Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Frage nochmals stellen. Vielleicht weiß ich dann eine Antwort. Im Augenblick weiß ich nur, daß ich eine sehr spezielle, sehr seltene Art von Tumor entfernt habe. Einen gutartigen Tumor. Und solange es keine Komplikationen gibt, brauchen die Eltern meiner Meinung nach nicht mehr zu wissen als eben das.
Wenn ich den Vater des Jungen vor mir sehe, muß ich immer an einen Neandertaler denken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, ihm erklären zu müssen, daß ich bei seinem elfjährigen Sohn eine Abtreibung vorgenommen habe. Und nun wollen wir ihn wieder zumachen, Al.«
Dann setzte er, an die Oberschwester gewandt, liebenswürdig hinzu: »Ich möchte, daß diese dämliche Ziege, die hinausgerannt ist, entlassen wird. Bitte notieren Sie das.«
»Ja, Doktor.«
Dreiundzwanzig Tage nach der Operation verließ Thad Beaumont das Krankenhaus. Noch fast sechs Monate danach war seine linke Körperhälfte beängstigend schwach, und gelegentlich, wenn er sehr erschöpft war, sah er merkwürdige, nicht ganz willkürliche Muster aus Lichtblitzen vor seinen Augen.
Seine Mutter hatte ihm als Genesungsgeschenk eine alte Remington-32-Schreibmaschine gekauft, und die Lichtblitze kamen zumeist dann, wenn er in der Stunde vor dem Zubettgehen darübergebeugt dasaß, sich abmühte, die richtigen Worte zu finden, oder sich vorzustellen, was in der Geschichte, die er schrieb, als nächstes passieren sollte. Aber allmählich verschwanden auch die Lichtblitze.
Das unheimliche Phantomgeräusch - das Tschilpen und Zwitschern von ganzen Schwadronen von Sperlingen - hörte er nach der Operation überhaupt nicht mehr.
Er schrieb weiter, gewann Selbstvertrauen, entwickelte mit der Zeit seinen eigenen Stil und verkaufte seine erste Geschichte - an American Teen - sechs Jahre nach Beginn seines wirklichen Lebens. Danach schaute er einfach nicht mehr zurück.
Soweit seinen Eltern und ihm selbst bekannt war, war im Herbst seines zwölften Lebensjahrs ein kleiner, gutartiger Tumor aus dem Stirnlappen seines Gehirns entfernt worden. Wenn er überhaupt darüber nachdachte (was er um so seltener tat, je mehr Zeit darüber vergangen war), dann dachte er nur, daß er geradezu unverschämtes Glück gehabt hatte.
Er hatte die Operation überlebt - im Gegensatz zu vielen anderen Patienten, die sich in jenen noch relativ primitiven Zeiten einer Gehirnoperation unterziehen mußten.
ERSTER TEIL
Metzgerfüllsel
Langsam und bedächtig bog Machine die Büroklammer mit seinen langen, kraftvollen Fingern auf. »Halt seinen Kopf fest, Jack«, sagte er zu dem Mann hinter Halstead. »Halt ihn gut fest.«
Halstead begriff, was Machine vorhatte, und als Jack Rangely seinen Kopf zwischen seine beiden großen Hände nahm und ihn unverrückbar festhielt, begann er zu schreien. Die Schreie widerhallten in dem verlassenen Lagerhaus. Der riesige leere Raum wirkte wie ein natürlicher Verstärker. Halstead hörte sich an wie ein Opernsänger, der sich für eine Premiere einsingt.
»Ich bin zurückgekommen«, sagte Machine. Halstead kniff die Augen zu, aber es half ihm nichts. Das Stück Stahldraht durchdrang mühelos das linke Augenlid und bohrte sich in den darunterliegenden Augapfel. Klebrige, gallertartige Flüssigkeit begann herauszusickern. »Ich bin von den Toten zurückgekehrt, und du undankbarer Hurensohn scheinst dich überhaupt nicht darüber zu freuen. «
Riding to Babylon
VON GEORGE STARK
ERSTES KAPITEL
People berichtet
1
Die Ausgabe der Zeitschrift People vom 20. Mai war typisch für dieses Blatt.
Den Einband schmückte die tote Berühmtheit der Woche, ein Rock’n’Roll-Star, der sich in seiner Zelle erhängt hatte, nachdem er wegen des Besitzes von Kokain und diverser anderer Drogen verhaftet worden war. Drinnen fand sich der übliche Gaumenkitzel: neun unaufgeklärte Sexualmorde im öden Westen von Nebraska; ein Guru für gesunde Ernährung, der aufgeflogen war, als er Kinderpornos verkaufte; eine Hausfrau in Maryland, die einen Kürbis geerntet hatte, der einer Büste von Jesus Christus ähnelte - allerdings nur, wenn man ihn in einem düsteren Zimmer mit halbgeschlossenen Augen ansah; ein tapferes, querschnittgelähmtes Mädchen, das für das Big-Apple-Rollstuhl-Marathon trainierte; eine Hollywood-Scheidung; eine Hochzeit in den besseren New Yorker Kreisen; ein Ringer, der sich von einer Herzattacke erholte; ein Komiker, der sich gegen eine Anzeige wegen übler Nachrede zur Wehr setzte.
Außerdem eine Geschichte über einen Unternehmer
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