Sternenfaust - 131 - Tod und vergessen
heißen, niemand hier im Raum kann sich an Adric erinnern? 15 Jahre alt. Sommersprossen. Blassblaue Augen. Braune Wuschelhaare … Trägt meist eine orangefarbene Jacke …«
»Izanagi … Geht es Ihnen auch wirklich gut?«, fragte Taglieri vorsichtig.
Der ehemalige Mönch erkannte, was der Admiral meinte. Er denkt, ich habe zu viel von dem CC-4400 intus. Aber daran liegt es nicht, das weiß ich!
»Vielleicht sollten Sie sich ebenfalls einmal von Dr. Tregarde untersuchen lassen?«, riet Commander Shamar al Khaled dem jungen Mann mit der Stachelfrisur.
»Hier stimmt etwas nicht«, murmelte Izanagi und verließ hastig den Konferenzraum, bevor ihm die Situation noch unangenehmer werden konnte.
*
Taglieri war unterwegs zur Krankenstation. Das seltsame Verhalten von Izanagi ging ihm nicht aus dem Kopf. »Ob das etwas mit der Verbindung zu den Alendei zu tun hat?«, murmelte Vincent vor sich hin. »Niemand weiß so genau, was regelmäßige telepathische Kommunikation so alles für noch unbekannte Nebenwirkungen haben kann.«
Für einige Sekunden dachte er noch einmal intensiv über das nach, was der Christophorer gesagt hatte. Doch er konnte sich beim besten Willen an keinen braunhaarigen Jungen namens Adric erinnern. Fast wünschte er sich aber, dass er es könnte. Er baute auf Izanagi, war in der Kommunikation mit den Alendei sogar auf ihn angewiesen. Wenn der ehemalige Christophorer-Mönch ausfiel, dann würde sich ihnen auch die Möglichkeit verschließen, mit Turanor und seiner Gemeinschaft in Kontakt zu treten.
Dann verscheuchte Taglieri diese Gedanken. Er musste seine Aufmerksamkeit dem Phänomen der verschwundenen Bordcrew der DIRAC widmen. Er hatte jeden erdenklichen Scan des Schiffes mit den Sensoren der STERNENFAUST angeordnet und nach dem ersten ergebnislosen Verlauf gleich wiederholen lassen. Die Daten hatten wieder nichts Brauchbares hervorgebracht, und da auch die hochkarätigen Wissenschaftler des Star Cruisers bislang ebenfalls keine auch nur theoretischen Ansätze vorzubringen wussten, beschlich Vincent ein ungutes Gefühl.
Über seinen Kommunikator sprach Taglieri mit der Brücke. »Commander al Khaled, gibt es Neuigkeiten von der DIRAC oder von dem Planeten?«
»Es gibt keine Auffälligkeiten, Admiral«, antwortete der Erste Offizier.
»Irgendwelche Rückmeldungen von den Wissenschaftlern oder Ingenieuren?«
Vincent war sich bewusst, dass al Khaled ihm jede bedeutende Entwicklung gemeldet hätte. Dennoch stellte er die drängende Frage und verriet damit seine eigene Ungeduld, wie er verärgert registrierte.
»Nein, Admiral. Die Mannschaft gibt alles, eine Lösung des Rätsels zu finden, ohne jedoch einen Erfolg verzeichnen zu können. Scheinbar gibt es keine kosmischen Phänomene oder technischen Pannen, die ein Verschwinden so vieler Menschen auch nur im Ansatz plausibel erklären könnten.«
Soweit waren wir vorhin auch schon! , dachte Vincent säuerlich, unterbrach die Verbindung mit einem barschen »Taglieri, Ende!« und stapfte weiter durch den Korridor auf die Krankenstation zu.
*
Izanagi fühlte sich verunsichert. Konnte er zwischen Illusion und Realität nicht mehr trennen? Immerhin: Schon einmal war er Opfer von Hypno-Telepathen geworden und hatte den Sinn für die Realität verloren. Er hatte seinen geliebten Orden verlassen und war zum Großkonzern Far Horizon gewechselt.
Inwieweit konnte er seinem Verstand noch trauen?
Nach dem erschütternden Gespräch mit Admiral Taglieri war Izanagi zunächst in seine Kabine geeilt, um sich durch Meditation zu beruhigen. Während der längeren Kontemplation baute der ehemalige Christophorer seine gewohnte Haltung wieder auf und fühlte sich erholt. Vielleicht sollte er wirklich einmal mit Dr. Tregarde sprechen.
Als Izanagi auf der Krankenstation eintraf, saß Dr. Tregarde gerade an seinem Schreibtisch und verfasste offenbar einen Bericht.
»Setzen Sie sich doch«, meinte der Doktor aufmunternd. Um seine Augen waren jedoch tiefe, dunkle Ringe zu sehen. Augenscheinlich hatte Tregarde in letzter Zeit nicht besonders gut geschlafen. Die Sache mit Dana Frost macht ihm schwer zu schaffen , ging es Izanagi durch den Kopf. Sie und er kennen sich seit ewigen Zeiten, soweit ich das mitbekommen habe. Dass sie nicht mehr auf dem Schiff ist und dass er hier nicht mehr für sie da sein kann, macht es für ihn sicher nicht leichter.
Dr. Tregarde zählte zu den Menschen, die sich von Anfang an sehr offen gegenüber den Möglichkeiten
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