Krumme Touren in Texas
1
Das Buch:
Charlotte hat ein Problem: In ihrem eigentlich Frauen
vorbehaltenen Bett liegt plötzlich ein Mann. Und der
ist auch noch mausetot. Entsetzt schaltet sie ihre
Freundin Hollis Carpenter ein, die prompt auf
kriminellen Filz stößt: Nicht nur eine zwielichtige
Ordensschwester, sondern auch politische Prominenz
scheint darin verwickelt zu sein … Für Hollis samt
Hündin und Herzdame wird es mächtig heiß im
Houston der 30er Jahre!
Die Autorin:
Deborah Powell ist Spezialistin für alte Filme, vor
allem aus der Schwarzen Serie, und lebt mit ihrer
Liebsten und zwei Hündinnen in Houston, Texas.
Dies Thriller ist nach Heißer Winter in Texas der
zweite Nostalgie-Krimi um die tolldreiste lesbische
Kriminalreporterin Hollis Carpenter.
2
Deborah Powell
Krumme Touren in
Texas
Aus dem Amerikanischen von Eva Stäbler
Ariadne Krimi 1067
Argument
3
Ariadne Krimis werden herausgegeben von Frigga Haug
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Houston Town
© 1992 by Deborah Powell
Redaktion: Else Laudan
Lektorat: Iris Konopik
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 1995
Rentzelstraße 1, 20146 Hamburg
Telefon 040 / 45 36 80 – Telefax 040 / 44 518
Titelgraphik: Johannes Nawrath
Signet: Martin Grundmann
Texterfassung durch die Übersetzerin
Fotosatz: Steinhardt, Berlin
Druck: Clausen & Bosse, Leck
Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier
ISBN 3-88619-567-8
4
1
Die Nacht war etwa so heiß wie ein rostiger Radiator
in der Vorhölle, und ich hatte gerade dreißig Runden
mit einem Schwergewichtslaken hinter mir, als das
Telefon schrillte.
»Hallo«, knurrte ich.
»Hallo, Hollis. Hast du mal einen Augenblick
Zeit?«
Charlotte Charles war eine gute Freundin gewesen
– bis jetzt. Gute Freundinnen hielten sich nur, bis sie
so frei waren, um drei Uhr früh an meinem ersten
Urlaubstag meine Nummer zu wählen. Ihre Stimme
war ruhig und sachlich, als ob es in Ordnung wäre,
um diese Zeit bei jemandem anzurufen.
Ich flötete: »Himmel, klar habe ich einen
Augenblick Zeit. Was sollte ich denn sonst zu dieser
Morgenstunde tun, als hier zu liegen und zu hoffen,
daß irgendwer anruft. Außerdem dauert es noch
mindestens eine halbe Stunde, bis ich mich wieder in
einen Kürbis verwandle.«
Eine geraume Weile herrschte Schweigen.
»Du bist gemein, Hollis. Das halte ich nicht aus«,
schluchzte sie.
5
Ich fühlte mich wie ein Kuhfladen in der
Opernloge der Königin. Ich konnte an einem Finger
abzählen, wie oft ich erlebt hatte, daß Charlotte
weinte.
»Tut mir leid«, murmelte ich. »War nicht so
gemeint. Was ist los?«
»O Gott, Hollis! Du mußt sofort herkommen. Du
mußt mir helfen!« Ihre Stimme schrillte hysterisch.
Ich zog die rechte Hinterpfote meiner Hündin aus
meinem linken Ohr und setzte mich im Bett auf, um
das Licht anzuknipsen. Dann tastete ich nach einer
Zigarette, bis mir einfiel, daß ich nicht rauchte. Meine
Hand tat weh, weil ich das Telefon zu fest
umklammert hielt. Der Deckenventilator drehte sich
träge und erzeugte eine feuchtwarme Brise, was sich
nur unwesentlich besser anfühlte, als mit einer
schweißnassen Unterhose geohrfeigt zu werden.
In den Zeitungen stand, daß dieser August im Jahr
1937 einer der heißesten aller Zeiten war. Na toll.
Eine echte Enthüllung. Jeder Schwachkopf, der
diesen Sommer vor die Tür ging, konnte einem das
auch sagen – kostenlos.
»Ich brauche Hilfe, Hollis«, spuckte sie schließlich
zwischen Schluchzern aus.
»Was ist los? Soviel mußt du mir schon erzählen,
sonst kann ich nichts für dich tun.«
6
»In meinem Bett liegt eine Person, und du mußt
mir helfen, sie loszuwerden.«
Ich atmete erleichtert auf. Es war nicht das erste
Mal, daß Charlotte mit meiner Unterstützung
jemanden aus ihrem Bett werfen wollte. Es war mir
schleierhaft, wo sie die auflas. Wie ein Magnet zog
sie alle Tüten klebenden, amtlich für geisteskrank
erklärten, waschechten Wahnsinnigen in Houston,
Texas, an.
»Warum sagst du ihr nicht einfach, sie soll
verschwinden?«
»Das ist unmöglich.«
»Nein, das ist nicht unmöglich. Wer ist es
diesmal?« Ich seufzte laut.
»Es ist keine sie, und ich weiß nicht, wer er ist.«
Ihre Stimme war jetzt ruhig. Zu ruhig.
Mir sträubten sich die Nackenhaare. »Was macht
ein Mann in deinem Bett? Das ist das Ekelhafteste,
was ich gehört habe, seit der Preis für Damenmieder
auf neunzehn Dollar gestiegen ist.«
»Ich weiß nicht, was
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