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Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Titel: Family Affairs - Verbotenes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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Kapitel 1
     
    Es war schon kurz vor zweiundzwanzig Uhr, als Chloe mit der Vitalität und Geschwindigkeit einer alten Frau über die Schwelle ihrer Wohnung schlurfte. Bleierne Müdigkeit machte ihr die Beine schwer, und sie fragte sich ernsthaft, ob einsame Abende in Gesellschaft einer zickigen Katze alles waren, was sie vom Leben noch zu erwarten hatte. Momentan bestand ihr Alltag nur aus nervtötenden Wiederholungen, die ihr mit ihrer stupiden Regelmäßigkeit gehörig auf den Wecker gingen. Morgens mit blutunterlaufenen Maulwurfaugen aus dem Bett krabbeln, duschen und anziehen. Anschließend musste ihre Katze versorgt werden, bevor sie an den Küchentresen gelehnt eine Tasse Kaffee hinunterstürzte, um ihren schlaftrunkenen Kopf in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen. Den brauchte sie auch, wenn sie weiterhin ihren Lebensunterhalt damit bestreiten wollte, überteuerte Wohnungen an finanziell gut gestellte Londoner zu verkaufen. Der Job machte ihr Spaß, und sie war gut darin. Daher war es kaum verwunderlich, dass sie es abends nicht sonderlich eilig hatte, nach Hause zu kommen. Dort erwartete sie höchstens ein sterbenslangweiliges Fernsehprogramm oder ein Buch, mit dem sie sich ins Bett verkroch. Das wars. Mehr Höhepunkte gab es in ihrem Leben derzeit nicht. Sie fühlte sich inzwischen wie Bill Murray in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, nur dass sie nicht in einer Zeitschleife festsaß, sondern in der Realität.
    In einem merkwürdig tröstlichen Anfall von rücksichtsloser Gewalt kickte sie die Tür mit dem Absatz ihres Schuhs zu und lehnte sich gegen den Rahmen, ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu empfinden, dass ihre Nachbarin Mrs. Simmons vermutlich in diesem Augenblick kerzengerade im Bett saß, die Hand dramatisch über dem Herzen platziert, während sie sich über die Unverschämtheit ihrer Mitmenschen beschwerte.
    Normalerweise war sie nicht so gewissenlos, doch der Frust nagte an ihr wie eine hungrige Maus an einem würzigen Stück Käse. Und das trotz eines präzise ausgetüftelten Drei-Punkte-Plans, der eine reibungslose Karriere, eine funktionierende Beziehung und irgendwann ein Baby beinhaltete.
    Aktuell fühlte sie sich noch zu jung für einen lasch gewordenen Kerl im allmorgendlichen Frotteebademantel, ebenso wenig sehnte sie sich nach vollgeschissenen Windeln, Babykotze und Öko-Hebammen, die ihr mit vorwurfsvoll erhobener Augenbraue signalisierten, dass Stillen die einzig bekömmliche Form der Nahrungsaufnahme für so einen Winzling darstellte.
    Sie konzentrierte sich lieber auf ihre Karriere, und in der Hinsicht konnte sie schon ganz ansehnliche Erfolge aufweisen. Ihr Terminkalender platzte aus allen Nähten, und es grenzte schon fast an ein Wunder, wenn sie tagsüber ein bisschen Zeit für ein anständiges Mittagessen herausschlagen konnte.
    Auch der heutige Tag hatte diesem Schema entsprochen, noch dazu hatte ihr der ohrenbetäubende Londoner Geräuschpegel dermaßen zugesetzt, dass sich ihr armer Kopf anfühlte wie ein zu heiß gekochtes Würstchen. Der Verkehrslärm, das Rattern der U-Bahn, das Hupen der endlosen Taxikolonnen, die sich während der Rushhour durch die Innenstadt schoben, oder das lautstarke Tuten der Schiffssirenen von den Docks entlang der Themse – all das hatte sie innerlich aufgerieben und ihr nichts als bohrende Kopfschmerzen beschert. Bis am späten Nachmittag ein lukrativer Geschäftsabschluss diesen Tag zu einem versöhnlichen Abschluss brachte.
    Ihr war das Kunststück gelungen, eine luxuriöse Wohnung in Mayfair an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen. Mittlerweile war die Tinte auf dem Kaufvertrag trocken, und der schwungvoll gezeichnete Namenszug garantierte Chloe eine ordentliche Provision sowie wachsendes Ansehen unter ihren vornehmlich männlichen Kollegen der renommierten Maklerfirma Sorenson & Söhne . Sie hoffte, dass sich dadurch die allgemeine Skepsis ihr gegenüber ein wenig abschwächen würde.
    Der Pegel ihres Gute-Laune-Barometers fiel ins Bodenlose, wie immer, wenn sie an diese steifen Typen mit den akkurat sitzenden Anzügen dachte. Diese Männer setzten ein hübsches Gesicht mit der Unfähigkeit gleich, zwei und zwei zusammenzuzählen.
    Da sie sich nicht den restlichen Feierabend vermiesen wollte, beschloss sie, jeden Gedanken an sie aus ihrem Kopf zu verbannen, strich sich das störende Haar nach hinten und ignorierte absichtlich den frenetisch blinkenden Anrufbeantworter auf dem kleinen

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