Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
›ALG-Food‹ möchte Ihnen einen neuen, verbesserten Vertrag anbieten. Ein besseres Schiff, eventuell höhere Fangpreise? Was halten Sie davon? Wir denken, Leute wie Sie …«
Hensley hob beide Hände. »Stopp, vergeuden Sie nicht Ihren Atem. Werfen Sie mal einen kurzen Blick in den Vertrag vor Ihnen.« Der Lord griff in die Tasche seines Overalls und zog einen Stapel Geld hervor. Lässig warf er die Scheine dem Mann zu, der sie mühsam auffing. Nur zwei oder drei Noten entglitten ihm und segelten auf den teuren Teppich.
Byron stand auf. »Ich denke, das ist genau die Summe, die ich ›ALG-Food‹ laut Vertrag schulde. Grüßen Sie Ihren Boss. Ach ja – viel Spaß mit dem Longarm -Schädel. Der gibt sicher einen feinen Wandschmuck für Mister Senok ab. Ich bin dann mal weg.«
Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ der Lord das luxuriös eingerichtete Büro.
Der Mann hinter dem Schreibtisch brauchte ein paar Minuten, bis er seinen Mund wieder zuklappen konnte.
Was er allerdings Baal Senok sagen sollte, das wusste er in diesem Augenblick noch nicht.
Der erwartete ganz bestimmt ein anderes Ergebnis, als das, was man ihm nun liefern konnte …
*
Jefica Moll war äußerst unzufrieden.
Warum, das konnten weder Valentina Duchamp noch Wanda Ndogo begreifen. Es hatte doch im Prinzip alles so geklappt, wie die Botschafterin es sich gewünscht hatte. Sicher, die Sache hatte einige Umwege und Hürden beinhaltet, doch der Sponsoringvertrag mit »ALG-Food« sicherte dem Corps Diplomatique eine ordentliche Summe, die ausreichte, um mit der Basisarbeit des Corps beginnen zu können. Natürlich war der Grund dafür auch Dankbarkeit, jedoch nicht in erster Linie – Baal Senok fürchtete wohl eher, dass Moll mit den eklatanten Mängeln, die es auf Marina III nicht zuletzt dank der »ALG-Food« gab, an die Öffentlichkeit gehen würde.
Er konnte nicht ahnen, dass Moll in keiner Weise vorhatte, dies selbst zu tun. Jedenfalls nicht öffentlich. Sie würde einen Weg finden, das zu tun, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Hier wurde mit Menschenleben gespielt. Vielleicht war die Botschafterin da altmodisch, doch auch Geld war eben nicht in der Lage, ihr Gewissen zu paralysieren.
Das Schiff, das Moll und ihre Begleiterinnen hierher gebracht hatte, war auch für ihren Rückflug parat. Wanda Ndogo begann so langsam zu verstehen, warum Jefica Moll so unausgeglichen wirkte.
»Haben Sie diesem Hensley wirklich ein Angebot gemacht, Botschafterin?«
Moll nickte. »Es wird vielleicht nicht sehr lange dauern, bis wir einen so positiv verrückten Kerl brauchen. Denken Sie an meine Worte, Wanda!« Wenn Moll das offizielle Sie und Wandas Vornamen wählte, dann sah es um die Stimmung der Botschafterin wirklich nicht so gut aus.
Valentina Duchamp trat ein. »Der Kapitän sagt, der Start erfolgt in wenigen Minuten. Mir nur recht, denn ich kann diese durchgedrehte Sonne einfach nicht mehr ertragen. Da wird man ja selbst ganz wirr im Kopf.«
»Wäre aber schade um Ihren schönen Kopf, liebste Valentina.« Die drei Frauen blickten synchron zur Tür. Byron Lord Hensley stand grinsend im Eingang. »Es war noch eine Passage frei auf diesem feinen Kahn – Entschuldigung: diesem Raumschiff. Ich muss mich wohl erst wieder umgewöhnen. Ach ja, Botschafterin – steht Ihr Angebot noch?«
Jefica Moll nickte. »Natürlich. Bei mir können Sie zwar keine Goldalgen ernten, aber ständigen Ärger garantiere ich sofort.«
Byron lachte. »Gut, dann bin ich Ihr Pilot. Übrigens – ab sofort bitte nur noch Lord Byron . Meinen Nachnamen werde ich erst einmal komplett streichen. Muss nicht jeder wissen, dass ich wieder da bin.« Lächelnd wandte er sich um und verschwand.
Valentina Duchamp blickte Jefica Moll ungläubig und fassungslos an.
»Na, das kann ja heiter werden …«
Darauf wussten die beiden anderen Frauen nun wirklich keine Erwiderung …
*
Kurze Impression
Marina III
Konzernzentrale »ALG-Food«
Das Chefbüro war natürlich das größte im gesamten Gebäudekomplex.
Die Besucherecke war die größte, die man hier finden konnte.
Natürlich auch der Schreibtisch, denn er durchmaß in seiner leicht geschwungenen Form nahezu die gesamte Raumbreite.
Im Grunde saß Baal Senok nur selten hier, denn seine Arbeit bestand aus Repräsentieren, aus der Darstellung und der Verkörperung von »ALG-Food« . An diesem Schreibtisch wurde also im Grunde nie gearbeitet …
Doch hinter ihm, an der Rückwand des Raumes,
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