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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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Stärkung zu sich zu nehmen. Sie brauchte nicht einmal das abgestandene Wasser in ihrer Wanderflasche zu trinken, da eine höhergelegene Bergquelle ihr kühles Naß in einem kleinen Rinnsal ganz in der Nähe vorbeischickte. Zufrieden genoß sie die Ruhe ringsum.
    Plötzlich wurde sie gestört.
    Das kam, als sie wohlig ihren Suchgeist ausschickte, um den Frieden und die Stille hier voll aufzunehmen – sie stieß auf einen Gedanken! War es jemand von einem der Clans? Jemand, der sich wie sie auf Pilgerung befand? Es gab viele Clans auf der anderen Bergseite, mit denen ihrer außer im Winter wenig Verbindung hatte. Nein, selbst in dieser kurzen Begegnung hätte sie die Yurthausstrahlung erkennen müssen, auch falls der andere Yurth seinen Geist geschlossen hatte.
    Wenn es kein Yurth war, mußte es ein Raski sein, denn kein Tier dachte auf diese Weise. War es ein Jäger? Sie wagte nicht zu sondieren. Zwar war Raskihaß durch Furcht gedämpft, aber wer konnte schon wissen, was passierte, wenn ein Raski, fern seinesgleichen, auf einen Yurth stieß, der ebenfalls allein war? Sie erinnerte sich jetzt an jene, die von ihrer Pilgerung nicht zurückgekehrt waren. Natürlich mochte es dafür die verschiedensten Erklärungen geben: ein Sturz in die Tiefe, ein Steinschlag, eine Krankheit fern jeder Hilfe, ja sogar vorsätzlicher Tod durch eine Bedrohung, die sich durch den Obersinn nicht beeinflussen ließ. Von jetzt an mußte sie größte Vorsicht walten lassen.
    Elossa verknotete die Zugschnur ihres Proviantbeutels, griff nach dem Stab und stand auf. Nun konnte es keine Erleichterung mehr durch die Straße geben. Von jetzt an mußte sie ihr Bergwissen auf die Probe stellen. Kein Raski war im Gebirge so geschickt wie ein Yurth. War sie jetzt wirklich gejagtes Wild, dann konnte sie, dessen war sie sicher, ihren Jäger durch ihre Flinkheit abschütteln.
     

 
2.
     
    Hoch über der vergessenen Straße hielt Elossa an, um kurz zu verschnaufen und ihren Suchgeist auszuschicken. Ja, der andere war immer noch in ihrer Richtung auf dem Weg. Sie runzelte die Stirn. Obgleich sie ihre Vorkehrungen getroffen hatte, hätte sie nie wirklich gedacht, daß dergleichen geschehen würde. Kein Raski jagte je einen Yurth. Diese Verfolgung war einfach unvorstellbar, seit dem Sieg ihres Volkes über Könighaupt Philoar vor zwei Generationen.
    Sie konnte ihn aufhalten, glaubte sie. Illusion, Geistberührung – o ja, wenn sie ihre Gabe benutzen wollte, hatte sie Waffen genug. Aber da blieb immer noch das, was vor ihr lag. Wenn jemand zur Pilgerung aufbrach, hatte er nicht die geringste Ahnung, was ihn erwartete, denn die Zurückgekehrten sprachen mit keinem Ton darüber. Aber er hatte seine Warnungen und Anweisungen, mit der Gabe sparsamst umzugehen, da sie am Ziel benötigt wurde.
    Der Obersinn war nicht gleichmäßig, sondern je nach Benutzung stärker oder schwächer und konnte auch völlig erschöpft werden. Darum mußte man für Notfälle für einen ständigen Vorrat sorgen. Also wagte sie nicht, ihre Kräfte zu benutzen, um einen Fremden zur Umkehr zu zwingen, der möglicherweise nur zufällig den gleichen Weg hatte und nicht einmal etwas von ihrer Anwesenheit wußte.
    Die Dunkelheit würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, und des Nachts war es in den Bergen unangenehm kalt. Sie sollte sich einen Unterschlupf suchen. Mit Augen, die für dergleichen geschult waren, stellte Elossa fest, was vor ihr lag. Bis jetzt hatte der Aufstieg noch nicht an ihren Kräften gezehrt, aber sie sah, daß vor ihr steilere Hänge lagen. Doch sie konnte bis morgen warten, sie zu erklimmen.
    Sie stand auf einem Sims, das rechts von ihr breiter wurde und mit dürftigem Gras und vereinzelten Büschen bewachsen war. Das Rinnsal von der Quelle, aus dem sie ihren Mittagsdurst gelöscht hatte, war zum Bach geworden, der hier in einen kleinen Weiher mündete. Ihr Suchgeist fand dort Vögel und Nagetiere, nichts Größeres.
    Sie ließ ihren Stab am Rand dieses Teiches fallen und kniete sich nieder, um den Staub der Ebene vom Gesicht zu waschen und einen tiefen Schluck zu nehmen. Dann holte sie aus ihrem Kittel eine Metallscheibe, die von einem einfachen Kettchen um ihren Hals hing. Sie legte sie auf ihre Handfläche und erforschte vorsichtshalber die nähere Umgebung noch einmal mit Augen und Geist, um sich zu vergewissern, ob sie sich ein wenig entspannen und ausruhen durfte.
    Es befand sich nichts ringsum, das ihrer besonderen Wachsamkeit bedurft hätte. Aber

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