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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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sieh sich einer das an!«
    Exley folgt ihm, kommt mit jedem Schritt dem Stiefel und dem braunen Bein näher. Weiß, wenn er die Felsen erreicht, wird er Vernon Saul sehen, dessen zerfetzte Kehle weit aufgerissen in den Himmel gafft. Hört das kreischende Gelächter der kreisenden Möwen über ihm, als hätten sie diesen fiesen, kosmischen Scherz mitgeplant.
    Der Cop bleibt stehen, Hände auf den Hüften. »Sieht ganz so aus, als hätten Sie hier ein Problem, Mr. Exley.«
    Exley wird klar, dass er verloren hat. Das karmische Gleichgewicht wird wiederhergestellt werden, und daran ist nichts mehr zu ändern. Diese Einsicht bringt eine fatalistische Ergebenheit mit sich, und seine Furcht verfliegt. Jetzt ist der Moment gekommen, die Wahrheit zu sagen. Sich zu offenbaren. Er will den Schwarzen gerade ins Haus bitten, um ein volles Geständnis abzulegen, als der Captain mit seinem Slipper gegen den sandverkrusteten Stiefel tritt.
    »Meine Güte, was stinkt der Bursche.«
    Tatsächlich hängt ein widerlicher Verwesungsgeruch schwer in der Luft, doch selbst in seinem losgelösten Zustand ist Exley irritiert von der pietätlosen Art des Ordnungshüters.
    »Keine Sorge«, sagt der Cop. »Ich ruf bei der Abfallbeseitigung an. Die kümmern sich um so was.« Der Captain hat schon sein Handy gezückt und wählt, tritt weg von den Felsen.
    Als Exley näherkommt, versteht er plötzlich, dass das, was er für Vernon Sauls Stiefel hielt, in Wirklichkeit eine mit Dreck überzogene Flosse ist. Dann tritt er um den Felsen herum und sieht den aufgedunsenen Kadaver eines riesigen, braunen Robbenbullens, der vom Sturm in der Nacht angespült worden ist.
    Exley muss dem Polizisten den Rücken zuwenden, weil ein hysterisches Lachen aus ihm herausbricht, eine Heiterkeit, die er einfach nicht beherrschen kann. Eine dermaßen überwältigende Heiterkeit, dass Dawn, als er zurück ins Haus torkelt und kein Wort herausbringt, der festen Überzeugung ist, dass er weint.

KAPITEL 59
    Exley fliegt in die Nacht, lässt die Leichen und das Blut weit hinter sich und empfindet zum ersten Mal seit Wochen ein Gefühl der Ruhe, obwohl der Bildschirm vor ihm anzeigt, dass er mit neunhundertfünfunddreißig Stundenkilometern unterwegs ist.
    Den ganzen Tag über war er unruhig, rechnete stets damit, dass die Cops ihn doch noch verhafteten, und an der Passkontrolle im Flughafen von Kapstadt überkam ihn für einen kurzen Moment Panik, als eine uniformierte Xhosa immer wieder prüfend von Sunnys Passfoto zu Brittany schaute, ehe sie das Dokument abstempelte.
    Jetzt sitzt er im Flugzeug, spürt das Brummen der Triebwerke unter seinen bestrumpften Füßen und fängt allmählich an, sich zu entspannen, aber sobald er versucht zu schlafen, laufen die entsetzlichen Ereignisse der letzten Woche noch immer wie ein Film in seinem ganz persönlichen Bordkino ab. Also hält er die Augen weit offen und beobachtet das kleine Flugzeug, das sich auf dem Monitor gen Osten schiebt.
    Tagsüber war er damit beschäftigt gewesen, die Sachen seiner toten Familie zu einem Obdachlosenasyl zu karren, den Audi bei der Mietwagenfirma abzugeben und die letzten Papiere zu unterschreiben, die für den Transport von Carolines Leichnam erforderlich waren. Eine Laune des Schicksals wollte es, dass sie jetzt ebenfalls in der Luft ist, unterwegs nach England.
    Exley und Dawn hatten kaum Zeit, sich zu unterhalten, nachdem der Cop gegangen war, und sie ist gleich nach dem Start eingeschlafen. Das Kind schlummert auf dem Sitz zwischen ihnen unter einer Decke. Die Kleine ist unruhig, und ihre Finger zucken und packen die Bluse ihrer Mutter. Ohne aufzuwachen, legt Dawn einen Arm umsie und murmelt irgendwas. Exley streckt die Hand aus und berührt die des Kindes. Ihre Haut ist weich, aber irgendwie dicker, strapazierfähiger als Sunnys.
    Bei Sonnenuntergang ging Exley in sein ehemaliges Studio, der Raum leer bis auf ein verwaistes ADSL-Kabel, das sich über den Teppich mit seinen Druckspuren schlängelte, und die silberne Urne in einer Ecke. Seine Workstation stand jetzt an der Waterfront, im Loft eines reichen, jungen Computerfreaks, und alle Spuren von Chaos und Anarchie waren aus ihrem Speicher gelöscht.
    Exley nahm die Urne und ging durchs Wohnzimmer Richtung Veranda. Auf dem Sofa saßen Dawn und Brittany zwischen einem Hello-Kitty-Kinderrucksack und Koffern und Taschen, die von dem Großeinkauf am Nachmittag zeugten, und aßen Chips und tranken Cola.
    »Was ist das, Onkel Nick?«, fragte

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