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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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zählt nicht. Mama bleibt hart.
4. Februar 1968
    Beim Blättern in einem Bilderbuch entdecke ich mein neues Wunsch-Haustier. Einen Wal! Wale können nicht schrumpeln, weil sie die ganze Zeit im Wasser sind. Und Wale sind spannend!Sie können Menschen verschlucken und Schiffe zum Untergehen bringen. Außerdem wäre ich der Einzige, der einen Wal hat, denn ich kenne niemanden, der einen Wal im Aquarium hat. Ich kenne aber auch niemanden, der ein Aquarium hat. Außer Onkel Gerd. Aber der hat nur Guppis. Guppis können nicht so schöne Fontänen blasen wie ein Wal. Es heißt ja auch »Der Wal bläst« und nicht »Der Guppi bläst«. Mama meint, das Bergische Land wäre nicht der geeignete Ort für einen Wal. Bringe noch mal den Drachen ins Spiel. Wegen der Berge. Mama bleibt hart.
8. Februar 1968
    Mama ruft mich ins Wohnzimmer. Die ganze Familie ist da. Alle stehen um mich herum. Überlege fieberhaft, was ich ausgefressen haben könnte. Mir fällt die kaputte Scheibe beim Nachbarn ein. Kurz bevor ich gestehe, überreicht Mama mir strahlend einen Karton. »Du hast dir doch immer ein Haustier gewünscht.« Hurra! Mama schenkt mir ein Drachenei! Öffne den Karton. Ein Drachenei mit Haaren? Ich weiß, dass hart gekochte Hühnereier Haare bekommen können, wenn man sie gepellt hat und lange genug hinterm Ofen versteckt. Aber Dracheneier?
9. Februar 1968
    Mein Drache heißt Mecki und ist ein Meerschweinchenmännchen. Ein Meerschweinchen ist jetzt nicht so ein spannendes Haustier. Aber es ist besser als eine Eidechse. Beschließe, Mecki ein paar Kunststücke beizubringen. Fange mit etwas Leichtem an. Feuerspucken.
10. Februar 1968
    Beerdigung. Nehme Abschied von meinem guten Freund Mecki, der mich so lange durch mein Leben begleitet hat. Ein tragischer Unfall hat ihn aus unserer Mitte gerissen. Ein Meerschweinchen ist eben doch kein Drache. Da hilft auch ein halber Liter Benzinnix. Bin traurig. Mama schenkt mir zum Trost einen Karton. Hurra! Ein Meerschweinchen. Nenne es Mecki. So brauch ich mir nicht so viele Namen zu merken, wenn es zu weiteren Unfällen kommt.

11. Februar 1968
    Beerdigung. Nehme Abschied von meinem guten Freund Mecki. Immerhin weiß ich jetzt, dass ein Meerschweinchen unter Wasser nicht so lange die Luft anhalten kann wie ein Wal. Ein schwacher Trost. Bin traurig. Mama schenkt mir einen Karton. Mecki Nummer drei! Sie meint, ich solle etwas behutsamer sein. Im Radieschenbeet würde der Platz langsam knapp.
13. Februar 1968
    Idee! Ich mache aus Mecki ein Kampfmeerschweinchen! Das machen die in England so. Mit Hunden. Wenn man in England mit Kampfhunden berühmt wird, warum dann nicht im Bergischen Land mit Kampfmeerschweinchen? Quengele und bekomme von Mama Geld für ein zweites Meerschweinchenmännchen.
14. Februar 1968
    Der große Tag ist da! Ich habe extra ein Plakat gemalt. »Heute: Mecki vs. Zorro«. Das Wort »vs.« hab ich von einem echten Boxplakat abgeguckt. Was es bedeutet, weiß ich nicht. Wahrscheinlich die Abkürzung für »versohlt«.
    »Zorro« hab ich das neue Meerschweinchen getauft, weil es brutaler klingt. Als Zuschauer ist nur Werner da. Muss wohl noch an der Werbung arbeiten. Setze Zorro in die Kampfarena zu Mecki. Werner und ich beobachten gespannt den Kampf.
18. Februar 1968
    Meerschweinchenkämpfe sehen komisch aus. Einer setzt sich auf den anderen drauf und zappelt. Der, der unten ist, hältstill. Trotzdem bin ich stolz, denn Mecki und Zorro sind wahre Kampfmaschinen. Sie kämpfen jeden Tag, alle zwei Stunden bis zum Umfallen.
1. Mai 1968
    Ich bin Vater! Mecki und Zorro haben mir acht gesunde Nachkommen geschenkt. Werner meint, Männchen könnten keine Kinder kriegen. Außer, sie seien schwul. Ich weiß nicht, was schwul ist, und frage Mama. Sie sagt, schwul sei, wenn zwei Männer sich lieben, aber Kinder kriegen könnten sie nicht. Abends schau ich mir Zorro genauer an und benenne ihn feierlich um in Zonja.
17. Juli 1968
    Vater geworden!
30. Oktober 1968
    Vater geworden!
8. November 1968
    Großvater geworden! Mein Meerschweinchenimperium umfasst mittlerweile eine Größe von 135 Stück! Beschließe, Züchter zu werden. Werner hat erzählt, dass es in Australien Züchter gibt, die über eine Million Schafe haben. Mama meint, das Bergische Land sei nicht Australien. Die Familie stellt mich vor die Wahl: Entweder sie oder die Meerschweinchen. Rechne kurz aus, wie viele Käfige ich in den leerstehenden Zimmern unterbringen könnte, entscheide mich dann aber doch für meine Familie.
15.

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