Sternenteufel
noch einmal rasend vor Wut kreischte. Sein Körper, so lang und schmal wie eine Schlange, zog sich einer Sprungfeder gleich zusammen – und schnellte sich auf den wartenden Rog.
3.
Die Tiere krachten gegeneinander. Elossa taumelte unter der ungeheuerlichen Wucht der Gefühlsregungen zurück, die von ihnen ausging, ehe sie hastig eine Barriere errichtete. Rasch kroch sie auf Händen und Füßen den Hang entlang, bis zu einer Stelle, wo sie es wagen konnte hinunterzusteigen. Ihre Pflicht drängte sie. Sie war sicher, daß der Mann, den der Sargon angegriffen hatte, verwundet war, sehr ernst sogar, nach seinen Schmerzen zu schließen, die ihr Geist empfunden hatte.
Vorsichtig kletterte sie hangabwärts, bis sie zwischen dichten Büschen ankam. Die Geräusche, die sie dabei verursachte, gingen zweifellos im Toben des Kampfes unter.
Vorsichtig sondierte sie. Sie mußte nach links und noch weiter hinunter. Die Büsche lichteten sich, und schließlich stand sie zwischen Felsbrocken. Auf dem höchsten erhob sich etwas halb, fiel jedoch gleich wieder zurück und blieb, mit einem Arm über die Seite des Steines hängend, liegen.
Elossa lehnte ihren Stab gegen einen niedrigen Felsbrocken und kletterte hoch. Es war noch hell genug, das Blut zu sehen, das sich über die linke Schulter und Seite des jetzt schlaffen Körpers ausbreitete.
Sie bewegte sich behutsam, denn er nahm fast die ganze Oberseite dieses Felsblocks ein, der seine letzte Hoffnung gewesen war. Vorsichtig kniete sie sich neben ihn nieder und untersuchte die Wunde, die von der Schulter aus ganz über den Brustkorb reichte. Das Fleisch war tief aufgerissen, als hätte man eine reife Frucht geschält.
An Elossas Gürtel hing ein kleiner Beutel mit yurthischen Heilmitteln. Doch sie konnte nichts tun, solange er noch bei Bewußtsein war, und daß er nicht völlig besinnungslos war, obwohl er sich nicht rührte, spürte sie. Schmerz war eine zu große Barriere für das, was sie zu tun hatte – und Raski kannten nicht wie Yurth eine innere Kontrolle darüber. Außerdem fiel es viel schwerer zu heilen, wenn ein bewußter Verstand möglicherweise ungewollt Widerstand leistete. Was sie tun mußte (denn sie war schuld, daß es soweit gekommen war), verstieß gegen Bräuche und Gesetze der Yurth. Doch in diesem Fall verlangte es ein höheres Gesetz.
Schlafe, befahlen ihre Gedanken. Entspanne dich!
Sie spürte, wie er nun tatsächlich einschlief. Dann wies sie ihn an, den Schmerz zu vergessen. Er blieb zwar, doch ganz tief im Hintergrund, unmerklich. Das gleiche hatte sie mit verwundeten Tieren gemacht, die sie gefunden hatte, und mit einem Yurthkind, das sich den Arm gebrochen hatte. Aber die Tiere hatten ihr vertraut, und das Kind hatte gewußt, was sie tun würde, und sich entspannt. Würde es auch bei einem Raski wirken, der ihresgleichen haßte und mißtraute?
Elossa war sicher, daß er jetzt die Schwelle des Bewußtseins ganz überschritten hatte. Auch sein Unterbewußtsein wehrte sich nicht mehr gegen sie.
Mit ihrem Messer schnitt sie sein Lederwams auf und das Hemd darunter, das steif vor Blut war. Sie legte die klaffende Wunde ganz frei und holte aus ihrem Beutel einen zusammengefalteten Verband, den sie über ihr Knie breitete. Er war mit einer mit Fett vermischten dicken Schicht pulverisierter Kräuter bedeckt.
Mit größter Behutsamkeit drückte sie das klaffende Fleisch zusammen und hielt es mit einer Hand, während sie mit der anderen den Verband nach und nach über die Wunde legte. Obgleich das Blut bis zuletzt geflossen war, drang nichts durch den selbsthaftenden Webstreifen.
Jetzt mußte Elossa ihren Gedankenhalt über den Raski aufgeben, denn alle Kraft und Geschicklichkeit ihrer Gabe war nun anderswo nötig. So vorsichtig, wie sie in seinen Geist eingedrungen war, verließ sie ihn. Glücklicherweise rührte er sich nicht, noch nicht.
Sie drückte die Fingerspitzen auf den Rand des Verbands, dann konzentrierte sie ihren Willen auf das geistige Bild heilenden Fleisches. Sie konnte nur hoffen, daß Raskikörper sich nicht allzusehr von Yurthleibern unterschieden. Blut, hör auf zu fließen, befahl sie. Die Zellen stimulierte sie zur Erneuerung des Bindegewebes.
Sie spürte, wie die Energie aus ihren Fingerspitzen in die Wundränder floß. Heile! befahl sie. Auf und ab tupften ihre Finger sanft auf den Verband, und sie schickte die Kraft des Obersinns hindurch, der im Augenblick nur auf diese eine Aufgabe eingestellt war.
Doch nun
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