Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

eine Narbe zurückbleiben, die mich vor dem
einen oder anderen Fehler bewahren wird, denn aus jeder Verletzung lernt man
für die Zukunft.
    In der nächsten Zeit muss
ich mich allerdings erst mal von Männern erholen. Und das stellte sich sogar
relativ schnell heraus, weil ich beinahe einem sehr netten Mann das Herz
gebrochen hätte. Das Verrückte daran war, dass dieser hübsche, junge Mann mal eine
Händchenhaltebeziehung mit meiner ehemals besten Freundin Verona hatte. Doch es
war kein Rachefeldzug, mit ihm eine Beziehung einzugehen. Nein, ich dachte
wirklich, ich hätte mich in Florian verliebt. Doch mein Herz war noch nicht
frei, und es tut mir heute noch ehrlich leid, dass ich ihn enttäuschen musste.
    Ich schrieb ihm einen
Brief, den ich ihm persönlich geben wollte. Sein Vater öffnete die Tür. Die
Ähnlichkeit war verblüffend. Er gab mir strahlend die Hand und freute sich,
mich kennen zu lernen, denn der Name Klementine war ihm bereits vertraut; Florian
hatte mich wohl des Öfteren erwähnt. Da wussten seine Eltern gleich, was Sache
war.
    Ein weiterer Stich ins Herz: Jetzt
habe ich nicht nur Florian enttäuscht, auch seinen Vater. Ich fuhr traurig,
aber auch erleichtert nach Hause. Denn jede Liebe, die doch nicht ausreicht,
ist Ballast. Und deshalb fühlte ich eine Last von mir genommen.
    Ein paar Jahre später habe
ich Florian wieder getroffen. Wir haben über alles geredet. Er konnte mich
verstehen. Er hat eine tolle Frau verdient. Doch für uns beide war es damals
der falsche Zeitpunkt. Ich musste mich erst befreien.
    Warten war also angesagt. »Hab
doch Geduld«, riet mir meine Mutter weise.
    Leben, warten, Geduld,
leben, warten, Geduld, leben, warten, ewig, ewig warten …
     
    Ich sitze immer noch im Großen Wagen
am Himmelszelt. Die Wolken verziehen sich. Ich steige aus. Zwischen den Baumkronen
in der Ferne wird es langsam hell. Ein neuer Tag beginnt. Ich höre den ersten
Vogel singen. Er kündigt einen sonnigen Tag an. Bald werden seine Genossen
erwachen und mit ihm gemeinsam frohe Lieder zwitschern. Uelversheim wacht auf.
Ich fühle von hinten eine Hand auf meiner Schulter. Ein starkes, männliches
Gesicht beugt sich über mich und küsst mich. »Guten Morgen, Luca«, sage ich. »Ich
liebe Dich, meine große Liebe.«
     

 
     
     
     
    Die
Autorin Yvonne Stallmann