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Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Stiefbruder - Liebe meines Lebens

Titel: Stiefbruder - Liebe meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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endlich erwachsen wurde, mir Jakob mehr bedeutete, als je zuvor.
    Unweit des Baggersees gab es eine Autobahnbrücke. Dort verkroch ich mich, kraxelte die betonierte Schräge hoch, bis fast unter die Straße, über die die Autos dahinbretterten. Lieber wollte ich
hier
leben, wie ein Penner, als fünfhundert Kilometer weit wegzuziehen.
    Es dauerte nicht lange, bis mich mein Bruder fand, da er meine Schlupfwinkel und Rückzugsorte kannte –
er
hatte sie mir einst gezeigt. Wendig kletterte er die steile Fläche hoch und setzte sich direkt neben mich. Über uns – padam padam – stolperten die Reifen der Autos über einen Riss im Beton, und eine ganze Weile sagte er gar nichts. Schweigend zupfte er an welken Grashalmen, die sich durch den Beton gefressen hatten, lauschte den holprigen Fahrgeräuschen über uns und sah nachdenklich zu unseren Fahrrädern runter.
    „Fünfhundert Kilometer ist weit weg, aber nicht aus der Welt“, murmelte er schließlich.
    „Für
mich
ist
es aus der Welt“, grummelte ich und verbarg das Gesicht in der Ellenbeuge, um meine Tränen zu verbergen.
    „Wir können telefonieren, uns Briefe schreiben und in den Ferien können wir uns besuchen“, schlug Jakob vor.
    „Das ist nicht dasselbe“, raunzte ich, schniefte und wischte Rotz in den Ärmel. Jakob rutschte an mich ran, legte einen Arm um meine Schulter und bestätigte leise:
    „Natürlich ist es das nicht.“
    Da lehnte ich mich gegen ihn und kannte keine Zurückhaltung mehr, heulte und schluchzte wie ein Kind, vergessen war, dass ich den starken, erwachsenen Mann markieren wollte. Ich fühlte mich betrogen, belogen, angeschmiert. Es war unfair, gemein, hinterhältig. Das würde ich meinem Vater niemals verzeihen, ihn für den Rest meines Lebens dafür hassen. Dass er mit Jakobs Mutter ein Problem hatte, dafür konnte ich nichts, warum musste ich dafür leiden? Diese und weitere Fragen rasten mir durch den Kopf, während mein Herz einfach nur wehtat. Das Schlimmste von allem war, dass ich mich von meinem Bruder würde trennen müssen.
    Ich schlang die Arme um ihn, krallte mich richtig fest und presste mein Gesicht an seine Brust. Der betörende Duft seines Körpers kroch in meine Nase und seine Nähe wühlte mich auf erregende Weise auf. Er streichelte sanft meinen Kopf und wiederholte dabei immer wieder:
    „Es wird gut. Es wird halb so schlimm.“
    An seiner Stimme konnte ich aber hören, dass er das selbst nicht glaubte. Auf so tröstende Art an seinen Körper geschmiegt, von ihm gehalten und beschwichtigt, beruhigte ich mich nach und nach. Nun kam ich mir für diesen Ausbruch dumm und kindisch vor.
    Jakob wandte sich aus meinem Klammergriff, zückte das Handy meines Vaters, und als ich ihn empört anstarrte erklärte er:
    „Ich habe versprochen sie zu benachrichtigen, wenn ich dich gefunden hab.“
    Das war mir nicht recht, aber ich sagte nichts als er das Telefon einschaltete. Immerhin hatte er hier mit mir eine ganze Weile herumgesessen, ehe er sich erinnert hatte, daheim anzurufen.
    „Ich fahre nicht!“, beteuerte ich, während er die Nummer wählte.
    Jakob musste sich eine Menge Vorwürfe anhören, weil er das Handy einfach abgedreht hatte. Erst danach konnte er erzählen, dass er mich gefunden hatte und ich wohlauf war.
    „Ich fahre nicht!“, wiederholte ich mein Mantra, um es meinem Stiefbruder klar zu machen, um es
mir
klar zu machen, um es
der ganzen Welt
klar zu machen.
    „Kann er noch über den Sommer bleiben?“, fragte Jakob und ich horchte hoffnungsvoll auf. Für diesen brillanten Vorschlag hätte ich ihn am liebsten geküsst – die Tragweite dieses Wunsches wurde mir erst später bewusst. Obwohl mich seine Nähe erregte, dachte ich in Bezug auf ihn noch nicht auf diese Weise.
    Offenbar waren unsere Eltern mit Jakobs Vorschlag nicht einverstanden, und so begann er zunächst um Wochen, dann um Tage zu feilschen. Am Ende konnte er nur einen einzigen Tag herausschinden – und das auch nur unter der Bedingung, dass ich dann bei der Abreise keinen Aufstand machte.
    Mein Vater mietete sich in einer Pension ein, offenbar war er wirklich fertig hier, aber ich durfte im Haus bleiben. Da mein altes Zimmer so bedrückend leer war, erlaubte mir Jakob, bei ihm zu übernachten. Glücklich darüber nahm ich meinen Schlafsack und rollte ihn in der Absicht, dort die Nacht zu verbringen, auf dem Boden aus.
    „Wenn du nicht furzt, kannst du bei mir im Bett schlafen“, bot Jakob an und so schlüpfte ich rasch zu ihm unter die

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