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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Werkzeug und Ersatzteile in einem säuberlichen Halbkreis angeordnet hatte, denen er unverständliche Volksreden hielt.
    Es war offensichtlich. Irgendwo in seinem Schädel funktionierte etwas nicht mehr. In den ersten beiden Tagen hatte sich das Problem noch medikamentös regeln lassen. Doch schon bei der dritten Anwendung versagte das Mittel und eine Verdoppelung der Dosierung brachte nur eine vorübergehende Beruhigung. Zu allem Unglück teilte er sich mit seinen Kameraden eine Vier-Mann-Kabine, sodass es für diese rasch unerträglich wurde, mitten während der Schlafperiode von Fo-Longs Redefluss geweckt zu werden, der aufrecht in seinem Bett saß und mit lauter Stimme auf die Wand einredete.
    Inzwischen begannen seine Stimmbänder zu leiden und Bruder William sah, dass er zunehmend auch körperlich unter dem Zwang litt, ständig reden zu müssen, als habe er eine Überdosis Speed geschluckt. Er war bereits so heiser, dass es abzusehen war, dass ihm irgendwann die Stimme wegbrechen würde. Was Fo-Long zu sagen hatte, verstand schon lange keiner mehr. Zwischendurch konnte man zwar einzelne Worte oder Halbsätze heraushören, einen sinnvollen Zusammenhang ergaben sie jedoch nicht.
    Ansonsten war der Patient friedlich, ließ sich zwischendurch sogar zur Nahrungsaufnahme bewegen, pflegte dabei aber mit vollem Mund weiterzusprechen, wobei es zu unschönen Szenen gekommen war. Man hatte ihn isolieren müssen. Merkwürdigerweise schien ihm das nichts auszumachen. Denn er redete ebenso wie ein Wasserfall, wenn er allein war und sich unbeobachtet fühlte wie in Gesellschaft. Es war egal, ob ihm jemand zuhörte oder nicht.
    »Noch einen Versuch, Stanislaw«, sagte Bruder William. Er hatte den Moment exakt abgepasst. In dem Augenblick, als sich wie zufällig ihre Blicke kreuzten, hatte er das Glas erhoben und in das Blickfeld des Patienten geschoben. Das hatte schon ein paar Mal funktioniert. Zwar ging die hektische Augenbewegung weiter, aber für einen Moment stockte Fo-Long und schwieg bei geöffnetem Mund. Bruder William setzte ihm das Glas an die Lippen und ließ den heiseren Mann trinken. Er blickte auf die Uhr. Das im Wasser aufgelöste Mittel würde in etwa zehn Minuten anfangen zu wirken. Intravenös wäre es schneller gegangen, doch darauf kam es dem Christophorer nicht an. Dr. Gardikov hatte ihm anerkennend zugestimmt, als er ihr seinen Plan erläutert hatte. Eine Kamera zeichnete das ganze Procedere auf und übertrug die Bilder in ihr Büro, sodass sie jederzeit über den Stand der Dinge informiert war und notfalls eingreifen konnte.
    Bruder William brauchte das langsame Einsetzen der Wirkung. Längst sprudelten wieder neue heiser-raue Tiraden aus dem Mund des Crewman. Dabei versprühte er die Reste der Flüssigkeit, die er getrunken hatte. Nach zehn Minuten stellte William fest, dass der Redefluss abgehackter und dann langsamer wurde. Das hoch dosierte Beruhigungsmittel begann Wirkung zu zeigen. Jetzt kam es darauf an, die verbliebene Zeit, bis Fo-Long für eine kurze Phase ganz hinwegdämmerte, zu nutzen.
    »Ich bin in Kontakt mit Captain Dana Frost«, sagte William leise. Er hatte die gespreizten Finger beider Hände an seine Schläfen gelegt. Es sah aus, als denke er scharf nach oder als höre er auf eine leise Stimme, die in seinem Kopf sprach.
    »Ich höre den Captain«, sagte er geringfügig lauter und versuchte wieder, Fo-Longs unruhigen Blick einzufangen. Er löste die rechte Hand von der Schläfe.
    »Ich höre den Captain«, wiederholte Bruder William. Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand berührten sich jetzt fast, während er die übrigen Finger abspreizte.
    »Ich höre den Captain.« Wie eine Beschwörung wiederholte er diesen einen Satz. Fo-Longs Blick blieb an Williams Fingerspitzen hängen. Der Christophorer schloss den Kreis aus Daumen und Zeigefinger.
    »Ich höre sie laut und deutlich«, sagte er jetzt mit sanfter, ruhiger Stimme. Das beinahe stimmlose Gerede aus dem Mund seines Gegenübers verlangsamte sich. Noch immer haftete der eben noch nervöse Blick an der beruhigenden Hand des Christophorer.
    »Stanislaw … Der Captain … bittet Sie … um etwas«, fuhr William fort. Er formulierte seine Worte langsam und bedächtig, so als würde er sich bemühen, eine fremde Sprache mit größtmöglicher Präzision zu sprechen. »Es sind … zwei Dinge … um die … der Captain … Sie bittet.«
    Inzwischen war Fo-Longs Redeschwall verstummt. Das konnte auf die Wirkung des Mittels

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