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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Erde die militärische Vorherrschaft an sich reißen? Wanda war da nicht so sicher wie die Botschafterin, denn wirklich nennenswerte technologische Fortschritte hatten die Forschungen der Relikte der Toten Götter noch nicht gebracht. Doch wenn das alles so und nicht anders eintreffen sollte, dann mochte Jefica Moll in Sachen Corps Diplomatique durchaus richtig liegen.
    Professionelle Diplomatie war nicht an steife Regeln gebunden, konnte flexibel eingreifen, weil nicht erst drei Ratssitzungen oder eine Volksbefragung notwendig war, um sie in Gang zu setzen.
    Molls Idee mochte sich in einem solchen Szenario als ein Geniestreich entpuppen.
    »Aber nun wollen wir erst einmal sehen, ob wir den Algenheinis nicht die Brieftasche aus der Hose holen können. Ich denke, Rudenko hat uns da schon entsprechend angekündigt.«
    Algenheinis? Aus der Hose holen? Wanda besaß durchaus Humor, doch sie war ziemlich sicher, dass die Konzernspitze aus Männern – woraus auch sonst? – bestehen würde, die über solche Verballhornungen kaum lachen konnten.
    Und so konnte Wanda Ndogo nur hoffen, dass sich Moll bei dem offiziellen Teil ihrer Mission ein wenig zusammenreißen konnte. Oder besser noch viel mehr als nur ein wenig …
     
    *
     
    »Schnorchel nach unten. Welche Tiefe?« Byron Hensley war jetzt voll konzentriert. Mehr als diese Kurzsätze brachte er nicht hervor, doch die reichten ja auch vollkommen aus. Prior erwartete von seinem Skipper keinen langen Psalm, sondern präzise Anweisungen.
    »Gute 80 Meter, Skipper – Schnorchel ist draußen.«
    Der Schnorchel war nichts weiter als ein flexibler Ansaugschlauch, der drei Meter Durchmesser hatte. Das Ernten der tiefen Nester lief naturgemäß schwieriger und unsicherer ab, doch es war ungleich lohnender. Die Algenarten, die sich in der Tiefe sammelten, brachten einen wesentlich höheren Preis.
    Die Unwägbarkeiten der Schnorchelernte teilten sich in zwei Lager: Zum einen war das Fanggerät, das wie der Erntekäfig mit Zyklonen seine Beute in den Schiffsleib riss, der Strömung ausgesetzt. Die war tückisch und in den Tiefen nahezu unberechenbar.
    Zum anderen gab es die noch weitaus gefährlicheren Attacken der Raubfische, die sich in der Tiefe aufhielten – und dort gerne mitten in den Algennestern hausten, von wo aus sie ihre Beutezüge starteten. Byron hatte sich nie die Mühe gemacht, sich mit den einzelnen Arten zu befassen – es waren erstaunliche Exemplare dabei, die den irdischen Haien sehr ähnlich sahen, aber auch bizarr erscheinende Räuber. Mehr wusste er auch nicht.
    Doch da gab es eine Ausnahme dieser Regel. Ein Räuber der Tiefe, der von jedem Skipper gefürchtet wurde, auch wenn viele nie wirklich Kontakt zu ihm bekamen: Das war der sogenannte Longarm . Ein wurmähnlicher Raubfisch, der bevorzugt Goldalgen-Cluster als Brutstätte nutzte. Und Goldalgen waren so ziemlich das Beste, was das beinahe planetenweite Meer auf Marina III einem Algenernter zu bieten hatte.
    Warum die Longarms sich praktisch als Wächter der Goldalgen aufspielten, war lange Zeit im Dunkeln geblieben. Irgendwann jedoch hatte ein neugieriger Wissenschaftler von »ALG-Food« ein Goldalgennest vor der Verarbeitung genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass der Begriff Nest hier noch einen ganz anderen Status bekam. Die Longarms legten ihre Eier in genau diesen Nestern ab, die sie dann vehement zu schützen versuchten. Diese Eier ähnelten den kleinen Kugeln der Algen so sehr, das es kaum ein besseres Versteck für sie geben konnte.
    Byron wusste nicht, was »ALG-Food« aus den tatsächlich goldfarbenen Algenkugeln machte, die den passenden Namen erhalten hatten. »Food« – also Billignahrung für überbevölkerte Welten – mochte es wohl kaum sein. Wie auch immer, der Konzern zahlte für diese Ernteware teilweise unglaubliche Tagessätze, doch die Goldalge war so rar, dass viele Skipper niemals das Glück hatten, auf eines der Nester zu stoßen.
    Wenn Byron die Werte auf Priors Monitoren nicht vollkommen falsch wertete, dann schwamm jetzt 80 Meter unter der Tyche ein kleines Vermögen herum – noch nie zuvor hatte Hensley von einem Goldalgennest mit diesen Ausmaßen gehört. Das war auch der Grund, warum ihm der Schweiß dick auf der Stirn stand.
    Das Nest ist so groß … es muss ganz einfach einer der Longarms darin leben.
    Byron kannte diese Art Raubfisch nur von bildhaften Darstellungen, von Filmmaterial und als ausgestopfte Trophäe, die direkt im Eingang der

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