Sternenjagd
Andererseits… wenn er seinen Plan gegen eine Alpha-Matrix aufgestellt hat dann wird er wissen, daß ich nicht so leicht den Verstand verliere, jedenfalls nicht ohne mir auszurechnen, daß meine paranoiden Wahnvorstellungen auch durchaus real sein können. Schließlich besitzen auch Paranoiker hin und wieder höchst reale Feinde. In diesem Fall kann er durchaus annehmen, daß ich seinen Plan bis hinunter zu seinem individuellen Stil erahnen kann. Und in diesem Fall würde es zu ihm passen, wenn er an irgendeinem Punkt seinen Stil einfach ändert, um mich auf dem falschen Fuß zu erwischen. Ist das möglich?
Dazu müßte er sich ausgerechnet haben, daß ich genau bis zu diesem Punkt gekommen bin… umgeben von einer Mannschaft die mir feindlich gegenübersteht während ich versuche, weiter zu denken als alle zusammen, einschließlich ihm selbst. Aber was seinen Plan so perfekt macht ist die Tatsache, daß er meine Möglichkeiten bereits eingeschränkt hat. Ich kann nichts wirklich unternehmen, weil ich keine Kontrolle mehr über die Mannschaft besitze.
Natürlich denkt er, die Alpha-Matrix an Bord der Roger Burlingame ist der Kapitän. Er weiß nicht – und woher auch? –, daß wir einen Kapitän haben, der noch immer das Kommando führt und daß der Alpha, den er in Mißkredit gebracht hat nur der Erste Offizier an Bord ist. Und das ist eine Unbekannte in der psychonomischen Gleichung, die zu meinen Gunsten zählt. Er muß den Zustand an Bord von den Aktionen des Schiffes ablesen. Er muß denken, daß der Kapitän von einer nervösgewordenen Besatzung abgelöst wurde. Und daß wir jetzt von einem nervösen Ersten Offizier kommandiert werden, der nichts anderes im Sinn hat als auf dem schnellstmöglichen Weg nach Hause zu flüchten, obwohl weder er noch die restliche Mannschaft sich darüber im klaren sind, ob sie nicht Meuterei begangen haben. Ja, natürlich. Genau so muß es nach außen hin wirken. Also ist es durchaus möglich, daß die tatsächliche Situation zu unserem Vorteil ist. Wir haben noch immer einen Kapitän, und die Mannschaft ist nicht so demoralisiert…
Oder vielleicht doch? Was ist das eigentlich für eine Situation, in der wir uns jetzt befinden? Korie denkt mißgelaunt darüber nach. Wir sind gar nicht so weit von dem entfernt was er für uns geplant hat. So klein, wie der Fehler in seinen Schlußfolgerungen ist reicht er einfach nicht aus, um uns einen entscheidenden Vorteil zu bieten. Wir befinden uns noch immer in tiefen Schwierigkeiten.
Aber er kann unmöglich wissen, auf welche Weise ich ihn zu bekämpfen plane. Weil er keine Ahnung von der internen Psychonomie hat. Er kennt nur die externe. Also…
Es sei denn, der gegnerische Kapitän ist ebenfalls eine Alpha-Matrix. Nur ein anderer Alpha kann sich einen solchen Plan ausdenken. Nur ein Alpha kann ihn durchschauen.
Hat der Gegner überhaupt Alphas?
Und wenn nicht – gegen wen oder was kämpfe ich da?
Und dann erstarrt Korie plötzlich. Beinahe wie betäubt. Seine Hände umklammern die Konsole.
Das ist kein einfacher Test für eine neue Waffe! Dies ist eine Auseinandersetzung von Verstand gegen Verstand! Meiner gegen seinen. Diesen Krieg wird diejenige Seite für sich entscheiden, die die beste Psychonomie besitzt. Er war nie hinter der Roger Burlingame her, nicht eine Minute – das war nie sein wirkliches Ziel. Der Feind sucht nach einem Weg, die Alphas zu neutralisieren. Das ist sein wirkliches Ziel!
»Sir? Fehlt Ihnen etwas?«
Korie blickt auf. Ein unbekannter Mann steht vor ihm, blickt auf ihn herab. Auf seinem Gesicht ist ein besorgter Ausdruck. »Kann ich irgend etwas für Sie tun, Sir?«
»Ah, nein. Danke, mir fehlt nichts. Danke, daß Sie gefragt haben. Sie sind… Fowles, nicht wahr?«
»Jawohl Sir.«
»Schön.« Korie weiß nicht was er sonst noch sagen soll. Einen Augenblick scheint er verwirrt dann versucht er zu erklären: »Ich habe gerade… nachgedacht Wegen dieser Schwingung. Der Reflex, verstehen Sie?«
»Jawohl, Sir. Ich hoffe, Sie finden die Ursache, Sir.«
»Ja, das hoffe ich auch. Es würde sicher eine Menge Fragen beantworten, nicht wahr?« Korie erlaubt sich ein freundliches Lächeln.
»Jawohl, Sir.« Fowles nickt rasch, ermutigt durch die angenehme Seite Kories, die er jetzt vor sich sieht. »Ich lasse Sie jetzt wieder in Ruhe, Sir«, sagt er.
»Mir geht es gut wirklich, Mister… Fowles. Aber wenn ich es mir recht überlege – falls Sie irgendwie in die Nähe der Kantine kommen sollten, dann
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