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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Zittern kam ihm mit einem Mal vor, wie die schönste Empfindung von allen, zeigte es ihm doch, dass er wieder war , wieder einen Körper hatte, der überhaupt zittern konnte. Nur wo befand er sich?
    Das nervtötende Summen ebbte ab. Es verklang und machte einer Stille Platz, die im direkten Vergleich nicht minder erschreckend wirkte. Die Lichterscheinungen verschwanden. Keuchend und japsend lag Max in der Dunkelheit und bemühte sich instinktiv um eine Orientierung, die er allerdings längst verloren hatte. Erst nach und nach nahm die Umgebung wieder Form an, und was er sah, war schwarz.
    Es war dunkel um ihn, und dennoch befand er sich nicht länger in seinem Quartier.
    Das verriet ihm schon das große Loch direkt vor seinen Augen, durch das er direkt ins Weltall blicken konnte.
    Die Öffnung in der Schwärze maß vielleicht drei mal zwei Meter und sah aus, als habe ein wahnsinniger Titan mit einer überdimensionierten Axt in eine Wand – wozu auch immer sie gehören mochte – geschlagen. Die Ränder des Lochs waren unregelmäßig und rau, bogen sich mal nach Außen und mal nach Innen. Aber das weitaus beeindruckendere Schauspiel fand hinter der Wand statt. Max sah unzählige Gesteinsbrocken und Gasklumpen in verschiedenen Größen und Formen; schwereloses Geröll, durchsetzt mit gewaltigen Batzen vor Äonen gefrorenen Wassers. Kalt und leblos trudelten sie durch die ewige Nacht des Alls, schwerelos und umgeben von einer Art grünlich leuchtendem Nebel aus Staubpartikeln, der das Licht einer Sonne zu reflektieren schien. Sie musste außerhalb von Max’ Sichtfeld liegen.
    Der Anblick hatte eine bizarre Schönheit, eine ganz eigene, in sich selbst ruhende Eleganz. Und er erschien ihm nicht minder unsinnig, nicht weniger absurd und irreal wie der ganze Rest. Warum lebe ich noch? Wenn das der Weltraum ist, warum atme ich dann? Warum werde ich nicht ins Vakuum gesaugt und erfriere?
    Max rollte sich zur Seite weg, stützte sich mit den Händen ab und ertastete den Boden. Er war glatt und kalt, metallisch. Eindeutig künstlich erzeugt. Ich bin auf einem Schiff , dachte er. Oder auf einer Station. Auf irgendeinem künstlich erzeugten Gebilde im All.
    War es menschlichen Ursprungs? War es die STERNENFAUST? Letzteres zumindest bezweifelte er, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie er sein Schiff hätte verlassen haben sollen. Langsam drückte er die Knie durch, richtete sich vorsichtig auf. Gelenke knackten protestierend, und in der unheimlichen Stille wirkte selbst dieses leise Geräusch wie ein Donnerhall, ließ ihn unwillkürlich innehalten.
    Als er endlich stand, senkte Max den Kopf und sah an sich hinab. Seine Augen gewöhnten sich allmählich an das bisschen Helligkeit, das von jenseits des Loches in den Raum fiel. Da waren seine Füße, nackt und bloß. Seine Beine in der gestreiften Schlafanzughose, sein Oberkörper in dem weißen, zerknitterten T-Shirt. Vorsichtig bewegte Max seine Gliedmaßen, testete und betastete jeden Bereich seines Körpers. Mit unendlicher Beruhigung stellte er fest, dass tatsächlich alles funktionierte.
    Plötzlich zischte es hinter ihm, mechanisch und schrill. Ein Lichtstrahl fiel in das Dunkel und verschwand so schnell, wie er erschienen war. Dann hörte Max ein Keuchen.
    War da wer? Hatte sich eine Tür geöffnet und jemand den Raum betreten?
    Max wollte sich gerade umdrehen, als der Schrei erklang. Er war laut, durchdringend und klang unfassbar frustriert. »NEIN! NEINNEINNEINNEIN!!«
    Aggression lag in diesen Worten. Unverhohlene Feindseligkeit. Instinktiv hob Max Brooks die Arme und nahm eine abwehrende Haltung ein, doch in der Dunkelheit wusste er nicht, ob er sich sinnvoll gegen einen potenziellen Angreifer ausgerichtet hatte.
    Erst als ein Windzug seine Wange berührte, merkte Brooks, dass etwas durch die Luft geflogen kam. Im nächsten Moment traf es ihn am Hinterkopf, hart. Abermals knickten seine Beine weg, und das Loch mit den Gesteinsbrocken drehte sich vor seinen Augen. Die Finsternis, in die der junge Mann aus der Zentralafrikanischen Föderation auf der Erde nun hinüberglitt, übertraf ihn die des ihn umgebenden Raumes noch um Längen.
     
    *
     
    Rrriiinnggg …
    Joelle Sobritzky lachte leise und blickte überrascht auf den Türmelder, welcher rechts in der Wand neben dem Zugang zu Max Brooks’ Quartier angebracht war. Die junge Navigatorin wusste, dass ihr Kollege einen sehr … festen Schlaf pflegte. Nachdem er mehrere Verabredungen mit Freunden von der

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