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Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Titel: Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl & San Fuller
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leichten Anzug die STERNENFAUST verlasse. So hatte ich jetzt, nachdem ich die anderen verloren hatte, immerhin ein paar Nahrungsriegel, einen winzigen Medo-Kit und mein Antigrav-Pack bei mir. Allerdings trug der für mich ungewohnte und doch recht schwergewichtige Anzug zu einem nicht gerade kleinen Teil zu meiner Erschöpfung bei.
    Vielleicht sollte ich doch einmal ein Überlebenstraining absolvieren, wenn ich jemals wieder die Solaren Welten erreiche.
    Als ich spürte, dass ich die anderen wohl unwiderruflich verloren und auch keine Chance hatte, sie in diesem Hurrikan aus wehendem Staub wiederzufinden, kauerte ich mich auf den Boden und hüllte mich, so gut es ging, in die Isodecke, die in meinem Gürtel verstaut war.
    Innerhalb des Sturms verlor ich jedes Zeitgefühl. Ich kann also nicht sagen, wie lange ich da saß und mit meinem Schicksal haderte. Jetzt, wo ich das schreibe, klingt dieser Ausdruck in den Ohren eines ordinierten Christophorer-Mönchs, wie ich es bin, albern und einfältig, aber damals war es mir durchaus ernst. Was, wenn ich hier in dieser Wüste, weit ab von meinen Kameraden und Lichtjahre weit weg vom Gros der STERNENFAUST-Besatzung, nun allein sterben würde?
    Ich musste an Rana Quaid denken und wie sehr ich sie und ihre fröhliche Entschlossenheit gerade in dieser Situation vermisste. Ihre Nähe hatte mir auch an Bord immer wieder geholfen, denn auch das wurde mir in der unendlichen Einsamkeit des Sandsturms klar – ich war an Bord der STERNENFAUST immer allein gewesen. Ich stehe außerhalb der Hierarchie des Star Corps. Das tun die Marines auch, aber die haben wenigstens sich. Doch ich bin allein. Ich habe mich immer bemüht, für die anderen gewissermaßen, ja, zu »sorgen«, und hatte bisher geglaubt, darin meine Erfüllung zu finden, aber ich bin dennoch meist allein gewesen. Rana hat das vor etwas mehr als einem Jahr geändert. Der Gedanke, dass auch sie möglicherweise in diesem Moment an mich dachte, ließ mich lächeln. Ein Versuch, der mit einem Hustenanfall endete.
    Doch jetzt war Rana bei den anderen, den Zurückgelassenen, und ich war wieder allein. Und dazu noch dem Tode nahe, denn selbst, wenn ich nicht in diesem Sandsturm sterben müsste, war die Chance, die anderen zu finden, nachdem er geendet hatte, minimal. Und wo hätte ich mich in dieser Wüste hinwenden sollen? Ich konnte nur eins hoffen: Dass, nachdem sich der Sturm gelegt hatte, ich die Pyramide, oder wie auch immer das Gebäude aussehen mochte, wiederfände und diese nicht zu weit weg war, um sie zu erreichen. Vielleicht, ja sogar wahrscheinlich – so machte ich mir Mut –, waren die anderen nicht voneinander getrennt worden und damit immer noch auf dem Weg zu diesem Gebilde, in dem wir gehofft hatten, Denuur zu finden.
    Doch was, wenn ich jetzt stürbe? Ich konnte die Frage in meiner erzwungenen Reglosigkeit nicht verdrängen und sie jagte mir wider alle Vernunft einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter. Ich gebe zu, ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt immer in dem Glauben gelebt, ich hätte keine Angst vor dem Tod. Erst ein paar Tage zuvor hatte ich mich mit Sun-Tarin darüber unterhalten, dass nur unwiderlegbare wissenschaftliche Beweise, dass es Gott als Schöpfer des Universums nicht gebe, mich in meinem Glauben erschüttern könnten. Ich gebe jetzt im Nachhinein auch zu, dass ich bei dem Gespräch eine gewisse Genugtuung gegenüber dem Kridan empfand. Immer, seit er als Austauschoffizier auf die STERNENFAUST gekommen war, hatte ich, so muss ich jetzt zugeben, auf seinen Glauben herabgesehen. Schließlich – so der Inhalt des besagten Gesprächs – hatte Sun-Tarin zumindest in Teilen einsehen müssen, dass sein Glaube nicht felsenfest stand. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber ich empfand sogar ein wenig Mitleid für seine so offen vor mir liegende innere Zerrissenheit, habe aber wohl die Änderung seines Glaubens letztendlich für unausweichlich gehalten.
    Jetzt, unter der Isodecke in diesem Sandsturm, ständig hustend und mit tränenden Augen und vor lauter umherwirbelndem Sand nicht imstande, meine Sinne zu nutzen, fand ich mich in einer ähnlichen Situation wie Sun-Tarin: Ich war allein, ohne einen Freund oder Artgenossen und ich wusste nicht, wann (und ob) sich diese Situation je wieder ändern würde. Dass ich meinen Glauben gerade jetzt in dieser hoffnungslosen Situation nicht am Verhalten anderer messen konnte, erschütterte ihn tiefer, als ich noch vor einigen Tagen für möglich gehalten

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