba oder Tahiti geredet, weil Tante Martha alles wußte, was es über das Sommerhaus in Castle Rock zu wissen gab. Sie war dort viel öfter zu Besuch gewesen als in Ludlow. Und Tante Martha hatte sich in Castle Rock am liebsten auf
der Müllkippe aufgehalten. Sie war ein eingetragenes, zahlendes Mitglied der Nationalen Schützenvereinigung, und sie ging zur Müllkippe, um Ratten abzuschießen.
    »Wenn du willst, daß sie abreist, mußt du es ihr sagen.« Thad erinnerte sich, wie er das eines Nachts gegen Ende von Tante Marthas endlosem Sommerbesuch zu Liz gesagt hatte - war es 1979 oder 1980 gewesen? Aber das spielte vermutlich keine Rolle. »Sie ist deine Tante. Wenn ich es ihr sage, kommt sie vielleicht auf die Idee, ihre Winchester auf mich anzulegen.«
    »Ich weiß nicht, ob die Blutsverwandtschaft in diesem Fall etwas ausmacht«, hatte Liz erwidert. »Sie hat so einen Blick in den Augen...« Liz hatte im Bett neben ihm geschaudert, erinnerte er sich, dann hatte sie gekichert und ihn in die Rippen gestoßen. »Also los. Gott haßt Feiglinge. Sag ihr, wir sind Naturschützer, auch wenn es sich um Müllkippen-Ratten handelt. Bau dich vor ihr auf, Thad, und sage >Hau ab, Tante Martha! Du hast deine letzte Ratte auf der Müllkippe geschossen! Pack deine Koffer und verschwinde!‹«
    Natürlich hatte keiner von ihnen Tante Martha zum Verschwinden aufgefordert; sie hatte ihre täglichen Ausflüge zur Müllkippe fortgesetzt, wo sie Dutzende von Ratten abschoß (und, wie Thad argwöhnte, auch ein paar Möwen, wenn die Ratten in Deckung gingen). Endlich war der gesegnete Tag gekommen, an dem Thad sie zum Portland Jetport fuhr und sie in das Flugzeug nach Albany setzte. Bevor sie an Bord ging, hatte sie ihm auf ihre

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