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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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einzelne Bullaugen mit dem nackten Auge auszumachen. Zuerst dachte Kieran, das Bild müsse vergrößert sein, aber mit einem wachsenden Knoten im Bauch verstand er, dass das nicht der Fall war. In der kurzen Zeit, die er für die Sendung gebraucht hatte, hatte die
New Horizon
die dreihundert Kilometer zwischen den Schiffen überbrückt und glitt nun in extrem kurzem Abstand zur
Empyrean
durch das All.
    Wieso?
    Eine Bewegung zog Kierans Blick auf sich: kleine Punkte wie Insekten, die sich von der
New Horizon
auf die
Empyrean
zubewegten. Wegen der Projektilform nahm er an, dass es sich um Shuttles handeln musste – jene Art von Fahrzeugen, die dazu entworfen worden waren, die Kolonisten und ihre Ausrüstung von den größeren Schiffen in kurzen Missionen auf die Oberfläche von New Earth zu befördern. Diese Shuttles waren nie für einen Einsatz im tiefen Raum oder gar zum Andocken an einem anderen Schiff vorgesehen gewesen, aber genau das schienen die Fahrzeuge nun vorzuhaben. Wer auch immer an Bord war, plante eindeutig auf der
Empyrean
zu landen.
    »Oh, mein Gott.« Sheryl saß im Schminkstuhl und hatte die Hände über ihren rosafarbenen Mund geschlagen, während das eine Shuttle – ein kleineres, wie Kieran beim Näherkommen feststellte – aus dem Blickfeld der Kamera verschwand.
    »Wie viele Leute befördern diese Dinger?«, fragte Sammy. Er klang verwirrt und verängstigt.
    Der Captain stürzte aus seinem Büro und zeigte auf Sammy. »Das ist ein Angriff«, blaffte er. »Sammy, sag dem Zentralrat, dass ich sie im Steuerbord-Shuttle-Hangar erwarte.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ruf ein Sicherheitsteam. Teufel auch, ruf
alle
Sicherheitsteams!«
    Kierans Herzschlag geriet vollkommen aus dem Takt. Seine Mutter war in einer Freiwilligeneinheit des Sicherheitsdiensts und half dann und wann bei Gemeinschaftsveranstaltungen oder dabei, einen Streit unter den Crewmitgliedern zu schlichten. Die Teams trugen niemals Waffen.
    »Was passiert hier, Captain?«, fragte Kieran mit rauher Stimme.
    Jones legte eine Hand auf seine Schulter. »Ganz ehrlich, Kieran«, gestand er, »ich weiß es nicht.«

Im Garten
    A lles, was wir haben, haben sie auch«, wiederholte Waverly Kierans Worte, als sie den Gang hinunter auf das Wohnquartier zuging, das sie mit ihrer Mutter teilte. Manchmal schien es ihr, als würde sein Tonfall umso herrischer, je ernster er es mit ihr meinte. Falls er dachte, sie sei ein kleines stilles Weibchen ohne eigene Meinung, stand ihm eine böse Überraschung bevor.
    Trotzdem, von allen Jungen in ihrem Alter schien er der beste zu sein, und das nicht nur, weil er groß gewachsen und gut gebaut war. Er war freundlich, intelligent, und sie mochte, wie energiegeladen er war, wie geschmeidig sein Körper war und wie gut er ihn unter Kontrolle hatte. Sie mochte es, sein Gesicht anzusehen, seine lange Kinnlinie, die blassen, lohfarbenen Augen und die roten Haare, die auf seiner Oberlippe sprossen. Und wenn sie mit ihm sprach, dann beugte er sich herab und wandte ihr sein Ohr zu, als könne er es nicht ertragen, nur ein einziges ihrer Worte zu versäumen. Er würde ihr ein guter Ehemann sein. Sie konnte sich glücklich schätzen.
    Dennoch hatte sie Zweifel. Jeder erwartete, dass sie heiraten würden – der Captain und ihre beiden Eltern eingeschlossen. Und sie fragte sich, ob dieser Druck Kieran dazu gebracht hatte, ihr einen Antrag zu machen. Liebten sie einander genug, um miteinander glücklich zu werden? Wenn es nicht um die Fruchtbarkeit ginge, würde sie dann Kieran oder überhaupt jemanden genau jetzt heiraten? Sie war sich nicht sicher, wusste aber auch, dass es nur wenige Menschen gab, die für ihr Zögern Verständnis haben würden. Es ging um Größeres als einfach nur um ihr Glück.
    Sie öffnete die Tür zu ihrem Quartier und betrat das dahinterliegende Wohnzimmer. Überbleibsel von Hanf und Baumwolle bedeckten den Esstisch – die Reste eines Kleides, das Waverly mit bescheidenem Erfolg zu nähen versucht hatte. Sie hatte jede einzelne Naht, die sie gesetzt hatte, wieder entfernen müssen und überlegte, ob sie die Katastrophe nicht einfach wegwerfen sollte. Der Webstuhl ihrer Mutter stand in der Ecke, bespannt mit Wollfäden in einem blauen Muster – höchstwahrscheinlich eine Bettdecke, die sie für irgendjemanden anfertigte. An den Wänden hingen Familienfotos: von Waverly als molligem Kleinkind; ihrer Mutter und ihrem Vater, die mit rosigen Wangen in der kalten Koniferenhalle

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