Sternenfohlen 01 - In der Einhornschule
Haus – zum Sternenhaus oder zum Mondhaus, zum Regenbogenhaus oder zum Sonnenhaus“, erklärte ihre Mutter. „Du wirst mit den Schülern in deinem Haus essen und mit ihnen auch den Stall teilen.“
„Und später im Schuljahr werden dann Zauber- und Sportwettbewerbe zwischen den Häusern veranstaltet“, ergänzte ihr Vater.
„Ich bin gespannt, in welches Haus ich wohl komme“, sagte Wolke.
„Also, deine Brüder waren im Regenbogenhaus“, antwortete ihre Mutter. „Vielleicht kommst du ja auch dorthin. Auf Wiedersehen und sei schön brav.“
„Natürlich bin ich brav“, erwiderte Wolke.
Ihr Vater lachte: „Das wäre das erste Mal!“
„Papa!“ Wolke stampfte beleidigt mit dem Huf auf.
Er schnaubte sanft. „Du weißt doch, dass das nur ein Scherz war. Ich bin mir sicher, dass wir sehr stolz auf dich sein werden.“ Er berührte mit seinem Horn Wolkes Nacken. Mit einem magischen Prickeln verschwand ihre Nervosität.
Sie hob den Kopf, und ihre dunklen Augen leuchteten. „Ich werde mein Bestes geben, damit ihr stolz auf mich seid“, sagte sie mit fester Stimme. „Versprochen.“
Ihre Mutter lächelte. „Auf Wiedersehen, Wolke!“ Sie berührte Wolkes Horn mit ihrem eigenen, und dann flogen sie und Wolkes Vater los. Wolke sah ihnen nach, wie sie davonschossen, bis sie nur noch zwei kleine Punkte am blauen Himmel waren. Jetzt, da ihre Eltern weg waren, fühlte sie sich plötzlich ganz verlassen.
Drei ältere Einhörner spazierten an ihr vorbei. Wolke schätzte, dass sie mindestens schon neun Jahre alt waren. Der Anführer der kleinen Gruppe hatte dunkelgraue Beine und schwarze Augen, die schelmisch funkelten. Er stupste seine Freunde an: „Schaut euch diese winzige Erstklässlerin an!“
Ein Mädchen aus seiner Gruppe lächelte Wolke an: „Ist sie nicht süß?“
„Ich bin nicht süß!“, sagte Wolke und schleuderte ihre Mähne zurück. Sie mochte es gar nicht, wenn man sie winzig oder süß nannte. Immerhin war sie schon sieben!
Der Anführer kam auf sie zu. „Vermisst du Mami und Papi gar nicht?“, wieherte er herausfordernd.
„Nein“, erwiderte Wolke. Das stimmte zwar nicht ganz, aber das würde sie vor einem älteren Einhorn niemals zugeben.
Er sah sie einen Moment an. Irgendwieerinnerte er sie an ihren Bruder Himmelssohn. Er hatte dasselbe freche Funkeln in den Augen.
„Weißt du eigentlich, dass die Erstklässler immer als Erste in die Schule hineingehen?“ Er sah hinüber zu den geschlossenen Toren. Die Elfen standen davor und unterhielten sich. „Geh einfach hin und klopf dreimal mit deinem Horn ans Tor, dann lassen dich die Elfen hinein.“ Er schaute sie mit offenem Unschuldsblick an.
Aber Wolke ließ sich nicht zum Narren halten. Sie wusste gleich, dass er das nur erfunden hatte, damit sie Ärger bekam. „Wirklich? Hast du nicht vergessen, dass ich zuerst noch einen Purzelbaum machen muss?“ Sie lachte und raschelte mit dem Schweif. „Als ob ich das wirklich machen würde! Ich bin doch nicht blöd!“
Die Freunde des Einhorns kicherten, under sah leicht verblüfft aus. Aber dann zuckte er nur mit den Schultern. „Na gut, vielleicht bist du gar nicht so dumm.“ Er grinste sie an.
„Komm jetzt, Oriel“, sagte das Einhornmädchen. „Wir wollen die anderen suchen.“
Die älteren Einhörner galoppierten davon. Sie umkreisten eine Gruppe von sehr erwachsen wirkenden Einhörnern, die bestimmt schon Sechstklässler waren.
„Langsam, dort drüben!“, rief einer der Elfen. „Vor den Toren wird nicht galoppiert!“
Aber Oriel und seine Freunde beachteten ihn gar nicht. Oriel senkte den Kopf und machte einen frechen Bocksprung. Das Gesicht des Elfen wurde rot vor Zorn. „Du ... du … !“
Genau in diesem Moment trat ein anderer Elf vor und blies einen langen Ton auf einem Horn aus Bronze. Er trug einen dreieckigen Hut aus grünem Samt und sah aus, als wäreer der Anführer der Elfen. Sobald das Horn erklang, verstummten die Einhörner. Ruhe kehrte ein, dann räusperte sich der Elf.
„Alle mal herhören, es ist Zeit, in die Schule zu gehen. Bitte stellt euch nach euren Häusern auf: Sternenhaus, Sonnenhaus, Mondhaus und Regenbogenhaus“, sagte der Oberelf und deutete jeweils auf die anderen Elfen, die neben ihm aufgereiht standen. „Die Erstklässler werden erst drinnen erfahren, zu welchem Haus sie gehören. Deshalb möchte ich sie bitten, sich bei mir anzustellen.“ Er zog eine Namenliste aus seiner Manteltasche und rollte sie auseinander.
Die
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