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Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Zang
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    1
    My Dream Pet

    A ls wir Anfang des Jahres nach Neuseeland ausgewandert sind, war das für mich erst mal ein Kulturschock. Ich litt entsetzlich darunter, meine Freunde und mein geliebtes Hamburg zurückzulassen. Sogar meine alte Schule fehlte mir. Mein großer Bruder Ken hingegen fand es spannend, in dem Land zu leben, in dem «Der Herr der Ringe» gedreht worden war.
    In den ersten Monaten störte mich besonders die Tatsache, dass ich plötzlich eine Schuluniform tragen musste. Ein karierter Faltenrock, ich bitte euch! Wenn man ihn als Kilt bezeichnet, hört sich das zwar besser an, ist aber immer noch eine modische Katastrophe. Der schottische Einfluss ist hier in Dunedin im Süden Neuseelands überall spürbar. Man spielt Dudelsack, züchtet Schafe und isst Cookies.
    Die Logan Park High School, auf die ich gehe, ist eine sogenannte coeducational school, was bedeutet, dass hier sowohl Mädchen als auch Jungs unterrichtet werden. Die meisten Schulen in Dunedin sind «single sex schools». Manchmal frage ich mich, ob eine reine Mädchenschule für mich nicht die bessere Wahl gewesen wäre, denn einige der Jungs in meiner Klasse sind totale Nervensägen. Andererseits hätte ich auf einer anderen Schule nicht Huhana kennengelernt, die jetzt meine beste Freundin ist. Ihre Mutter ist Maori – das sind die Ureinwohner Neuseelands. Ihr Vater ist halb Schotte, halb Deutscher. Huhana ist also dreisprachig aufgewachsen und hilft mir immer, wenn ich Probleme mit der Sprache habe, denn der Unterricht findet natürlich auf Englisch statt.
    Es ist ein sonniger Novembernachmittag. Wir schreiben eine Spanischklausur und Huhanas Füller tanzt über ihr Heft, während meiner langsam vor sich hin trocknet.
    Die Lehrerin, Mrs. Spartan, lässt ihren Blick über die Klasse kreisen wie ein Leuchtturm. Sie trinkt pro Unterrichtsstunde eine Flasche Sprudel und stößt ständig auf. Nervig!
    Okay, zurück zum Text. Ich muss mich konzentrieren. Es muss doch dadrin ein paar Wörter geben, die mir wenigstens ein klein wenig bekannt vorkommen. Ich hätte lieber Deutsch als Fremdsprache genommen, da hätte ich nicht mal büffeln müssen. Aber Mum fand, es wäre Zeitverschwendung, und außerdem würde ich Höllenqualen leiden, wenn ich mitanhören müsste, wie meine Mitschüler die deutsche Grammatik verhunzen. Was für Qualen ich bei einer Spanischklausur erleiden würde, daran hat sie leider nicht gedacht.
    Augenblick mal. Ich erspähe einen ganzen Satz, den ich übersetzen kann: Los piratas salieron de puerto. Das heißt: «Die Piraten verlassen den Hafen.» Also schreibe ich ins Klausurheft «The pirates are leaving the port» und lese weiter. Hm, wie blöd, nachdem das Schiff ausgelaufen ist, verliert es sich auf hoher See, und ich tappe wieder im Dunkeln.
    Was soll’s, mit ein wenig Fantasie werde ich schon einen ordentlichen Text zustande kriegen. Ich stelle mir vor, wie es ist, der Schrecken der Weltmeere zu sein. So gut mein Englisch es zulässt, beschreibe ich, wie ich Schiffe entere und Goldschätze in geheimen Buchten verstecke. Jack Sparrow würde vor Neid erblassen!
    Meine Übersetzung ist fast doppelt so lang wie der spanische Text. Irgendwas Richtiges ist sicher dabei. Immerhin brauche ich keine Angst zu haben, dass ich eine Sechs bekommen könnte. Die Noten im neuseeländischen Schulsystem lauten «Achieved», «Merit» und «Excellence». Ich liege in den meisten Fächern im Bereich «Merit», was etwa einer Zwei entspricht. In den Genuss von «Excellence» komme ich nur in den sportlichen Fächern, von denen es hier zum Glück sehr viele gibt. Die Neuseeländer sind total sportverrückt und risikofreudig.
    Nach der Spanischklausur ist Schulschluss. Das ist hier immer erst um halb vier. Und obwohl wir so lange Unterricht haben, gibt es noch Hausaufgaben!
    Ich verabschiede mich von Huhana, die den Bus nimmt, schwinge mich auf mein Mountainbike und klemme den Rock zwischen die Oberschenkel, damit er nicht stört.
    Dunedin ist eine sehr hügelige Stadt. Fahrräder sieht man hier nur wenige, aber dank der einundzwanzig Gänge bezwinge ich jede Steigung.
    Daheim angekommen laufe ich in mein Zimmer im ersten Stock, befreie mich von der Schuluniform, ziehe wohlig seufzend Jeans und ein T-Shirt an und fühle mich wieder wie ein richtiger Mensch.
    Ich laufe hinunter, gehe in den Garten und pfeffere mich schwungvoll in die Hängematte, die zwischen zwei Bäume gespannt ist. Von Enterhaken und Säbelgeklirr

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