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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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praktisch, weil ich den Kakerlakenfriedhof einfach mit dem Besen zusammenfegen kann. Setze den Besen an, als Bewegung in den Haufen kommt und das irrtümlich für tot gehaltene Bataillon blitzschnell ausschwärmt. Von wegen zum Sterben zusammengekommen! Das sah eher aus wie eineManöverbesprechung. Wie konnten die Viecher vier Dosen Paral überleben? Tragen die Gasmasken?
    Am Nachmittag zieht die Familie Nguyễn ein. Die Nguyễns kommen aus Vietnam. Zur Begrüßung bekomme ich einen Fresskorb. Bin erst misstrauisch, probiere aber vorsichtig. Nicht schlecht. Und lange nicht so scharf wie die Spezereien der Familie Bakshi.

12. September 1991
    Lege Spezialfallen aus. Nur für Kakerlaken. Mit extra klebrigem Leim drin und dicken Brocken Fress-Lockstoff. Das wird funktionieren.
13. September 1991
    Die Fallen sind völlig leer. Nichts drin. Auch kein Fress-Lockstoff mehr. Wie zum Teufel haben die Viecher den da rausbekommen, ohne kleben zu bleiben? Mit Helikoptern? Vielleicht ist aber auch der Leim nicht der beste. Fasse in eine der Fallen und bleibe augenblicklich mit meiner Hand darin kleben. Versuche, die Falle loszuwerden, und bleibe natürlich mit meiner anderen Hand ebenfalls kleben. Nach zwanzig Minuten kann mich Herr Rubalcaba befreien. Für Hausmeister ist die Falle jedenfalls super geeignet. Und jetzt? Doch wieder Paral?
14. September 1991
    Simone meint, Gift wäre scheiße. Man würde in der Ungezieferbekämpfung heute eher mit natürlichen Fressfeinden arbeiten. Das sei auch viel ökologischer, wegen Umwelt und so. Simone blättert in ihrem Öko-Buch und findet auch direkt die passenden Fressfeinde. Echsen, Warane und kleinere Alligatoren würden sich hervorragend eignen. Glaube nicht, dass die Bewohner über Krokodile im Hausflur erfreut wären, und blättere ebenfalls in dem Buch. Aha, es gibt also auch Spinnen, die Kakerlakenverzehren. Interessant. Zeige den Abschnitt Simone, die augenblicklich beginnt, loszukreischen. Simone und ihre Angst vor Spinnen.
15. September 1991
    Informiere mich in der Zoohandlung. Ja, die Tegenaria Atrica, im Volksmund auch Winkelspinne genannt, würde sich als natürlicher Fressfeind der Kakerlake durchaus eignen. Ich bräuchte aber mindesten hundert Stück. Ich hätte aber Glück, man könne mir ein paar verkaufen, denn der natürliche Fressfeind der Winkelspinne sei der Kanarienvogel, und ihre Kanarienvögel wären geradezu verrückt nach Winkelspinnen, weswegen man immer genügend da hätte. Kaufe eine Schachtel Tegenaria Atrica und gehe nach Hause. Nachts gibt’s einen Riesenalarm, weil Simone beim Naschen das Kanarienvogelfutter gefunden hat. Von Simones Schreierei in Panik versetzt, müssen die Spinnen sofort das Weite gesucht haben. Simone steht auf einem Stuhl und weigert sich runterzukommen, bevor ich alle Spinnen erledigt habe. Frage Simone, ob ich schnell ein paar Kanarienvögel besorgen soll, so als natürliche Fressfeinde, wegen Umwelt und so. Simone brüllt zurück, ich soll Paral nehmen, aber schnell.
16. September 1991
    In der Zoohandlung noch eine Schachtel gekauft. Lasse die Spinnen im Asylantenheim laufen. Das wird ein Massaker!
19. September 1991
    Die Spinnen sind alle weg. Wahrscheinlich liegen sie vollgefressen in einer Ecke rum. Später entdecke ich, dass die Spinnen tatsächlich rumliegen. Aber nicht vollgefressen, sondern tot. In den Kakerlakenfallen. Gott, sind Spinnen dämlich. Vielleicht sollte ich doch Krokodile nehmen. Die passen wenigstens nicht in die Kakerlakenfallen.
    Kriege wieder einen Fresskorb von den Vietnamesen. Kochen nicht schlecht, die Brüder. Frage, was das denn sei. »Con gián!« Hä? »Chiên gián mặt đất!« Aha. Muss ich mir merken.

20. September 1991
    Herr Bakshi ist glücklich. Seine Frau ist in anderen Umständen. Um den Festtag gebührend zu feiern, bekomme ich einen Fresskorb.
21. September 1991
    Andere Schabenfallen aufgestellt. Der Hersteller verspricht hundertprozentigen Erfolg. Worin, sagt er nicht. Zu Recht. Fange nicht eine Kakerlake.
22. September 1991
    Herr Rubalcaba gibt mir zu verstehen, dass er schon länger keine Kakerlake gesehen hat. Seine Frau schenkt mir aus Dankbarkeit einen Fresskorb.
23. September 1991
    Die Kakerlaken machen sich tatsächlich rar. Was ist passiert? Ist ihnen der Kampf gegen mich zu langweilig geworden? Sind sie auf den Mars ausgewandert? Mit einer schnell zusammen- gezimmerten Mini-Saturn-V-Rakete?
24. September 1991
    Um mich für meine nächtliche Spinnenattacke zu entschuldigen,

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