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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Wohnungstür nur angelehnt hat. Es sollte sie niemand sehen oder hören.
    Anette kratzt sich an der Wange und schiebt eine Haarsträhne zur Seite, die ihr vor die Augen gefallen ist. Henning ist noch nicht fertig.
    »Nach dem Mord an Henriette habt ihr versucht, die Schuld auf ihren Freund abzuwälzen, den Mann, dem Henriette ihr Herz geschenkt hat. Ihr habt versucht, ihn auszutricksen, genau wie im Drehbuch beschrieben, damit ihr straflos davonkommt. Das lief allerdings nicht ganz nach Plan. Aber nachdem Stefan erst einmal aus dem Weg geräumt war, nachdem er quasi alles gestanden hatte, hatten Sie Ihre Schäfchen auf dem Trockenen. Sie haben wirklich geglaubt, dass Sie an alles gedacht haben, Anette, aber ein paar Dinge haben Sie trotzdem übersehen«, sagt er und legt eine Kunstpause ein. Wieder wartet er auf den dramatischen Effekt, aber das Gesagte scheint an ihr abzuperlen. Sie steht da und sieht ihn mit ausdruckslosem Blick an.
    »Stefan …«, sagt er und wartet noch ein wenig. »Woher wusste Stefan, dass Henriette an diesem Abend im Zelt sein würde?«
    Er lässt die Frage zwischen ihnen in der Luft hängen. Anette antwortet nicht.
    »An diesem Tag oder Abend wurde keine SMS von Stefans an Henriettes Handy geschickt. Oder von ihrem an seins. Das habe ich überprüft.«
    Sie rührt sich nicht, sieht ihn einfach nur an. Ihr Gesicht zeigt keinerlei Regung. Sie atmet gleichmäßig. Er verlagert das Gewicht.
    »Wohl aber wurde ein Anruf von seinem auf Ihr Handy registriert, und zwar am Nachmittag, als er starb. Das Gespräch dauerte siebenunddreißig Sekunden. Hat er Ihnen da gesagt, dass er seinen Eltern die Tat gestanden hat? Sind Sie zu ihm gefahren, um Schadensbegrenzung zu betreiben?«
    Immer noch keine Antwort. Er denkt daran, dass Anette ihm vor der Schule gesagt hat, Henriette habe vorgehabt, Scharia-Kaste per Mail an Foldvik zu schicken. 6tiermes7 oder wer auch immer bei der Polizei sich Henriettes elektronische Kommunikation vorgenommen hat, stellte hingegen fest, dass sie das Drehbuch nie an Yngve Foldvik geschickt hat. Yngve hat also nicht gelogen, was wiederum bedeutete, dass Stefan das Drehbuch auf keinen Fall zu Hause gefunden haben kann. Es konnte nur auf einem Weg in seine Hände geraten sein: Anette hat es ihm gezeigt oder gegeben.
    Henning betrachtet sie. Er kann keine Lücke in der Festung entdecken, die sie um sich herum hochgezogen hat.
    »Ich frage noch einmal: Woher wusste Stefan, dass Henriette an jenem Abend im Zelt sein würde?«
    Dieses Mal wartet er nicht auf die Antwort.
    »Weil Sie es ihm erzählt haben. Ich nehme an, Sie und Henriette hatten bereits eine Verabredung für diesen Abend. Wieso hätte sie sich sonst von ihrem Freund losreißen sollen? Es muss um etwas Wichtiges, seit Längerem Geplantes gegangen sein. Schließlich wollten Sie am folgenden Tag mit den Filmaufnahmen beginnen.«
    Anette reagiert nicht.
    »Was haben Sie an diesem Abend zu Stefan gesagt?«, bohrt er weiter, unbeeindruckt davon, dass sie auf keinen der Vorwürfe reagiert, mit denen er sie konfrontiert. »Dass Sie Henriette einen kleinen Schrecken einjagen wollen? Haben Sie ihn so dazu gebracht, die Stun Gun seiner Mutter mitzubringen?«
    Obgleich Anette ihm auch jetzt keine Antwort gibt, ist er sicher, dass Henriette ziemlich überrascht gewesen sein dürfte, als Anette zusammen mit Stefan in dem Zelt auftauchte. So war es sicher nicht verabredet gewesen. Und Stefan glaubte nach wie vor, dass Henriette mit seinem Vater geschlafen hatte, was für Anettes Pläne die perfekte Voraussetzung war. Außerdem war das Loch bereits gegraben, weil es ja für die Aufnahme am nächsten Tag gebraucht wurde.
    »Haben Sie den ersten Stein geworfen, oder haben Sie ihn angestachelt, sie zu töten?«
    Er sucht vergeblich nach einem Zeichen von Resignation oder Zustimmung. Aber jetzt ist es zu spät aufzuhören.
    »Sie haben den Mord gründlich geplant. Und um Marhoni noch stärker zu belasten, haben Sie Henriette an dem Tag, als Sie sie töten wollten, eine Mail geschickt. Eine Mail mit einem Foto. Henriette, die einem Mann die Arme um den Hals schlingt. Was meinen Sie, welche Quote würden Sie für den Tipp bekommen, dass es sich bei dem Mann auf dem Foto um Yngve handelt?«
    »Ich habe Henriette nie ein Foto von Yngve geschickt«, stößt Anette verächtlich aus.
    »Nein, Sie persönlich haben das nicht getan. Aber Sie hatten jemanden, der das für Sie übernommen hat.«
    Er zeigt auf ihren Rucksack.
    »Inhambane.«
    Sie

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