SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
dass ich dieses für ebenso sicher halte wie die Bank von England.“ Sie zögerte. „Aber mein Vater hat wohl schon zu viel in seinem Leben erlebt, als dass ihm das reichen würde.“ Charles nickte, brachte es aber nicht über sich, dabei verständnisvoll zu wirken.
„Worum ich Sie deshalb bitten möchte ist, mir ein ebensolches Dienstmädchen zu verkaufen, wie Sie es Ihr Eigen nennen. Mein Vater hat mir hierfür zehntausend Pfund zur Verfügung gestellt.“
„Mon Dieu!“, entfuhr es Fifi, die dem Gespräch die ganze Zeit leise vor sich hin surrend gefolgt war. Ihre Augen färbten sich blutrot, während eine dicke rußige Wolke aus ihrem Scheitelrohr aufstieg. Wutentbrannt riss sie der Besucherin die Teetasse und ein angebissenes Plätzchen aus der Hand. Eine kleine Teefontäne ergoss sich über Sessel und Fußboden. Rachel starrte Fifi mit großen Augen an. Ein Kaninchen, dessen Mohrrübe sich gerade in einen Wolf verwandelt hatte, hätte nicht erschreckter schauen können.
„Isch das nie gedac´t von Damé wie Eusch“, meinte Fifi böse. „Gutés Earl Gréy viel zu gut für Eusch. Und Kéks auc´!“ Demonstrativ warf sie das Plätzchen auf den Boden und trampelte dann mit beiden Füßen darauf herum.
Charles war beinahe ebenso von Fifis Reaktion überrascht wie sein Besuch, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Beruhigend legte er seinem Dienstmädchen die Hand auf den Unterarm.
„Das war sehr ungehörig Fifi ...“
„Unge´örisch? Miss Du...“
„FIFI!“ Sein strenger Ton ließ sie tatsächlich verstummen. Mit blutroten Augen, umgeben von Gebirgen aus Wasserdampf starrte sie ihren Herrn an. Doch dieser lächelte warm. „Fifi, Miss Fiddlebury hat es sicher nicht böse gemeint. Du gehst jetzt in die Küche und machst uns einen frischen Tee. Und ich werde derzeit unseren Gast über seinen Irrtum aufklären, hm?“ Kurz surrte und knarrte es vernehmlich in Fifis Innerem. Dann drehte sie sich um und verließ wortlos den Raum. Rachel starrte ihr geschockt nach.
„Ich denke, Sie haben gerade gesehen, warum ich Ihnen kein Dienstmädchen verkaufen kann“, meinte Charles noch immer amüsiert. „Fifi ist keine Maschine wie jede andere. Sie kann lernen, ist kreativ und hat Gefühle. Ich könnte sie Ihnen ebenso wenig verkaufen, wie ich Ihnen meine Tochter verkaufen würde.“ Es war deutlich zu merken, dass Rachel erst jetzt wirklich begriff, was Charles geschaffen hatte. Als sie nickte, leuchtete Bewunderung in ihren Augen.
„Aber ich werde trotzdem mein Bestes tun, um Ihnen zu helfen. Ich werde ein Dienstmädchen für Sie bauen. Aber ich kann nicht garantieren, dass sie Ihnen auch dienen wird.“
Rachel nickte. „Ich verstehe das natürlich. Und nach meiner dummen Bitte ist es sehr großzügig von Ihnen, dass Sie mir trotzdem helfen wollen.“
Charles winkte ab. „Wie hätten Sie das wissen können? Fifi stellt sich mit ganzer Kraft in meine Dienste. Und da sie eine Maschine ist, mussten Sie davon ausgehen, dass sie keinen eigenen Willen hat. Ich muss gestehen, dass ihre Programmierung selbst mir lange über den Kopf gewachsen ist.“
„Ich werde dafür sorgen, das Fifis Schwester im Haus meines Vaters freundlich und mit Respekt behandelt werden wird“, versicherte Rachel nachdrücklich.
Als Fifi ein paar Minuten später mit frischem Tee zurückkehrte, wollte sie sogleich demonstrieren, wie ernst ihr dieses Versprechen war. In aller Form versuchte sich Rachel bei Fifi zu entschuldigen, doch diese zeigte ihr die kalte Schulter: „Isch núr das Diénstmädschen ´ier bin. I´r nischt meiné Fräundin séin müscht.“
Noch nie hatte Charles Fifi so erlebt. Entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheit verließ sie gleich, nachdem sie den Tee eingeschenkt hatte, den Salon. Zudem schmeckte der Tee auffallend nach Seife und Fifi schien das erste Mal Salz und Zucker verwechselt zu haben.
Nachdem Rachel gegangen war, stellte Charles Fifi im Salon zur Rede: „Fifi, ich hoffe, du hast unseren Gast richtig verstanden. Miss Fiddlebury wollte nicht dich kaufen.“
Fifi nickte mit verlegen gesenktem Blick, aber noch immer rot leuchtenden Augen. Die Kombination ließ sie bockig wie ein kleines Mädchen wirken.
„Und ich hoffe dass du weißt, dass ich eher verhungern würde, als dich zu verkaufen.“
Endlich sah Fifi auf. Ihre Augenfarbe wechselte zu einem kristallklaren blau. Noch immer sagte sie nichts, doch Charles glaubte aus dem unbeweglichen Stahlgesicht ein beruhigtes
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