Sternenfohlen 01 - In der Einhornschule
Einhörner begannen fünf Reihen zu bilden. Wolke trabte los und stellte sich ziemlich weit vorne bei den Erstklässlern an. Oriel und seine Freunde drängelten in der Reihe zum Regenbogenhaus. Der Elf dort wurde anscheinend gerade sehr böse auf sie. Wolkedrehte sich um und sah, dass sich Sturmwind bei den Erstklässlern eingereiht hatte.
„Also bitte!“, schimpfte der Elf des Regenbogenhauses. „Was tust du denn hier?“, fragte er verärgert und deutete auf Sturmwind. „Du bist doch kein Erstklässler. Dafür bist du viel zu groß. Los, stell dich da an, wo du hingehörst!“
Wolke sah, wie Sturmwind verlegen wurde. „Aber ... aber ich bin ein Erstklässler“, flüsterte er kaum hörbar.
Der Elf starrte ihn an. „Mach dich nicht lächerlich. Das kann nicht sein! Also, wo gehörst du hin?“
Sturmwind wirkte ganz eingeschüchtert. Er blickte sich um und bemerkte, dass ihn alle neugierig anstarrten. „Ich ... ich weiß es wirklich nicht. Ich bin zum ersten Mal hier“, stammelte er.
„Schluss, das war’s!“, rief der Elf.„Mir reicht’s! Verlass sofort diese Reihe! Du meldest dich augenblicklich beim Direktor!“
2
Oriel und seine Freunde kicherten. Sturmwind sah aus, als würde er am liebsten im Boden versinken. Wolke hielt es nicht mehr aus. „Er ist ein Erstklässler!“, rief sie und trat aus der Reihe. Sie wusste, dass sich alle nach ihr umdrehten, aber das war ihr egal. „Ich habe mitbekommen, wie er sich von seinem Vater verabschiedet hat. Er ist zum ersten Mal hier!“, erklärte sie dem Elf.
Der Elf sah sie missbilligend an. Einen schrecklichen Moment lang dachte Wolke, er würde auch sie wegschicken. Dann trat auf einmal noch ein anderes Einhorn aus der Reihe und stellte sich neben sie.
„Es stimmt“, sagte es mit ängstlicher, kleiner Stimme. „Ich habe auch gehört, wie er sich von seinem Vater verabschiedet hat.“ Wolke sah sich um. Das Einhorn war sehr hübsch, mit einer silbernen Mähne, die fast bis zum Boden reichte, und dunklen Augen, die von dichten Wimpern umrahmt waren.
Sturmwind sah die beiden dankbar an.
In diesem Moment kam der Oberelf mit seiner Liste zu ihnen. „Wie heißt du?“
„Sturmwind“, erwiderte das große Einhorn.
Der Oberelf prüfte seine Liste und nickte. „Ich habe hier auf meiner Liste einen Sturmwind, der als Erstklässler bei uns anfängt. Anscheinend bist du doch in der richtigen Reihe.“
Der Elf, der das Regenbogenhaus betreute, zeigte sein Bedauern: „Das tut mir leid“, sagte er zu Sturmwind. „Du bist so groß, dass ich dachte, du wärst ein Drittklässler,der sich einen Scherz erlaubt.“ Damit trat der Elf zurück an seinen Platz.
Sturmwind blieb der Mittelpunkt des Interesses, bis der Oberelf das Horn wieder an die Lippen hob und einen langen Ton darauf blies. Zwei Elfen öffneten das goldene Tor.
„Alle Erstklässler zu mir!“, rief der Oberelf.
Er schritt durch das Tor.
Sturmwind reihte sich neben Wolke und dem anderen Einhorn ein, das ihn verteidigt hatte: „Ich danke euch.“ Der Elf führte sie durch das Tor und über einen mit Gras bewachsenen Hof. „Die Leute halten mich immer für älter, als ich bin. Wie ihr gehört habt, heiße ich Sturmwind. Und wie heißt ihr?“
„Wolke.“
„Ich bin Saphira“, flüsterte das hübsche Einhorn schüchtern.
Sie lächelten sich an.
„Komisch, dass wir jetzt tatsächlich in die Einhornschule gehen“, bemerkte Sturmwind.
Wolke verstand genau, was er meinte. Sie hatte so viel an die Schule gedacht, dass es wirklich seltsam war, jetzt endlich dort zu sein. Und sie würde ihre Eltern ewig nicht mehr sehen.
„Wenn nur meine Brüder und Schwestern da wären!“, wieherte Saphira nervös. „Es ist ganz ungewohnt für mich, etwas ohne sie zu tun.“
„Wie viele Geschwister hast du denn?“, fragte Wolke.
„Sechs. Zwei ältere und vier jüngere.“
„Wow, ich habe nur zwei Brüder, und das ist mehr als genug!“ Wolke grinste.
„Ich habe überhaupt keine Geschwister“, sagte Sturmwind. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es mit sechs Geschwistern ist! Da geht es bestimmt sehr laut zu.“
„Das stimmt. Sie werden mir sehr fehlen.“ Saphira sah richtig wehmütig aus.
„Meint ihr, wir sind alle zusammen im selben Haus?“, fragte Wolke eifrig. Sie hatte Sturmwind und Saphira zwar gerade erst kennengelernt, aber sie wusste jetzt schon, dass sie die beiden gerne als Freunde hätte.
„Das erfahren wir bestimmt gleich“, erwiderte Sturmwind. Sie folgten
Weitere Kostenlose Bücher