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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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vor ihrer eigenen Courage. Denn die Stille zwischen den dichtstehenden Bäumen hatte etwas Merkwürdiges. Es gab keine
    anheimelnden Sithinester hier. Die hatten sie weit hinter sich gelassen. Es gab keinerlei geschäftigen Lärm, obwohl Tsuuka, als sie weiter in die Düsternis hineinschritten, mehrmals glaubte, huschende Geräusche in der Nähe zu vernehmen. Sie lauschte furchtsam, als sie sich klarmachte, daß sie nicht einmal wußte, welche Lebewesen es so tief im Wald gab. Sie hatte gehört, daß die Spinner bis dorthin gingen. Aber würden Spinner verstohlen durchs Unterholz flitzen und sich vor ihnen verstecken, da die Sithis sie beschützten?
    Endlich gewann die Besorgnis die Oberhand über sie, und sie weigerte sich, weiterzugehen, trotz Maiilins leisen, spöttischen Lachens. Sie kauerte sich nieder und machte sich klein im Schatten und ließ Maiilin allein zu den geheimen Plätzen weitergehen, die zu kennen sie beteuerte.
    Maiilin ging. Tsuuka zitterte erbärmlich, als die Schritte ihrer Schwester zwischen den Bäumen verhallten.
    Kurz darauf vernahm Tsuuka Geräusche ... Geräusche, die sie zuvor nicht gehört hatte. Rascheln, Schleifen und Knacken. Bildete sie es sich ein? Hörte sie das nur, weil sie allein und verängstigt war? Oder bewegte sich in den Schatten etwas ... in denselben Schatten, in die Maiilin hineingegangen war? Bewegte sich tatsächlich die Dunkelheit, als wäre sie im Begriff, sich zu erheben und nach ihr zu greifen? Plötzlich wollte Tsuuka nicht länger allein sein. Und sie
    wollte nicht, daß Maiilin allein war, egal, wie arglos sie in das Dämmerlicht der Bäume gegangen war. Denn dort befand sich etwas. Etwas ...
    Aber bevor Tsuuka den Mut aufbringen konnte, ihr Versteck zu verlassen, bevor sie ihre widerstrebenden Glieder
    bewegen konnte, hörte sie unvermittelt einen spitzigen
    Schrei, der aus vielen Kehlen zu kommen schien. Vor Entsetzen erstarrt, sank sie tiefer in ihr Versteck und erbebte bei den
    dreschenden Geräuschen, die dem Schrei folgten ... und gleich darauf lähmte sie ein heiserer Schrei, dem die längste Stille folgte, die sie je erlebt hatte.
    Sie duckte sich, kaum fähig zu atmen, und horchte unter bebender Anspannung sämtlicher Nerven auf neue Geräusche, von Angst um ihre Schwester gequält. Denn wenn sie auch den ersten, vielstimmigen Schrei nicht erkannt hatte, schien ihr, als hätte Maiilin den zweiten ausgestoßen. Und jetzt herrschte lautlose Stille, unheilvoll und endlos. Sie maß die Dauer der Stille am furchtsamen Pochen ihres Herzens.
    Schließlich, als sie nichts mehr hören konnte, als sie keinen Mucks mehr hören konnte, verließ sie ihr Versteck und
    suchte sich ihren Weg durch die Bäume, in der Richtung, die Maiilin eingeschlagen hatte. Ihr Herz schlug so heftig, daß sie kaum atmen konnte. Die Schatten schienen sich träge hinter ihr zu bewegen, als wären sie halbbeseelt.
    Sie erinnerte sich noch immer daran, wie winzig Maiilin ausgesehen hatte, als sie dort auf einem Teppich aus Zweigen gelegen hatte, in Seide gefesselt. Sie erinnerte sich noch immer daran, wie still Maiilin dort gelegen hatte, fest von zähen Tauen umwickelt. Sie schienen ihr Bewußtsein gedämpft zu haben, als wären sie mit einer Substanz getränkt gewesen, die Verstand und Willen lähmte. Tsuuka war näher getreten, das Maul vor Entsetzen geöffnet. Wer konnte ihre Schwester derart gefesselt haben, mit frischen Seidenfäden? Sicherlich nicht die Spinner. Sie sahen in den Sithis ihre Beschützer. Und diese Seide roch nicht so, als hätten die Spinner sie ausgeschieden. Sie hatte einen beißenden Geruch.
    Niemals würde sie die schrecklichen Augenblicke vergessen, als Maiilin sich zu rühren begann. Als ihre Schwester erwacht war, erkannte sie Tsuuka nicht. Ihre Augen waren glasig, ihre Zunge geschwollen, die Muskeln erschlafft. Sie war unfähig, auch nur eine der Fragen zu beantworten, die Tsuuka ihr stellte. Sie starrte Tsuuka mit leerem Blick an; ohne ein Zeichen des Wiedererkennens.
    Maiilin war nicht imstande gewesen, etwas zu sagen. Sie war rasch und auf eine unbekannte Art zum Schweigen gebracht worden. Tsuuka zog mit den Klauen an den trocknenden Seidenfäden, sorgsam darauf bedacht, ihnen nicht mit dem Körper zu nahe zu kommen. Sie gab sich die größte Mühe, Maiilin dazu zu bringen, daß sie ihr erzählte, woher die Seide gekommen war, und woher die schwellende Wunde in ihrer linken Flanke rührte. Aber als sie frei war, rappelte sich Maiilin nur auf die Füße

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