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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ersten Hieb gegen die Pflanzen. Die Klinge schnitt in einen der Halme, vermochte ihn aber nicht einmal zur Hälfte zu durchtrennen. Ein zweites Mal ließ der Ugalier sein Schwert niedersausen. Ein schriller, kaum hörbarer Ton zerriss die Luft. Zuerst verspürte Tarmino nur ein kaum merkliches Zittern unter seinen Füßen, dann brachen vereinzelt Steine aus der Steilwand und polterten zu Boden. Das Seil, an dem er hing, zog sich plötzlich enger. Er taumelte, musste mühsam um sein Gleichgewicht kämpfen, schaffte es schließlich doch, auf den Beinen zu bleiben, und erstarrte.
    Vier tastende Fühler schoben sich auf ihn zu – jeder so lang wie sein ausgestreckter Arm.
    Eine riesenhafte, mindestens fünf Schritt messende Schnecke. Und mehr als mannshoch das gewundene Haus, das sie trug.
    Wieder ertönte dieses schrille Geräusch, das Tarmino Schauder über den Rücken jagte. Es kam aus einem Rachen, der übersät war mit winzigen spitzen Zähnen.
    Für die Dauer eines bangen Herzschlags war der Krieger unfähig, sich zu bewegen. Aus irgendeinem Grund musste er gerade jetzt daran denken, dass er auf seinem Weg nach Süden während der letzten Tage Hunderte solcher schleimigen Geschöpfe verspeist hatte, um überleben zu können. Keines von ihnen war aber länger gewesen als ein Finger.
    Tarmino warf sich herum. Das Seil zog sich noch enger und presste ihm die Luft aus den Lungen. Er wollte schreien, wollte den Salamitern auf der Brücke zurufen, sie sollten nachlassen oder ihn zurückziehen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Und dann sah er, dass sich hoch über ihm der Fels bewegte. Steine, die deutlich pflanzliche Strukturen erkennen ließen, hatten das Seil umschlossen.
    Eine schleimige Spur hinter sich herziehend, kam die Riesenschnecke näher. Tarmino war gezwungen zu kämpfen. Doch sein Hieb, mit ungestümer Wucht geführt, ging ins Leere und riss ihn fast von den Beinen.
    Mit einer unwahrscheinlich schnellen Bewegung hatte das Tier seine Fühler eingezogen. Aber schon schnellten diese wieder vor und trafen den Krieger mit der Härte eines Morgensterns.
    Den nächsten Angriff ahnte er mehr, als er ihn wirklich kommen sah. Sein Schwert bohrte sich in zuckendes, weiches Fleisch. Schon wollte Tarmino die Klinge erneut hochreißen und das Seil durchtrennen, um sich ungehindert bewegen zu können, da klatschte es, völlig zerfasert, trieben ihm auf den Fels. Gleichzeitig vermeinte er ein höhnisches Gelächter zu hören, indes mochte es nur der Wind sein, der in diesem Moment wieder durch die Schlucht strich.
    Zur Rechten des Kriegers ragte die Steilwand in die Höhe, hinter ihm wuchsen die Pflanzen, die, wie er von den Salamitern erfahren hatte, keineswegs ungefährlich waren. Nur auf der anderen Seite schien der Boden zwanzig oder gar dreißig Schritt weit lediglich von Geröll bedeckt zu sein.
    Tarmino wich den abermals zustoßenden Fühlern geschickt aus, bückte sich nach einem scharfkantigen Stein und schleuderte ihn dem Angreifer entgegen, ohne jedoch irgend etwas zu erreichen. Die Schnecke folgte ihm mit schnellen Bewegungen, und die Geräusche, die sie dabei erzeugte, gingen durch Mark und Bein.
    Wieder schwang der Krieger sein Schwert. Ein Schwall klebrigen Blutes traf ihn und durchnässte seine Kleidung. Er achtete darauf ebenso wenig wie auf den Schrei des Tieres, der in vielfachem Echo durch die Schlucht hallte. Es war wie ein Rausch, der über ihn kam. In diesem Augenblick hätte Tarmino es wohl auch mit einem Caer-Priester aufgenommen. Selbst wenn er es sich nicht eingestand, die Schrecken des Erlebten, die Furcht davor, dass alles sich wiederholen könnte, hatten sich tief in seine Seele eingebrannt. Nur das Singen des Schwertes, wenn dieses durch die Luft schnitt, ließ ihn vergessen.
    Wie ein Besessener drosch er auf die riesige Schnecke ein, aber obwohl er einen zweiten Fühler abschlug, vermochte die stumpfe Klinge nicht mehr zu töten. Tarmino verspürte plötzlich Hass auf alles, was sich bewegte.
    Wieder ertönten gespenstische Laute. Das Echo klang jetzt näher.
    Kaum fingerdicke Ranken, die aus Felsritzen hervorwucherten, peitschten über den Boden. Sie griffen nach den Beinen des Ugaliers und schnellten sich wie Schlangen in die Höhe.
    Schritt für Schritt musste Tarmino zurückweichen. Allmählich machte sich ein Brennen bemerkbar, als würden glühende Messer in sein Fleisch gestoßen. Es war am schlimmsten, wo das Blut des Tieres seine Kleidung verkrustete.
    Während er unablässig

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