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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dazugehörenden Polizisten standen im Schatten eines nahen Baumes, rauchten und unterhielten sich.
    Er hatte, was er brauchte; der Rest war ein Kinderspiel. Dennoch blieb er noch einen Augenblick stehen. Er hielt sich weder für phantasiebegabt - zumindest nicht außerhalb der Seiten der Bücher, an deren Niederschrift er einen entscheidenden Anteil gehabt hatte - noch für besonders erregbar; deshalb überraschte ihn die dumpfe Glut aus Wut und Ressentiment, die er in seinen Eingeweiden glimmen spürte.
    Welches Recht hatte dieser Mistkerl, sich seiner zu entledigen? Welches gottverdammte Recht? Weil er schon vor ihm ein realer Mensch gewesen war? Weil Stark selbst nicht wußte, warum oder wann er seinerseits in die Realität eingetreten
war? Das war Unsinn. Was George Stark anging, hatte Anciennität nicht das geringste zu besagen. Es war nicht seine Aufgabe, sich einfach hinzulegen und widerspruchslos zu sterben, was Beaumont offenbar von ihm erwartete. Seine Aufgabe war vielmehr, am Leben zu bleiben. Das war er schon seinen Lesern schuldig.
    Man sehe sich das an! Ein geräumiges Haus im Neuengland-Kolonialstil, das man schon fast als Villa bezeichnen konnte. Ein großer Rasen, auf dem Sprenger herumwirbelten und sich bemühten, ihn grün zu halten. Ein Holzzaun, der sich an einer Seite der glänzend schwarzen Auffahrt entlangzog. Ein überdachter Gang, der das Haus mit der Garage verband. Und drinnen war das Haus, seinem Äußeren entsprechend, im anmutigen (vielleicht nannten sie es graziösen) Stil der Kolonialzeit möbliert - mit einem langen Eichentisch im Eßzimmer, hohen, dekorativen Schränken in den oberen Räumen und Stühlen, die zierlich waren, ohne kostbar zu sein, Stühlen, die man bewundern und auf die man sich trotzdem niederlassen konnte. Das Ganze zwischen Wänden, die nicht tapeziert waren, sondern gestrichen und mit Schablonen bemalt. All das hatte Stark gesehen, hatte es in den Träumen gesehen, von denen Beaumont nicht ahnte, daß er sie gehabt hatte, während er als George Stark schrieb.
    Plötzlich verlangte ihn danach, dieses anmutige weiße Haus bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Ein Streichholz daranhalten - oder vielleicht die Flamme der Lötlampe, die in einer Tasche seiner Weste steckte - und es bis auf die Grundmauern niederbrennen. Aber nicht, bevor er drinnen gewesen war. Nicht, bevor er die Möbel zerschlagen, im Wohnzimmer auf den Teppich geschissen und seine Scheiße in dicken braunen Streifen auf die sorgfältig bemalten Wände geschmiert hatte. Nicht, bevor er mit einer Axt auf die ach so kostbaren Schränke eingedroschen und Kleinholz aus ihnen gemacht hatte.
    Welches Recht hatte Beaumont auf Kinder? Auf eine schöne Frau? Welches Recht hatte Thad Beaumont, im Licht zu leben und glücklich zu sein, während sein dunkler Bruder, der ihn reich und berühmt gemacht hatte, während er sonst
arm gewesen wäre und in Obskurität geendet hätte, im Finstern starb wie ein Straßenköter?
    Keines natürlich. Überhaupt keines. Es war nur so, daß Beaumont nach wie vor überzeugt war, ein solches Recht zu haben. Aber diese Überzeugung war eine Fiktion. Im Gegensatz zu George Stark aus Oxford, Mississippi.
    »Es wird Zeit für die erste Lektion, alter Freund«, murmelte George Stark zwischen den Bäumen. Er löste die Klammern, die den Verband um seine Stirn hielten, nahm sie ab und steckte sie für später in die Tasche. Dann begann er, den Verband abzuwickeln, und je näher er seinem verrotteten Fleisch kam, desto feuchter wurden die Lagen. »Und zwar für eine, die du nie vergessen wirst, das garantiere ich dir.«

2
    Es war nichts als eine Variation des Tricks mit dem Blindenstock, dessen er sich in New York bedient hatte, aber das war in Ordnung; Stark war ein überzeugter Anhänger der Idee, daß man einen guten Trick, wenn man ihn einmal erprobt hatte, weiterbenutzen sollte, bis er verbraucht war. Diese Polizisten stellten ohnehin kein Problem dar, sofern er nicht schlampte; sie taten jetzt seit mehr als einer Woche Dienst, und die Gewißheit, daß der Irre nicht gelogen hatte, als er sagte, er würde jetzt seine Siebensachen packen und nach Hause gehen, war mit jedem Tag weiter gewachsen. Die einzige unsichere Karte war Liz - wenn sie zufällig aus dem Fenster sah, während er die Bullen erledigte, konnte das die Sache komplizieren. Aber es war noch immer kurz vor Mittag; sie und die Zwillinge würden wahrscheinlich ihr Schläfchen halten. Aber ganz gleich, wie es vor

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