Sternenfohlen 15 - Sturmwind in Gefahr
Klassenzimmer.
„Ist das nicht wahnsinnig aufregend, Sturmwind? Ich kann es kaum erwarten, dass die Austauschschüler herkommen“, plapperte Wolke drauflos und trabte eilig neben Sturmwind her.
„Was? Äh … ja, klar – toll“, stammelte ihr Freund geistesabwesend.
„Alles in Ordnung?“, hakte Wolke nach. „Du machst nicht den Eindruck, als ob du dich auf den Schüleraustausch freuen würdest.“
„Äh … doch, natürlich. Ich …“
„Ist es wegen des langen Flugs in den hohen Norden?“, wollte Wolke wissen.
„J-ja, genau – der Flug“, murmelte Sturmwind.
„Mach dir deshalb keine Sorgen. Wenn wir alle zusammen fliegen, schaffst du das locker“, mischte sich jetzt Saphira ein, die das Gespräch mitangehört hatte.
Obwohl Sturmwind wie seine Freunde erst acht Jahre alt war, war er doch schon sehr groß und kräftig. Leider hatte er seine langen Beine und seine Kraft nicht immer unter Kontrolle und verhielt sich oft etwas ungeschickt. Besonders im Fliegen und Landen fühlte er sich noch unsicher. Und dass sich seine Mitschüler deswegen schon häufig über ihn lustig gemacht hatten, war nicht gerade hilfreich. Aber Wolke, Saphira, Mondstrahl und Stella hielten fest zu ihrem Freund und unterstützten ihn, so gut es ging.
Sturmwind nickte nur abwesend. Er sah nicht besonders glücklich aus, doch bevor Wolke noch weiter nachbohren konnte, trat Achaz an das Pult und begann mit dem Unterricht.
2
„Guten Morgen“, begrüßte der Literaturlehrer die Klasse fröhlich. „Eigentlich hatte ich heute vor, die Geschichte zu Ende zu lesen, die wir in der letzten Stunde begonnen haben.“
„Au ja!“, jubelten einige Schüler.
„Aber ich habe es mir gerade anders überlegt“, fuhr Achaz fort.
Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Klasse.
„Aber die war doch so spannend!“, rief Wolke.
„Ja, wir wollen die Geschichte zu Ende lesen!“, pflichtete Stella ihrer Freundin bei.
„Nein, tut mir leid“, erwiderte der Lehrer und schaute geheimnisvoll in die Runde. „Stattdessen wird jeder von euch einen Brief an seinen Austauschpartner von der Trollhöhe schreiben und sich ihm vorstellen.“
Der Lehrer deutete mit seinem Horn auf einen Stapel Pergamentpapier, der auf dem Pult lag. Mit einem bunten Sternenregen flogen die Blätter durch die Klasse und landeten sacht auf den Tischen der Schüler.
„Achaz“, meldete sich Blümchen zu Wort, „was sollen wir unseren Austauschschülern denn schreiben?“
„Das überlasse ich ganz euch“, antwortete der Lehrer.
„Aber …“, hob Blümchen noch mal an.
„Überleg doch mal, Blümchen: Was würdest du gern von deiner Partnerin wissen, bevor sie hierherkommt?“, unterbrach Achaz sie.
„Was sie gern mag und welches ihr Lieblingsfach ist“, sagte Blümchen.
„Dann frag sie das. Was noch?“, wollte der Lehrer wissen.
Innerhalb kürzester Zeit redete die ganze Klasse durcheinander und Achaz musste seine Schüler erst mal zur Ordnung rufen, bevor sie mit ihren Briefen beginnen konnten. Nur Sturmwind hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt und einfach nur auf das Blatt vor sich gestarrt.
Sturmwind verhält sich wirklich merkwürdig in letzter Zeit, dachte Wolke und warf ihrem Freund einen besorgten Blick zu. Ich muss ihn unbedingt in der Mittagspause fragen, was mit ihm los ist. Aber jetzt sollte ich schleunigst mit meinem Brief an Lucia beginnen. Ich bin so gespannt auf sie!
Wolke überlegte kurz und richtete dann ihr zierliches goldenes Horn auf das Papier.Sie konzentrierte sich auf das, was sie schreiben wollte, und schon erschienen leuchtend violette Buchstaben auf dem Pergament.
Liebe Lucia,
mein Name ist Wolke und ich bin deine Partnerin beim Schüleraustausch. Ich bin acht Jahre alt und gehe in die zweite Klasse. Außerdem bin ich im Heilkunde-Club und bei der Schülerzeitung. Wie alt bist du? Und freust du dich auch schon so sehr auf den Besuch? Ich bin nämlich schon ganz gespannt auf dich. Bestimmt werden wir viel Spaß zusammen haben! Was sind denn deine Hobbys? Und gibt es sonst etwas, das du besonders gern magst? Ich kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen und dir hier bei uns alles zu zeigen. Bitte antworte mir schnell!
Deine Wolke
Sorgfältig las Wolke ihren Brief noch einmal durch. Sie war sehr zufrieden mit dem, was sie geschrieben hatte. Und auch damit, dass sie es geschafft hatte, die ganze Zeit ihre schönste Schrift auf das Papier zu zaubern. Schließlich sollte Lucia einen guten Eindruck von ihr
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