Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
nehmen!«, sagte ich dann.
»Okay, dann lass uns überlegen
wie!«
Zunächst haben wir uns
alle Termine im Umkreis eingeholt für die nächsten paar Wochen, und haben
gründlich überlegt, ob er auch da sein könnte. Wir haben geplant, was ich
anziehen würde, so euphorisch waren wir.
Das nächste, das anstand, war ein
Weinfest in Nackenheim. Die Atmosphäre war angenehm. Ich hatte ein Oberteil mit
Kaki-Muster. Davon hat er immer geschwärmt. Natürlich musste ich mir dann auch
so ein Oberteil zulegen. Und dann kam das Erwartete, und doch war es
überraschend: Er kam auf mich zu. Er wirkte unschlüssig, ob er weitergehen
sollte, weil er von mir eine Abfuhr kassieren könnte, oder ob er stehen bleiben
sollte. Zum Glück blieb er stehen.
Er setzte sich zu mir. »Du siehst gut
aus!«, sagte er. Seine blauen Augen waren wie Messerstiche. Irgendwann würde
eine andere in seinen Augen das Meer sehen. »Was haben wir nur gemacht?«, fragte
er mich. Ich wusste keine Antwort. Er bereute bestimmt, die Beziehung geführt
zu haben. Aber es gibt ja angeblich DINGE, DIE KANN MAN NICHT STEUERN!
»Ich habe ein Geschenk für
dich. Wann können wir uns denn sehen?«
Ein Geschenk für mich? Was
sollte das? Er hat sich doch von mir getrennt. Ich sagte: »Ich melde mich.«
Verona und ich redeten
wieder Stunden lang. Und dieses Geschenk ließ mir einfach keine Ruhe. Ich war
fassungslos, aber auch gespannt. Und natürlich machte ich mir Hoffnungen.
Vielleicht würde ich
wieder einen Brief bekommen, und wir würden einen Neuversuch starten.
Tapetenwechsel heilt die Wunden nicht
Das Reden mit Verona tat gut. Sie lud
mich ein in die Stadt, in der sie ihre Ausbildung machte. Ein ganzes Wochenende
Quatschen, Ablenkung, nach Männern Ausschau halten.
Es ist eine schöne Stadt.
Wir bummelten an den Schaufenstern entlang, gingen Schuhe und Schmuck kaufen.
Abends aßen wir Zwiebelkuchen und tranken Federweißer. Das musste sein. Wir
ließen es uns richtig gut gehen. Und ich konnte sogar hin und wieder lachen.
Wir überlegten, was wir am
nächsten Tag machen könnten. »Hier gibt es eine Diskothek!«, schlug Verona vor.
Und wir gingen hin. Doch irgendwie gefielen mir dort keine Männer. In meinem
Kopf schwirrte einfach ein anderer rum.
Als wir dann wieder zu
Hause bei ihr waren, gestand ich ihr, wie unerträglich für mich die Vorstellung
sei, ihn mit einer Neuen zu sehen. Sie konnte mich verstehen. Es wäre für sie
auch schlimm, wenn ihr Jochen eine andere hätte. Wenn man vom Teufel spricht ¼ Das Telefon klingelte. Wer war dran? Jochen. Als das Gespräch beendet war,
musste Verona heulen. Jetzt lagen wir uns in den Armen und weinten beide.
Jochen würde sich bald trennen. Die Beziehung lief nicht mehr. Drei Jahre waren
sie zusammen. Wir gingen erst mal an die frische Luft und besichtigten die
Felsenkirche.
Diesmal war es mein Handy,
das piepste. Eine SMS von Mark. »Können wir uns sehen? Morgen am Strandbad? Ich
möchte dir das Geschenk geben.«
Ich war überrascht. Ach
ja. Das Geschenk, das er mir immer noch nicht gegeben hatte. Mein Herz schlug
höher. Ich war so aufgeregt. Und natürlich machte ich mir falsche Hoffnungen.
Dann überlegten wir, was wir beide als Singles so anstellen könnten. Natürlich
musste ich topp gestylt sein, wenn ich mich mit ihm treffe. Eine neue Hose
musste her. Und natürlich eine neue Jacke. Ich entschied mich für eine beige.
Denn so was fand er auch immer ganz toll. Nun war ich frisch eingekleidet. Na,
da konnte ja nichts mehr schief gehen.
Trennungen und Komplimente vertragen
sich nicht
Das Treffen am Strandbad war schön. Er
lud mich zum Eisessen ein. Mein Outfit kam gut an. Er machte mir Komplimente: »Du
siehst schon gut aus. Schade, dass das mit uns nicht klappt.« Diese Reaktion
war eindeutig. Da schwanden alle Hoffnungen. Ich musste mich zusammen-reißen,
damit mir nicht die Tränen kamen. Sein Geschenk war ein Fußring. In blau. Meine
Lieblingsfarbe. Doch ich war froh, als ich zu Hause war. Sein Abschiedsgeschenk
kam direkt in den Schuhkarton zu den anderen Sachen, die mich sonst unnötig an
ihn erinnert hätten.
Weihnachten kann wehtun
Der Sommer ging vorbei, der Herbst
ebenso und der Winter kam. Ich schaute aus dem Fenster; es schneite große
Flocken. So groß waren sie, dass sie aussahen wie Murmeln, die lautlos auf die
Erde fielen. Jede Flocke war wie ein Stich in mein Herz. Schnee! Wie damals als
Mark und ich gemütlich im Bett gekuschelt haben und
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