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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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streckte lachend die Hände aus, als wolle sie nach langer Abwesenheit von ihren Eltern in die Arme geschlossen werden. Augenblicklich überzog sich der Kraterboden mit Eis und begann, vor Kälte zu dampfen. Zugleich schien das Licht unserer Lampen den Kampf gegen die Dunkelheit zu verlieren. Ein dunkler Vorhang aus Finsternis halbierte die bescheidene Lichtinsel, die unsere Laternen auf dem Kraterboden erobert hatten. Die Lichter der Stadt wurden von der Nacht verschluckt.
    Plötzlich rückte etwas unfassbar Mächtiges an uns heran. Eine düstere Präsenz, die uns durchdrang und unseren Herzschlag bestimmte. Völlig erstarrt verfolgten wir, wie schwarzsilbriger Nebel aufstieg und sich um Noctis sammelte. Als tanzende Spirale umkreiste er sie; nahm sie in sich auf. Rachels sündhaft teurer Mantel und die Bandagen zerfielen einfach zu Staub. Selbst im Angesicht dieser Präsenz ließ ihre Nacktheit uns alle endgültig das Atmen vergessen. Ein göttlicher Odem schien Noctis zu durchdringen und ihre Schönheit auf ein nahezu unerträgliches Maß zu steigern.
    Noctis selbst hatte jeden menschlichen Ausdruck verloren. Sie wirkte so kalt, dass jedem von uns der Atem stockte. Es lag keinerlei Drohung in ihrer Miene oder ihren Bewegungen. Vielleicht erkannten wir in diesem Augenblick einfach auf einer kreatürlichen Ebene, was sie wirklich war. Eine Erkenntnis, die unserem Verstand wohl für immer verwehrt bleiben würde. Schwer erklärbare Furcht legte sich wie ein Ring aus Eis um meine Brust.
    Beiläufig hob Noctis den rechten Arm. In der Geste steckte mehr Anmut, als sämtliche Frauen Londons, die nicht Julie hießen, in ihrem ganzen Leben aufbringen konnten. Noch beeindruckter als wir zeigte sich jedoch das Trümmerfeld. Augenblicklich begannen sich zerbrochene Steine aller Größen zu bewegen. Lautlos rutschten sie zu uns heran, glitten durch die Luft und fügten sich in atemberaubendem Tanz aneinander. Tonnenschwere Quader materialisierten einfach in der Luft; ein paar Dutzend Meter über mir sah ich eine Straßenlaterne aus dem Nichts erscheinen. Dann hatte der Kraterboden plötzlich wieder eine Decke. Alles fand in einer allumfassenden Stille statt, die die Vorgänge noch unwirklicher erscheinen ließen. Ehe wir uns versahen standen wir in dem schwarzen Raum, den wir schon bei unserem ersten Besuch bewundert hatten. Es war, als wäre alles, was seit unserem letzten Besuch geschehen war, nichts als eine absurde Illusion gewesen.
    Auch die beiden Statuen – die nackte Frau und das Skelett mit dem Katzenkopf – waren wieder da. Doch statt sich wie bisher an den gängigen Verhaltensregeln für Statuen zu orientieren, wandten sie Noctis die Gesichter zu. Ehrerbietig senkten sie die Köpfe. Dann legten sie feierlich das Podest ab und warfen sich Noctis zu Füßen.
    Noctis schien die beiden jedoch kaum zu bemerken. Sie hielt einen Moment inne, als wäre sie selbst zur Skulptur geworden. Es handelte sich wohl nur um wenige Sekunden, doch es fühlte sich an, als würden wir alle minutenlang den Atem anhalten. Elegant hob sie dann erneut den Arm, um auf das auf dem Boden liegende Podest zu weisen. Augenblicklich flackerte ein silbernes Feuer auf. Es schien die Wirklichkeit über dem Podest zu verzehren . Innerhalb von Sekunden fraß es ein schnell wachsendes „Loch“ in die Luft, durch das Dinge zu sehen waren, die für uns Sterbliche leider unbegreiflich bleiben müssen.
    Als das Feuer erlosch, schien das Loch zu einem Tor in eine andere, unbegreifliche Welt geworden zu sein. Alles dort zeigte das gleiche silbrige Schwarz, das auch Noctis’ Haut zu eigen war. Dennoch war es bunter, als jede Sommerwiese und leuchtete heller als die Sonne. Ich sah Formen, die in unserer Welt unmöglich sind und sich deshalb jedem Versuch, sie zu beschreiben entziehen. Über allem lag ein Schleier, der wohl gleichermaßen von der Natur des „Loches“ wie den eingeschränkten Fähigkeiten unseres Verstandes herrührte. Heute vermute ich, dass ich nicht in eine andere Welt sah, sondern einen Blick auf die Struktur der Realität werfen durfte. Ich erblickte die Urkräfte des Universums; nicht mit den Augen oder dem Verstand, sondern mit allem, was mich ausmacht. Damals glaubte ich schlagartig zu begreifen, dass Noctis und die fremdartige Landschaft jenseits des Loches ein und dasselbe waren. Die Wirklichkeit ist wahrscheinlich weit komplizierter.
    Nur kurz hatten wir Gelegenheit, das Geschehen zu verarbeiten. Während wir wie gelähmt

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